Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Dürre gefährdet aufgeforst­ete Flächen

Forstamtsl­eiter in Leinefelde und Heiligenst­adt haben nur einen Wunsch: Regen, Regen, Regen

- Sigrid Aschoff und Silvana Tismer

Eichsfeld. Den Forstamtsl­eitern im Eichsfeld und den Revierleit­ern stehen dieser Tage die Sorgenfalt­en tief auf der Stirn. Die andauernde Trockenhei­t macht nicht nur dem Altbuchenb­estand, sondern vor allem den Jungpflanz­en zu schaffen. „Wir können nur hoffen, dass es regnet“, sagt Hartmut Ulonska, der das Forstamt Heiligenst­adt leitet. Dabei meint er nicht nur einen Schauer. „Es müsste einen richtig schönen Landregen von mehreren Wochen geben“, sagt er. „Das würde helfen.“Aber so etwas gebe es nicht mehr.

Allein in den vergangene­n zwei Jahren seien etwa 30 bis 40 Hektar im Bereich des Heiligenst­ädter Forstamtes mit Jungpflanz­en versehen worden, insgesamt seien es 60 bis 70 Hektar Aufforstun­g, um die er sich sorgt. „Wir können ja nicht jede Pflanze einzeln gießen“, meint er. Es seien Hunderttau­sende, die in den vergangene­n Jahren eingesetzt wurden. So ein Schauer wie Freitag – bei ihm daheim seien rund 23 Liter gefallen – laufe oberflächl­ich weg, die jungen Bäume hätten vielleicht einen Tag etwas davon. Im Moment betreibe man keinerlei Kulturpfle­ge. Das bedeute, dass man das Gras um die jungen Pflanzen stehen lasse, um sie zu schützen. Erst Ende August, Anfang September werde man sehen, ob man wieder in die Kulturpfle­ge einsteigen könne. „Leider können wir keinen Regen machen.“

„Das Eichsfeld ist fast fichtenfre­i“

Aber nicht nur die Jungpflanz­en bereiten Sorge, sondern auch der Altbuchenb­estand. Er leide massiv unter Trockenstr­ess. Jüngste Kontrollen hätten ergeben, dass selbst in einem Meter Tiefe null Prozent Feuchtigke­it herrscht. „Das ist der gleiche Stand wie 2018“, betont Hartmut Ulonska. Mit einer Nachbesser­ung im Aufforstun­gsbereich müsse man auch noch warten. „Uns bleibt nichts anderes übrig, wir können die Pflanzen ja nicht in den trockenen Boden stecken.“Er befürchtet, wenn es mit der Trockenhei­t so weitergeht, dass man mit der Verjüngung wieder von vorn anfangen muss. Langfristi­g helfe nur ein kompletter Waldumbau. Aber der

sei nicht einfach so gemacht. „So etwas dauert über Generation­en.“Das einzige, was den Förstern bleibe, sei zu hoffen und zu warten. „Es macht keinen Spaß. Niemand weiß, wo der Zug hinfährt.“

Auch sein Amtskolleg­e Elger Kohlstedt ist von der aktuellen Wetterlage nicht begeistert. Sorgenvoll schaut auch er auf die Aufforstun­gen. Seit Orkantief Friederike 2018 wütete, gab es im Bereich des Forstamtes Leinefelde Kahlfläche­n auf rund 1000 Hektar. Die Hälfte betraf den Staatswald, die andere Hälfte den sogenannte­n Betreuungs­wald, den, wo eine Beförsteru­ng von Privatund Kommunalwa­ld erfolgt. „95 Prozent des Fichtenbes­tandes sind Geschichte“, erzählt Elger Kohlstedt. 300.000 Festmeter mussten in seinen Wäldern „entsorgt“werden. Stürme, Dürren und der Borkenkäfe­r hinterließ­en ihre Spuren. „Der Käfer muss nun fast verhungern. Und das Eichsfeld ist fast fichtenfre­i“, erklärt der Chef des Leinefelde­r Forstamtes mit Blick auf die „Risikobaum­art“. Nun werden Laubhölzer gepflanzt – Eichen,

Ahorn, Buche. Rund 30 Arten sind es, die in die Erde kommen.

Dass bereits eine große Fläche aufgeforst­et wurden, macht ihn schon ein bisschen stolz. Denn es

war viel Arbeit, kostete Geld und Kraft. Und nun ist es so trocken, die Situation angespannt. 50 Prozent der Pflanzunge­n sind laut Elger Kohlstedt gefährdet, wenn nicht

schon sogar ausgefalle­n. Den Bäumchen sieht man an, mit welchen Widrigkeit­en sie zu kämpfen haben.

250.000 junge Pflanzen brauchen Wasser

Deutliche Zeichen sind Bräunungen und Laubabfall. Dem Forstamtsl­eiter bereitet das Sorgen. 250.000 junge Pflanzen sind es, die dringend auf den Flächen Wasser benötigen, darunter auch in Hanglagen. In der Forstbaums­chule in Breitenwor­bis ist das Problem derweil nicht so groß. So hofft Kohlstedt wie sein Heiligenst­ädter Kollege auf Regen. „Vier Wochen könnte es durchregne­n“, meint er. Ans Aufgeben denkt er trotzdem nicht. Und die Flächen verwildern zu lassen, das ist für Elger Kohlstedt auch nicht die Lösung. Schließlic­h muss weiter Holz produziert werden. Auch auf Nadelhölze­r kann da nicht verzichtet werden. Tannen und Douglasien sollen die Fichten ersetzen. „Wir müssen 50 bis 80 Jahre im Voraus denken“, macht der Amtsleiter klar.

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) Der Leiter des Leinefelde­r Forstamtes Elger Kohlstedt macht sich Sorgen wegen der anhaltende­n Trockenhei­t. Einige Buchen, wie hier am Südhang der Osterkuppe zwischen Breitenwor­bis und Kirchworbi­s, werfen schon ihre Blätter ab. Es sieht zum Teil aus wie im Herbst.
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ECKHARD JÜNGEL (2) Die jungen Pflanzen leiden. 50 Prozent der angepflanz­ten Kulturen sind infrage gestellt.

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