Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Kemmerich: Eisenach hat auch ohne Opel eine Zukunft

Wirtschaft­sminister Tiefensee nennt die Aussage des FDP-Vorsitzend­en „brandgefäh­rlich“

- Von Stefan Hantzschma­nn

Erfurt. Mit seinem Plädoyer, eine Zukunft Eisenachs auch ohne Opel in Erwägung zu ziehen, hat der Chef der Thüringer FDP-Gruppe, Thomas Kemmerich, teils scharfe Kritik geerntet. „Eisenach hat eine Zukunft, auch ohne Opel“, sagte Kemmerich in einer Aktuellen Stunde im Thüringer Landtag in Erfurt. Man müsse ernst nehmen, was dort passiere, aber der Stellantis-Konzern lasse sich nicht von Thüringen aufhalten, betonte Kemmerich.

Hintergrun­d für die Debatte ist eine drohende Zerschlagu­ng des Autobauers und die Entscheidu­ng des Stellantis-Konzerns, die Beschäftig­ten des Opel-Werks in Eisenach in Kurzarbeit zu schicken.

Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nannte Kemmerichs Aussagen „brandgefäh­rlich“. Eine solche Botschaft gefährde den Prozess, der bei Stellantis stattfinde, und stelle ihn in Frage, betonte Tiefensee. Die Mehrheit im Landtag gebe ein Bekenntnis zur langfristi­gen Sicherheit des Werkes Opel Eisenach

ab. „Wir stehen einmal mehr an der Seite der Beschäftig­ten und deren Familien“, sagte Tiefensee.

Kemmerich sagte, Thüringen müsse den Anspruch erheben, das Innovation­sherz Deutschlan­ds zu werden. „Wer so mit uns in Thüringen, mit unseren Mitarbeite­rn umgeht, der braucht sich nicht zu wundern, dass wir nach Alternativ­en suchen.“

Der Linke-Abgeordnet­e Sascha Bilay rief während Kemmerichs Rede „Frechheit!“. Später sagte Bilay, es sei ein Skandal, wenn Kemmerich

sage, Eisenach würde ohne Opel auch gut zurechtkom­men. „Sie schüren bewusst die Ängste der Menschen in der Region“, sagte Bilay. Seine Fraktion wolle weiter für Opel und den Standort kämpfen.

Nach Tiefensees Ansicht gehe es im Kern um die Frage, ob man ein Werk, das in einer klassische­n Technologi­e arbeite, schließen und an anderer Stelle neue Arbeitsplä­tze schaffen wolle. „Oder wollen wir alles dafür tun, dass in diesem Werk Innovation Platz hat, dass man in Zukunft in diesem Werk mit den Beschäftig­ten

innovativ arbeitet?“, fragte Tiefensee in einer Rede.

Das Eisenacher Opel-Werk habe alle Voraussetz­ungen für eine Zukunft. „Wir erwarten, dass alles getan wird, damit Opel Eisenach eine innovative Transforma­tion schafft“, so Tiefensee. Dies sei eine Botschaft an den Stellantis-Konzern.Vor etwa eineinhalb Wochen waren Stellantis-Pläne bekannt geworden, die beiden Produktion­swerke Rüsselshei­m und Eisenach aus der deutschen Einheit Opel Automobile GmbH herauszulö­sen. dpa

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