Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Der Kampf um stolze fünf Meter
Unterbrechung im Heiligenstädter Stadtrat wegen Bauprojekt am Redemptoristenkloster
Heiligenstadt. Normalerweise gehen Beschlussfassungen zu Bebauungsplanentwürfen im Heiligenstädter Stadtrat ziemlich geräuschlos über die Bühne. Dafür wird in den Ausschüssen debattiert und überlegt. Doch im Stadtrat am Dienstagabend kam alles anders.
Schon länger befassen sich die Stadträte mit einem Bauvorhaben, das auf dem Gelände des Redemptoristenklosters entstehen soll. Es geht um Wohnbebauung an der Westseite. Viele Faktoren spielen dort eine Rolle, zum Beispiel, wie sich das denkmalgeschützte Ensemble von Gerhardkirche und Klostergebäude damit verträgt, wie die teils geschützte uralte Parkanlage sich einfügt, welche Sichtachsen freibleiben müssen. Auch sind die Anwohner der Freiheitsstraße genau gegenüber auch nicht gerade glücklich.
Bauamtsleiter Philipp Heinrichs warf in der Stadthalle die Pläne an die Wand. Und bei einigen Stadträten legte sich die Stirn in Falten. Heinrichs erklärte, dass man noch einmal stark planerisch eingegriffen habe, auch gab es eine intensive Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. „Der Klosterpark bleibt größtenteils erhalten, auch die Allee“, sagte er.
Doch das war es nicht, was die Stadträte meinten. Denn eigentlich hatte man sich im Bauausschuss darauf geeinigt, eines der mehrgeschossigen Gebäude nach hinten zu rücken. Es hätte zu nah an der Bebauung der Freiheitsstraße gestanden. Mindestens acht, besser zehn Meter sollte es wegstehen, nicht nur fünf, wie immer noch im Plan verzeichnet war.
Carsten Tischendorf (AfD) wollte zunächst wissen, warum in den Unterlagen nur von zwei Vollgeschossen die Rede sei, wo doch eindeutig zu sehen sei, dass es drei Vollgeschosse werden sollen. Das erklärte Heinrichs damit, dass in diesem Fall das Parterre nicht als Vollgeschoss zähle, da dort nur Stellplätze entstehen, es also Tiefgaragen gebe. Und auf die zweite Frage, die Tischendorf hinterher schob, antwortete er, dass man die Firsthöhen im endgültigen Bebauungsplan festlege, dies sei nur der Entwurf, der nun in die Öffentlichkeitsbeteiligung gehen soll.
Thadäus König (CDU) ließ von den fünf Metern nicht ab, genauso wenig wie Matthias Bollwahn (FDP). König ging nach vorn und erklärte mit einem Laserpointer was man meine. Würde das Gebäude weiter weggerückt, erreiche man nicht nur den gemeinsam festgelegten Abstand, sondern es würde mit dem Klostergebäude in der Flucht stehen und abschließen, auch die Sichtachse wäre besser. Matthias Bollwahn beharrte darauf, dass man es doch bereits festgelegt habe und fragte, warum es nicht im Plan aufgenommen worden sei. Claudius Hille (Grüne) hob beide Hände und beantragte angesichts der Diskrepanzen, den Beschluss von der Tagesordnung zu nehmen und in den Bauausschuss zurückzuverweisen.
Ratsvorsitzender Heinz-Peter Kaes machte einen Vorschlag zur Güte: Eine Sitzungsunterbrechung von drei Minuten, um sich abzusprechen. Dem folgte man und versammelte sich vor der Leinwand. Man einigte sich schließlich, dem Entwurf zuzustimmen, vorbehaltlich der drei bis fünf zusätzlichen Meter. Daraufhin zog Hille seinen Antrag zurück. „Damit haben wir uns eine Bauausschusssitzung gespart“, bilanzierte Kaes.