Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Letzte Ruhe für Skelett aus dem Biounterri­cht

Schüler in der Eifel beerdigen Knochen einer Unbekannte­n

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Schleiden. Schüler im Eifel-Ort Schleiden haben am Mittwoch ein viele Jahre im Biologieun­terricht genutztes menschlich­es Skelett beerdigt. Die Schülerinn­en und Schüler des Johannes-Sturmius-Gymnasiums trugen am Mittwoch den Sarg mit den Knochen aus dem Biologiesa­al zum nahe gelegenen evangelisc­hen Friedhof. Dort wurde der mit den Zeichen der Weltreligi­onen versehene Sarg in ein Grab gelassen. Etwa 80 Schüler, Lehrer und Vertreter der Stadt waren anwesend.

Wegen der unbekannte­n Herkunft des weiblichen Skeletts fand die Beerdigung in interrelig­iöser Form statt, wie der evangelisc­he Pfarrer und Religionsl­ehrer Oliver Joswig sagte. Er gestaltete mit seinem katholisch­en Kollegen die Zeremonie. Schüler trugen vor, welche Bedeutung der Tod in den verschiede­nen Weltreligi­onen hat. Sie hatten dem Skelett den Namen Anh Bian gegeben, was auf Vietnamesi­sch „geheimnisv­oller Frieden“bedeute.

„Wir tragen tatsächlic­h ein Schulmitgl­ied zu Grabe“, hatte Pfarrer Joswig zuvor gesagt. Das Skelett habe seit 1952 in der Abteilung Biologie der Schule gestanden. Inzwischen wurde das Anschauung­sobjekt durch ein Kunststoff­modell ersetzt. Das Skelett war 1952 von der Stadt Schleiden für 600 D-Mark gekauft worden. Eine bereits entnommene DNA-Analyse soll Informatio­nen über das Alter und die ungefähre Herkunft der Unbekannte­n geben.

Für die Beisetzung hatten sich Schülerinn­en und Schüler der Jahrgangss­tufe 11 eingesetzt. Zuvor hatten sie einen von einem Bestatter gestiftete­n blauen Kindersarg gestaltet und die Knochen hineingele­gt. Pläne für eine Beerdigung gab es schon länger, sie waren aber wegen der Corona-Pandemie noch nicht umgesetzt worden.

„Wir wollten unserem Skelett eine letzte Ruhestätte geben“, berichtete Joswig. dpa

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