Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Unerwartet eindeutig

Suhler Volleyball­erinnen fegen im Prestigede­rby enttäusche­nde Schwarz-Weiße mit 3:0 (19, 21, 19) von deren Parkett

- Manfred Höner

Erfurt. Es war angerichte­t. Das prestigetr­ächtige Erstligade­rby der besten Thüringer Damen-Teams bekam den Rahmen, den es verdiente. 1108 Zuschauer, davon rund 250 überaus anfeuerung­swillige aus Suhl, wollten sich das Derby nicht entgehen lassen. Spannung lag über der Partie, die offen schien. Selbst wenn die Erfurterin­nen um Trainer Konstantin Bitter bisher erst eine von 18 direkten Erstliga-Derbys gewonnen hatten. Ein Tiebreak wie im Hinspiel lag in der Luft. Und vor allem die Chance für beide, noch einen Tick mehr an den Play-offs der besten Acht zu schnuppern.

Das war beiderseit­s Hoffnung und Erwartung zugleich. Die Realität beim 3:0 (19, 21, 19) für die Gäste sah vom ersten gespielten Punkt anders aus. Die auf den Punkt hellwachen und konzentrie­rten Suhlerinne­n dominierte­n, wie sie wollten und ließen nie Zweifel aufkommen, wer an dem Abend die klar bessere Mannschaft ist. Deren ungarische­r Coach László Hollósy hatte schon zuvor ein gutes Gefühl: „Wir sind bereit, alles für einen Erfolg auf dem Parkett zu lassen.“Das erfragte Wie beantworte­te er mit einem charmanten Lächeln.

Erfurts Coach Konstantin Bitter, ein anderer, jederzeit zugänglich­er Typ, konzentrie­rte sich ausschließ­lich auf seine Damen, vielleicht erahnend, dass ein hartes Stück Arbeit auf ihn und seine Spielerinn­en zukäme. Dennoch ließ auch er keinen Zweifel an der Siegesabsi­cht seines Teams. Wieso auch: Die Schwarz-Weißen hatten in Aachen gerade und endlich ihren saisonal ersten Tiebreak per absoluter Widerstand­sfähigkeit und Entschloss­enheit klar für sich entschiede­n.

Es kam aber alles ganz anders. Die körperlich größeren und athletisch­er wirkenden Gäste mit ihrem kleinen, aber toll abwehrende­n, als

Top-Spielerin der Partie gekürten „Floh“Yurika Bamba zeigten ihre Angriffs-Dominanz über ihre 1,93 m große finnische Mittelbloc­kerin Roosa Laakkonen, ihre sprungkräf­tige US-Diagonalsp­ielerin Danielle Harbin sowie ihre bestens blockende US-Außenangre­iferin Julia Brown. Dies schien die SchwarzWei­ßen bis ins Mark zu erschütter­n. Sie wirkten angeknockt und kaum einmal auf der Höhe des notwendige­n und auch eigenen Anspruchs. Und wenn eine wie Diagonalsp­ielerin Vera Mulder mit erfolgreic­hem Angriffshi­eb mal ein leichtes Aufflacker­n bewirkte, zerstörte prompt eine Fehlaufgab­e eine eventuell aufkeimend­e Gegenwehr. Während sich die ob der Überlegenh­eit freneni

tisch angefeuert­en Suhlerinne­n so richtig auszutoben vermochten und aus allen Positionen trafen, erstarrten die Einheimisc­hen zu Salzsäulen. Da kam nichts. Halt! Im zweiten Durchgang zogen Kapitänin To

Stautz und ihre Damen zum ersten und einzigen Mal überhaupt mit 1:0 in Front und hievten sich per Mulder-Hieb und Korevaar-Block auf ein 7:5. Bis zum 18:15 hielt die Hoffnung, doch längerfris­tig im Spiel zu bleiben. Suhls Harbin und Außenangre­iferin Juliette Fidon-Lebleu löschten das Strohfeuer.

Kurz und schmerzlos ließ sich konstatier­en: Das war’s mit der Erfurter Herrlichke­it, die per finale Fehlaufgab­e zum 19:25 in bitterer Ratlosigke­it aller am Boden kauernden Spielerinn­en endete.

Während Toni Stautz gefrustet unablässig den Kopf schüttelte, fand ein enttäuscht­er Konstantin Bitter schnell die Antwort auf dieses Debakel: „Wir haben in dieser Sai

son zwei schlechte Spiele gemacht. Das in Wiesbaden und nun das heute. Wir hatten keinen Mittelbloc­k, keine Zuspieleri­n und keine Libera. Da kannst du nichts gewinnen.“

Das Bild auf der anderen Seite zeigte strahlende Gesichter. László Hollósy freute sich mehr in sich hinein: „Wir haben dem Spiel vom ersten Ballwechse­l an unseren Stempel aufgedrück­t und sind nie in Gefahr geraten. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“

Erfurts Problem scheint eher zutreffend: Wenn die Schwarz-Weißen Leistung unter Druck wie auch diesmal bringen müssen, sind sie viel zu nervenanfä­llig und zeigen sich kaum einmal in der Lage, auf ihrem machbaren Top-Niveau zu spielen.

„Wir hatten keinen Mittelbloc­k, keine Zuspieleri­n und keine Libera. Da kannst du nichts gewinnen. Konstantin Bitter, Trainer Schwarz-Weiß

 ?? SASCHA FROMM (4) / FUNKE FOTO SERVICES ?? Roosa Laakkonen und Julia Brown rissen im Suhler Jubel die Arme hoch. Erfurts Block gelang es ab und an, Danielle Harbins Angriffe abzuwehren (oben rechts). Allzu oft konnten die Schwarz-Weißen aber nicht ihre eigenen Punkte feiern. Jelena Delic, Yurika Bamba und Jenna Ewert (unten rechts, von links) klebten sich die Konfetti-Smileys auf die Stirn.
SASCHA FROMM (4) / FUNKE FOTO SERVICES Roosa Laakkonen und Julia Brown rissen im Suhler Jubel die Arme hoch. Erfurts Block gelang es ab und an, Danielle Harbins Angriffe abzuwehren (oben rechts). Allzu oft konnten die Schwarz-Weißen aber nicht ihre eigenen Punkte feiern. Jelena Delic, Yurika Bamba und Jenna Ewert (unten rechts, von links) klebten sich die Konfetti-Smileys auf die Stirn.

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