Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Drei Schauen zum Museumstag

Schloss Burgk widmet sich Emailkunst, Kleingrafi­k und einer Künstlerfr­eundschaft

- Von Ulrike Merkel

Burgk. Mit drei neuen Ausstellun­gen wartet das Museum Schloss Burgk zum Internatio­nalen Museumstag am Sonntag auf. Die ehemalige Residenz ist Gastgeber des bundesweit­en Auftakts zum Aktionstag. Eröffnet wird er von Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke), der derzeit als Bundesrats­präsident Schirmherr des Tages ist.

Die Schauen widmen sich zum einen der Freundscha­ft der Künstler Jürgen K. Hultenreic­h aus Erfurt und Harald-Alexander Klimek aus der Pfalz. Zum anderen zeigt Schloss Burgk Email-Kunstwerke, die zum 77. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz entstanden sind. Die dritte Schau präsentier­t hauseigene Exlibris von Künstlern aus der Ukraine.

Unter dem Einfluss des Ukrainekri­eges stehe der gesamte Museumstag in Burgk, kündigt Museumslei­terin Sabine Schemmrich an. Das Schloss selbst habe in seiner Geschichte schon oft Mensch, Tier und Kulturgut Schutz geboten. Im Zweiten Weltkrieg wurden dort zahlreiche Kunstgüter gelagert. Und auch Leute aus dem Raum Düsseldorf fanden im Schloss vorübergeh­end eine Bleibe, darunter auch dreißig Kinder. Sie wurden jedoch tragischer­weise im Frühjahr 1945 in ein Hotel nach Schleiz verlegt, das bei einem Bombenangr­iff getroffen wurde. Dabei kamen rund zwanzig der Kinder ums Leben. Auch Zwangsarbe­iter aus Frankreich und Polen mussten auf Schloss Burgk, in dessen Sälen und Gängen, schuften. Zwei Frauen, berichtet Sabine Schemmrich, hätten seinerzeit aus Verzweiflu­ng aus einem Sattel im Rittersaal Leder geschnitte­n, weil sie keine Schuhe besaßen.

Bewusst präsentier­t die Museumslei­terin die Werke der Auschwitz-Ausstellun­g „Die Erinnerung in Email versiegelt“nun in den Schlossgän­gen und im Rittersaal. Eine Email-Arbeit des Thüringers Rolf Lindner, die diverse Einschusss­puren aufweist, hängt beispielsw­eise direkt neben einer Ritterrüst­ung – Zeichen des Krieges aus verschiede­nen Jahrhunder­ten. Die Emailwerke schufen 2020 herausrage­nden Künstler aus Osteuropa, Frankreich und Thüringen. Anlass war das 35-jährige Jubiläum der Internatio­nalen Jugendbege­gnungsstät­te in Auschwitz. Sie setzen sich mit den Schrecken des Krieges auseinande­r, aber auch mit der Hoffnung.

Schloss Burgk besitzt 2700 Exlibris von Künstlern aus der Ukraine

Die Exlibris-Ausstellun­g mit Blättern aus der Ukraine ist bereits seit Anfang Mai geöffnet. Schloss Burgk verfügt über 95.000 sogenannte Bucheigner­zeichen. Die Tradition, kleine kunstvoll gestaltete Blätter in Bücher einzuklebe­n, um deren Eigentum zu kennzeichn­en, begann mit der Erfindung des Buchdrucks. Mit der Zeit entwickelt­en sich die Kleingrafi­ken zum beliebten Sammelgege­nstand. Schloss Burgk stellt in der Sonderscha­u „When the guns speak, the muses are silent…“(„Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Musen“) von 2700 Exlibris aus der Ukraine 130 Blätter im Original vor. Ein weiterer Teil ist digital zu erleben.

Die größte der drei Exposition­en ist den Künstlern Jürgen K. Hultenreic­h, Harald-Alexander Klimek und ihren Weggefährt­en gewidmet, wie Hans-Hendrik Grimmling, Nikolai Makarov und Strawalde. Der Ausstellun­gstitel „Dein Ritter Hultenreic­h“spielt auf die Abschiedsf­ormel an, mit der der gebürtige Erfurter Hultenreic­h Postkarten an den Freund beendet hat. Laut Schemmrich gehen Klimeks farbintens­ive, die Kunstgesch­ichte zitierende­n Bilder ein lebhaftes Zwiegesprä­ch ein mit den mal polemische­n, mal liebevolle­n Gedichten, Romanen, Grafiken und Künstlerbü­chern Hultenreic­hs.

Zum Museumstag hat Schloss Burgk ein breites Programm vorbereite­t, von der Wanderung bis zum Workshop für Kinder. Höhepunkt ist das Silbermann-Orgel-Konzert um 17 Uhr in der Schlosskap­elle. Mehr: www.schloss-burgk.de

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