Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
„Schön ruhig bleiben“
Eisenachs Handballer fordern nach Zittersieg gegen Dessau die Aufstiegskandidaten heraus
Eisenach. Eisenachs Handballer behalten zur Zeit die Nerven, auch wenn es mal eng wird. Gegen den Dessau-Roßlauer HV glückte am Dienstagabend nach 45 souveränen Minuten ein 23:22 (15:11). Und plötzlich ist der ThSV nur noch vier Punkte vom zweiten Aufstiegsplatz entfernt. Eine unglaubliche Geschichte einer Mannschaft, die im Herbst noch auf einem Abstiegsplatz festgenagelt schien.
„Wir haben kühlen Kopf bewahrt, wo wir sonst mal hektisch wurden. Wir haben zuletzt viel gelernt“, sagte Torjäger Fynn Hangstein, dem sein Trainer in der zweiten Halbzeit im Angriff eine Pause gab. Fast hätte sich die Schonung gerächt, denn nach dem 20:15 (46.) schmolz Eisenachs Vorsprung in den letzten zehn Minuten wie Butter in der Sonne. „Das hätte ins Auge gehen können“, sagte Trainer Misha Kaufmann über die ärgerlichen Fehler in der Schlussphase. Ging es aber nicht vor nur 950 Fans, weil Torhüter Lucic mit einer coolen Fußballett-Parade einen Dessauer Konter zum möglichen 22:21 entschärfte und weil Snajder im Herzschlagfinale mit zwei Treffern aus „unglaublichem Winkel“, so Kaufmann, den verdienten Sieg rausholte.
„Der Traum lebt“, versprach sich Anführer Hangstein fast ein bisschen, denn seine Chefs versuchten den sportlichen Sturmlauf zunächst verbal ein wenig zu „vertuschen“. Bis Gästetrainer Uwe Jungandreaß nach kurzer Beschwerde über das warme alkoholfreie Bier in der Pressekonferenz das Thema zum Thema machte. Jungandreaß trifft am Sonntag auf den Tabellenzweiten Hamm und will die restlichen zwei Punkte zum Klassenerhalt einsammeln. Eisenach spielt am Samstag gegen Nordhorn, die nach Minuspunkten fünf, nach Pluspunkten drei Zähler vor den Thüringern liegen. Eine Woche später reist der ThSV nach Hamm. Dann folgen noch drei Partien gegen Elbflorenz Dresden (H/28. Mai), Coburg (A/4. Juni) und Rimpar (H/11. Juni).
„Ich schaue immer nach oben. Heute Abend kann man die Sterne bewundern. Doch der ganze Kram interessiert mich jetzt nicht“, meinte Coach Kaufmann über mögliche Aufstiegsambitionen. Der Abstand sei doch zu groß für sein Team, dass momentan von der Situation und mentaler Stärke profitiere. „Es ist vermessen ...“, so Kaufmann.
Manager René Witte freute sich über Platz vier: „Vor ein paar Wochen haben wir über was anderes gesprochen. Es ist schön, jetzt keine Schmerzen mehr beim Blick auf die Tabelle zu haben. Wir sollten alle schön ruhig bleiben.“
Die trotz der Leistungsexplosion enttäuschende Zuschauerzahl bereitet Witte Kopfschmerzen. „Wir brauchen eine volle Halle“, rief der gebürtige Eisenacher die Handballfreunde auf, Samstag (19.30 Uhr) gegen Nordhorn das Team anzufeuern. „Die Fans, die da sind, sind laut. Aber ich möchte mal die richtige Aßmann-Hölle erleben“, heizt auch Trainer Kaufmann die Fans an.