Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Schaufenster der Möglichkeiten
Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause lädt die Thüringen-Ausstellung zum Informieren, Sehen und Genießen
Erfurt. Laila Riese aus Ilmenau kann nicht klagen. Ihre Kräutermischungen, Senfe und Marinaden aus Zutaten, die zu 80 Prozent aus Thüringen kommen, locken stetig Besucher an ihren Stand. Zweimal brachen der Fremdsprachensekretärin während der Corona-Lockdowns die Jobs weg, dann zog sie die Konsequenzen und gründete mitten in der Pandemie ihre Genießermanufaktur „Hanna“. Die Start-Up-Meile ist für Unternehmerinnen wie sie willkommene Gelegenheit, sich thüringenweit zu präsentieren. Ein besonderes Angebot der ThüringenAusstellung und eine Reverenz an unternehmerischen Mut, den Krisen zum Trotz.
Was sich auch für das gesamte Messe-Projekt sagen ließe. Nach zwei Jahren Zwangspause habe es viel Interesse, aber weniger verbindliche Zusagen gegeben, konstatierte die Geschäftsführerin der ausrichtenden RAM Regio Ausstellungs GmbH, Constanze Kreuser. Der Unsicherheiten der Pandemie folgte der Ukraine-Krieg mit Preissteigerungen, Energiekrise und Lieferengpässen. Noch vor fünf Monaten habe sie sich die 33. Auflage dieser größten Verbrauchermesse im Freistaat kaum vorstellen können.
Die lockt jetzt bis zum 5. März mit rund 700 Ausstellern, mit Thementagen, Vorträgen und einer Gesundheitsmesse Besucher in die Erfurter Messehallen. Eine Ausstellung, die
auch zeige, dass Thüringen ein starkes Bundesland ist, in dem man gemeinsam diese Krise durchgestanden habe, wie es Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bei der Eröffnung beschrieb.
Von Thüringer Blechkuchen und Brautsträußen bis zu innovativen Zukunftstechnologien – es braucht
einige Stringenz, um sich zwischen den Offerten nicht zu verlieren. Kaum hat man sich rund um die Bühne in Halle 3 über die aktuellen Trends der Brautmode (lange Schleier!) informiert, trifft man in einer Sonderschau zu Thüringens Burgen und Schlösser, mit denen sich der Freistaat für ein weiteres
Welterbe empfiehlt, auf Turmwächter Rainer Kühnau. Er wirbt in mittelalterlichem Dienstornat für einen Besuch der Osterburg zu Weida. Über Wohl und Wehe des traditionsreichen Handwerks kommt man schnell am Stand des Innungsverbandes der Thüringer Tischler ins Gespräch. Patrick Taubald,
Tischlermeister aus Erfurt, spricht von vollen Auftragsbüchern und fehlenden Fachleuten, vor allem in ländlichen Regionen.
Dicht umlagert sind vor allem in Halle 2 die Stände der Unternehmen, die innovative Energielösungen präsentieren, von der Wärmepumpe bis zur Solartechnik. Das Hauptthema der Ausstellung „Bauplatz Thüringen“wendet sich auch in diesem Jahr an Hausbesitzer und Menschen, die es gern wären. Doch das bleibt für viele im Konjunktiv.
Der Traum vom Eigenheim sei ungebrochen, das zeigten die Nachfragen vor allem von jungen Familien, bestätigt Silvia Krause von „MHMein Haus Bausysteme“. Das Unternehmen in Weida setzt mit dem Angebot von Bausatzhäusern viel auf Eigenleistungen. Doch die Preisexplosionen und unsichere Perspektiven ließen viele zögern.
Noch deutlicher sagt es Frank Hofmann, Projektleiter bei KernHaus Erfurt, das in ganz Thüringen mit lokalen Partnern baut: Die Aufträge seien um 90 Prozent zurückgegangen. Er sprich von bis zu 1000 Euro mehr, die für ein neues Eigenheim inzwischen monatlich aufgebracht werden müssen. Das kann eine junge Familie kaum stemmen.
www.thueringen-ausstellung.de Am heutigen Montag können Besucher von 13 bis 15 Uhr in Halle 1 mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer ins Gespräch kommen.