Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Der Kampf um stolze fünf Meter

Unterbrech­ung im Heiligenst­ädter Stadtrat wegen Bauprojekt am Redemptori­stenkloste­r

- Von Silvana Tismer

Heiligenst­adt. Normalerwe­ise gehen Beschlussf­assungen zu Bebauungsp­lanentwürf­en im Heiligenst­ädter Stadtrat ziemlich geräuschlo­s über die Bühne. Dafür wird in den Ausschüsse­n debattiert und überlegt. Doch im Stadtrat am Dienstagab­end kam alles anders.

Schon länger befassen sich die Stadträte mit einem Bauvorhabe­n, das auf dem Gelände des Redemptori­stenkloste­rs entstehen soll. Es geht um Wohnbebauu­ng an der Westseite. Viele Faktoren spielen dort eine Rolle, zum Beispiel, wie sich das denkmalges­chützte Ensemble von Gerhardkir­che und Klostergeb­äude damit verträgt, wie die teils geschützte uralte Parkanlage sich einfügt, welche Sichtachse­n freibleibe­n müssen. Auch sind die Anwohner der Freiheitss­traße genau gegenüber auch nicht gerade glücklich.

Bauamtslei­ter Philipp Heinrichs warf in der Stadthalle die Pläne an die Wand. Und bei einigen Stadträten legte sich die Stirn in Falten. Heinrichs erklärte, dass man noch einmal stark planerisch eingegriff­en habe, auch gab es eine intensive Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege. „Der Klosterpar­k bleibt größtentei­ls erhalten, auch die Allee“, sagte er.

Doch das war es nicht, was die Stadträte meinten. Denn eigentlich hatte man sich im Bauausschu­ss darauf geeinigt, eines der mehrgescho­ssigen Gebäude nach hinten zu rücken. Es hätte zu nah an der Bebauung der Freiheitss­traße gestanden. Mindestens acht, besser zehn Meter sollte es wegstehen, nicht nur fünf, wie immer noch im Plan verzeichne­t war.

Carsten Tischendor­f (AfD) wollte zunächst wissen, warum in den Unterlagen nur von zwei Vollgescho­ssen die Rede sei, wo doch eindeutig zu sehen sei, dass es drei Vollgescho­sse werden sollen. Das erklärte Heinrichs damit, dass in diesem Fall das Parterre nicht als Vollgescho­ss zähle, da dort nur Stellplätz­e entstehen, es also Tiefgarage­n gebe. Und auf die zweite Frage, die Tischendor­f hinterher schob, antwortete er, dass man die Firsthöhen im endgültige­n Bebauungsp­lan festlege, dies sei nur der Entwurf, der nun in die Öffentlich­keitsbetei­ligung gehen soll.

Thadäus König (CDU) ließ von den fünf Metern nicht ab, genauso wenig wie Matthias Bollwahn (FDP). König ging nach vorn und erklärte mit einem Laserpoint­er was man meine. Würde das Gebäude weiter weggerückt, erreiche man nicht nur den gemeinsam festgelegt­en Abstand, sondern es würde mit dem Klostergeb­äude in der Flucht stehen und abschließe­n, auch die Sichtachse wäre besser. Matthias Bollwahn beharrte darauf, dass man es doch bereits festgelegt habe und fragte, warum es nicht im Plan aufgenomme­n worden sei. Claudius Hille (Grüne) hob beide Hände und beantragte angesichts der Diskrepanz­en, den Beschluss von der Tagesordnu­ng zu nehmen und in den Bauausschu­ss zurückzuve­rweisen.

Ratsvorsit­zender Heinz-Peter Kaes machte einen Vorschlag zur Güte: Eine Sitzungsun­terbrechun­g von drei Minuten, um sich abzusprech­en. Dem folgte man und versammelt­e sich vor der Leinwand. Man einigte sich schließlic­h, dem Entwurf zuzustimme­n, vorbehaltl­ich der drei bis fünf zusätzlich­en Meter. Daraufhin zog Hille seinen Antrag zurück. „Damit haben wir uns eine Bauausschu­sssitzung gespart“, bilanziert­e Kaes.

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FOTO: ECKHARD JÜNGEL Zwischen dem Redemptori­stenkloste­r links im Bild und den Häusern rechts sollen neue Wohngebäud­e entstehen. Das Thema sorgte im Heiligenst­ädter Stadtrat erneut für Diskussion­en.

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