Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Hits vom Herd
Während er Hits wie das weltberühmte „Hope of Deliverance“schrieb, brachte sie erfolgreiche Kochbücher heraus: Paul und Linda McCartney waren ein außergewöhnliches Paar. So konnte sich der Ex-Beatle um seine Musik kümmern, seine damalige Frau hatte sich erst der Fotografie, dann dem vegetarischen Kochen verschrieben. Zur fleischlosen Küche kam sie durch ein Schlüsselerlebnis: Während über die Wiese ihrer schottischen Farm fröhlich meckernde Lämmer herumliefen, lag eines der Tiere fein zubereitet auf der Servierplatte des Mittagessens. Daraufhin blieb den Stars der Bissen im Halse stecken.
„Iss niemals etwas, das ein Gesicht hat!“lautete fortan das Motto der McCartneys, die Dame des Hauses servierte nur noch vegetarische Gerichte. So gab es etwa zu Weihnachten statt der typischen Pute einen Truthahn aus Makkaroni und Käse, den Paul fachmännisch tranchierte,wie er im jetzt erschienenen Familienkochbuch von Linda McCartney verriet. Mehrere ihrer vegetarischen Kochbücher sind erst nach ihrem Tod im Jahr 1998 erschienen.
Für die neue Sammlung haben Paul und die gemeinsamen Kinder Mary und Stella mehr als 90 pflanzenbasierte Rezepte zusammengetragen, mit denen man „die Seele ernähren und den Planeten retten“kann, so ihr Versprechen. Dafür haben sie ihre Lieblingsrezepte neu, also vegetarisch, interpretiert – American Pancakes ohne den fetten Speck, Chili con Carne ohne das typische Rindfleisch und den traditionellen Shepherd’s Pie natürlich ohne Lamm – das wird in diesem Fall durch veganes Hackfleisch ersetzt.
Ob Pizza, Pasta, Dessert oder Sonntagsbraten – jedes Rezept ist ein Hit. Das dürfte Musik in Pauls Ohren sein.
Berlin. Carsten Schneider hat sich als Finanzexperte einen Namen gemacht, seit dem Regierungswechsel hat der gebürtige Thüringer ein Büro im Kanzleramt: Der SPD-Politiker ist Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland und gleichwertige Lebensverhältnisse. Im Interview mit unserer Redaktion macht Schneider einen Vorstoß, der Diskussionen auslösen dürfte.
Haben Ostdeutsche einen anderen Blick auf den Ukraine-Krieg als Westdeutsche?
Carsten Schneider: Nein. Es gibt überall den Wunsch nach Frieden. Die generelle Ablehnung einer deutschen militärischen Beteiligung an einem Krieg ist im Osten vielleicht etwas größer. Durch die Geschichte gibt es mehr Verständnis und eine Nähe zu den Menschen in der ehemaligen Sowjetunion. Arbeiter und Ingenieure aus der DDR und den ehemaligen Sowjetrepubliken haben dort gemeinsam an der Druschba-Pipeline gearbeitet. Mit Gorbatschow haben viele einen Aufbruch verbunden. Was das Bild von Putin angeht, mag es noch Unterschiede zwischen Ost und West gegeben haben, aber das hat sich seit Kriegsbeginn angenähert.
Hat Putin im Osten noch Unterstützung?
Das kann ich nicht erkennen. Die allermeisten sehen Putin als Aggressor. Wenn ich auf Veranstaltungen sage, der Typ ist irre, widerspricht mir niemand.
Die Inflation steigt auf Rekordniveau, die Kaufkraft nimmt rapide ab. Wie groß ist die Sorge der Menschen im Osten, dass sie sich ihr Leben nicht mehr leisten können?
Ich weiß, dass vielen mulmig zumute ist. Wer zwischen 1900 und 2400 Euro brutto verdient, für den wird es eh schon eng am Ende des Monats. Und wenn dann noch eine Nachzahlung kommt für Heizkosten, wird das viele – gerade im Osten – vor Probleme stellen. Wir haben Entlastungspakete im Volumen von 30 Milliarden Euro beschlossen, die den Menschen in dieser Krise helfen sollen. Die Maßnahmen sind allerdings befristet. Die Bundesregierung ist sich ihrer Verantwortung bewusst und wird die Preissteigerungen auch im kommenden Jahr genau beobachten. Es darf nicht passieren, dass Strom und Wärme abgestellt werden, dass Menschen ihre Wohnung verlieren.
Welche Folgen hat der geplante Einfuhrstopp für russisches Öl?