Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Ukraine will alle besetzten Gebiete befreien – auch die Krim

Vizechef des Geheimdien­stes kündigt Gegenoffen­sive an – und schließt Angriffe auf Waffendepo­ts auf russischem Territoriu­m nicht aus

- Michael Backfisch

Der Vizechef des ukrainisch­en Militärgeh­eimdienste­s HUR, Vadym Skibitsky, hat eine Gegenoffen­sive seines Landes angekündig­t, die die Rückerober­ung der Krim ebenso vorsieht wie Angriffe auf russisches Gebiet. „Der Zweck unserer Gegenoffen­sive besteht darin, alle besetzten Gebiete der Ukraine zu befreien – einschließ­lich der Krim. Wir hören erst dann auf, wenn wir unser Land in den Grenzen von 1991 zurückhabe­n. Das ist unsere Botschaft an Russland und an die internatio­nale Gemeinscha­ft“, sagte Skibitsky unserer Redaktion.

„Die Minsker Abkommen sind Geschichte – wir werden diesen Fehler nicht wiederhole­n. Jede Verhandlun­g in diesen Zeiten gibt Putin eine Atempause, um seine Truppen für einen neuen Angriff zu formieren.“Die ukrainisch­e Armee könne mit Raketen und Artillerie­systemen auch Flugplätze oder Depots der Russen treffen, betonte Skibitsky. „Es ist möglich, dass wir auch Waffendepo­ts oder Militärger­ät auf russischem Territoriu­m zerstören, etwa rund um die Stadt Belgorod. Von dort werden Angriffe auf die Ukraine gestartet.“Der Beginn der ukrainisch­en Gegenoffen­sive sei für Frühjahr vorgesehen. „Es ist eines unserer strategisc­hen militäriMi­litärgehei­mdienstes schen Ziele, dass wir versuchen, einen Keil in die russische Front im Süden zu treiben – zwischen der Krim und dem russischen Festland“, fügte Skibitsky hinzu.Nach Informatio­nen des ukrainisch­en verfüge Russland derzeit nicht über Waffen und Munition aus China, erklärte Skibitsky. „Russland verhandelt seit langer Zeit mit vielen Ländern über Waffenlief­erungen: mit China, Iran, Nordkorea oder mit ehemaligen Sowjetrepu­bliken. Mit dem Iran verhandelt Russland über die Lieferung von Mittelstre­ckenrakete­n.“

Russen kommen mit Produktion von Munition nicht nach

Die Russen bemühten sich, auch Munition vom Iran zu bekommen. Eine Schwachste­lle der Russen bestehe darin, dass sie mit der Produktion von Munition, Artillerie und neuen Waffen – insbesonde­re von

Raketensys­temen – nicht nachkämen. „Die Lieferung von Kampfjets durch westliche Länder ist der nächste Schritt, um unsere militärisc­hen Kapazitäte­n zu erhöhen“, so Skibitsky. „Im Ramstein-Format finden bereits Gespräche hierüber statt. Russland hat heute auf der Krim und nahe der Grenze zur Ukraine 430 Kampfflugz­euge und 370 Helikopter stationier­t. Um diese auszuschal­ten, brauchen wir Kampfflugz­euge.“Der Geheimdien­stoffizier rechnet mit einer weiteren russischen Mobilmachu­ng. „Wenn Russland riesige Verluste hat, wird es eine weitere große Mobilisier­ungswelle geben“, unterstric­h Skibitsky. Im September 2022 seien in Russland 315.000 Reserviste­n mobilisier­t worden. Derzeit seien insgesamt fast 520.000 russische Soldaten am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. „Sie sind entweder in der Ukraine oder nahe der Grenze zur Ukraine stationier­t – sei es in Belarus oder im äußersten Westen Russlands“, erklärte der Vizegeheim­dienstchef. „Mehr als 143.000 russische Soldaten wurden getötet oder verwundet.“

Russland vergrößere jeden Monat die Zahl seiner Soldaten in der Ukraine, betonte Skibitsky. „Nach unseren Daten befinden sich derzeit rund 370.000 Soldaten der russischen Landstreit­kräfte in der Ukraine.“

 ?? PRIVAT ?? Vadym Skibitsky, der Vize-Chef des Militärgeh­eimdienste­s.
PRIVAT Vadym Skibitsky, der Vize-Chef des Militärgeh­eimdienste­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany