Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Ukraine meldet Erfolge rund um Charkiw
Prorussische Behörden bitten Kreml um Annexion von Cherson
Die deutsche Panzerfaust 3 sei unpraktischer als die sowjetische RPG-Panzerbüchse. Vor jedem Schuss müsse man den Verschluss abschrauben. „Das haben wir erst gemerkt“, diesmal blitzen seine Goldzähne selbstironisch, „als wir auf Youtube studierten, wie man so eine Panzerfaust bedient.“
In der Kiewer Vorstadt Moschtschun seien sie auf einen feindlichen Schützenpanzer gestoßen. Zuerst hätte ein 67-jähriger Kämpfer eine Panzerfaust 3 auf ihn abgefeuert, zu kurz, danach ein 30-jähriger aus kürzerer Distanz noch eine Panzerfaust 3, wieder zu kurz. „Aber zwischen den Schüssen sind die Fallschirmjäger, die drin saßen, davongerannt.“
Seine Kompanie sei wie das ganze Volk: ein Drittel jung, ein Drittel erwachsen, ein Drittel Opas. Ob er Angst habe? Wegen seiner Herzklappe müsse er täglich das blutverdünnende Mittel Warfarin einnehmen, sagt Jaranzew. „Deshalb trage ich keine Schutzweste.“Weil eine verletzte Schlagader auch am Arm oder Bein tödlich wäre.
Charkiw. Die Ukraine hat im Krieg gegen die russischen Truppen militärische Erfolge aus dem Nordosten des Landes gemeldet: Rund um die Großstadt Charkiw hätten ukrainische Truppen Gebiete erobert, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Mittwoch in einer Videobotschaft. Nach Angaben der Regionalverwaltung von Charkiw drängte die ukrainische Armee die russischen Soldaten aus den Orten Tscherkassy Tyschky, Rusky Tyschky, Rubischne und Bayrak in der Region Charkiw zurück. Die „heftigen Kämpfe“in der Region, einschließlich Charkiw selbst, hielten demnach weiter an. Durch Charkiw zieht sich nach Angaben der Regionalverwaltung eine Spur der Verwüstung. Unter den Trümmern eines zerstörten Hauses in der unter russischer Kontrolle befindlichen Stadt Isjum wurden demnach die Leichen von 44 Zivilisten gefunden.
Seit ihrem Rückzug aus dem Großraum Kiew Ende März konzentriert die russische Armee ihre Angriffe auf die Donbass-Region im Osten und Südosten der Ukraine. Der stellvertretende Bürgermeister der mittlerweile fast vollständig zerstörten Hafenstadt Mariupol, Petro Andrjuschtschenko, erklärte, die verbliebenen ukrainischen Streitkräfte im belagerten Asow-Stahlwerk seien weiterhin „Dutzenden“Angriffen ausgesetzt. Sollte das Stahlwerk fallen, hätten die Russen die strategisch wichtige Hafenstadt gänzlich eingenommen, was für Moskau ein wichtiger militärischer Erfolg wäre. Bislang steht mit Cherson nur eine ukrainische Großstadt unter russischer Kontrolle.
Die von Moskau in der Region Cherson eingesetzten Behörden kündigten an, Russland um eine Annexion zu bitten. Die Region solle ein „vollwertiger Teil der Russischen Föderation“werden, sagte der stellvertretende Leiter der Militärund Zivilverwaltung von Cherson, Kirill Stremussow. afp