Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Unerwartet eindeutig
Suhler Volleyballerinnen fegen im Prestigederby enttäuschende Schwarz-Weiße mit 3:0 (19, 21, 19) von deren Parkett
Erfurt. Es war angerichtet. Das prestigeträchtige Erstligaderby der besten Thüringer Damen-Teams bekam den Rahmen, den es verdiente. 1108 Zuschauer, davon rund 250 überaus anfeuerungswillige aus Suhl, wollten sich das Derby nicht entgehen lassen. Spannung lag über der Partie, die offen schien. Selbst wenn die Erfurterinnen um Trainer Konstantin Bitter bisher erst eine von 18 direkten Erstliga-Derbys gewonnen hatten. Ein Tiebreak wie im Hinspiel lag in der Luft. Und vor allem die Chance für beide, noch einen Tick mehr an den Play-offs der besten Acht zu schnuppern.
Das war beiderseits Hoffnung und Erwartung zugleich. Die Realität beim 3:0 (19, 21, 19) für die Gäste sah vom ersten gespielten Punkt anders aus. Die auf den Punkt hellwachen und konzentrierten Suhlerinnen dominierten, wie sie wollten und ließen nie Zweifel aufkommen, wer an dem Abend die klar bessere Mannschaft ist. Deren ungarischer Coach László Hollósy hatte schon zuvor ein gutes Gefühl: „Wir sind bereit, alles für einen Erfolg auf dem Parkett zu lassen.“Das erfragte Wie beantwortete er mit einem charmanten Lächeln.
Erfurts Coach Konstantin Bitter, ein anderer, jederzeit zugänglicher Typ, konzentrierte sich ausschließlich auf seine Damen, vielleicht erahnend, dass ein hartes Stück Arbeit auf ihn und seine Spielerinnen zukäme. Dennoch ließ auch er keinen Zweifel an der Siegesabsicht seines Teams. Wieso auch: Die Schwarz-Weißen hatten in Aachen gerade und endlich ihren saisonal ersten Tiebreak per absoluter Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit klar für sich entschieden.
Es kam aber alles ganz anders. Die körperlich größeren und athletischer wirkenden Gäste mit ihrem kleinen, aber toll abwehrenden, als
Top-Spielerin der Partie gekürten „Floh“Yurika Bamba zeigten ihre Angriffs-Dominanz über ihre 1,93 m große finnische Mittelblockerin Roosa Laakkonen, ihre sprungkräftige US-Diagonalspielerin Danielle Harbin sowie ihre bestens blockende US-Außenangreiferin Julia Brown. Dies schien die SchwarzWeißen bis ins Mark zu erschüttern. Sie wirkten angeknockt und kaum einmal auf der Höhe des notwendigen und auch eigenen Anspruchs. Und wenn eine wie Diagonalspielerin Vera Mulder mit erfolgreichem Angriffshieb mal ein leichtes Aufflackern bewirkte, zerstörte prompt eine Fehlaufgabe eine eventuell aufkeimende Gegenwehr. Während sich die ob der Überlegenheit freneni
tisch angefeuerten Suhlerinnen so richtig auszutoben vermochten und aus allen Positionen trafen, erstarrten die Einheimischen zu Salzsäulen. Da kam nichts. Halt! Im zweiten Durchgang zogen Kapitänin To
Stautz und ihre Damen zum ersten und einzigen Mal überhaupt mit 1:0 in Front und hievten sich per Mulder-Hieb und Korevaar-Block auf ein 7:5. Bis zum 18:15 hielt die Hoffnung, doch längerfristig im Spiel zu bleiben. Suhls Harbin und Außenangreiferin Juliette Fidon-Lebleu löschten das Strohfeuer.
Kurz und schmerzlos ließ sich konstatieren: Das war’s mit der Erfurter Herrlichkeit, die per finale Fehlaufgabe zum 19:25 in bitterer Ratlosigkeit aller am Boden kauernden Spielerinnen endete.
Während Toni Stautz gefrustet unablässig den Kopf schüttelte, fand ein enttäuschter Konstantin Bitter schnell die Antwort auf dieses Debakel: „Wir haben in dieser Sai
son zwei schlechte Spiele gemacht. Das in Wiesbaden und nun das heute. Wir hatten keinen Mittelblock, keine Zuspielerin und keine Libera. Da kannst du nichts gewinnen.“
Das Bild auf der anderen Seite zeigte strahlende Gesichter. László Hollósy freute sich mehr in sich hinein: „Wir haben dem Spiel vom ersten Ballwechsel an unseren Stempel aufgedrückt und sind nie in Gefahr geraten. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“
Erfurts Problem scheint eher zutreffend: Wenn die Schwarz-Weißen Leistung unter Druck wie auch diesmal bringen müssen, sind sie viel zu nervenanfällig und zeigen sich kaum einmal in der Lage, auf ihrem machbaren Top-Niveau zu spielen.
„Wir hatten keinen Mittelblock, keine Zuspielerin und keine Libera. Da kannst du nichts gewinnen. Konstantin Bitter, Trainer Schwarz-Weiß