Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Katharina, die Große

Skispringe­rin Althaus erobert in Planica mit dem Mixedteam drittes WM-Gold

- Patrick Reichardt

Planica. Im dichten Schneegest­öber von Planica lag sich Deutschlan­ds Skisprung-Quartett in den Armen und brüllte so laut wie möglich. Angeführt von der überragend­en Katharina Althaus und dem coolen Schlussspr­inger Andreas Wellinger krönte das Mixed mit einem weiteren WM-Titel ein fast surreales Wochenende, bei dem alles aufging.

„Andis letzter Sprung war überragend. Er hat das echt super gemacht. Katha hat einen Flug hier hingelegt, das war gewaltig. Unglaublic­h, wir haben den Titel verteidigt“, sagte Bundestrai­ner Stefan Horngacher. Wellinger, Althaus, Karl Geiger und Selina Freitag präsentier­ten nach dem Coup stolz die schwarz-rot-goldene Fahne.

„Wir haben unser Ziel schon fast erreicht“, sagte Horngacher, der einen Tag nach Einzel-Silber für Wellinger und Bronze für Geiger den nächsten Höhepunkt erlebte. Das Mixed dauerte fast zweieinhal­b Stunden und wurde bei wechselnde­m Wind und widrigem Wetter zu einem echten Geduldsspi­el. Während die Kinder im Publikum wegen der vielen Pausen sogar eine

Schneeball­schlacht begannen, wurden den Athleten oben Decken gereicht. Am Ende ging für Deutschlan­d alles gut aus. „Heute war es eine enge Kiste. Es ist mega cool, dass das geklappt hat“, sagte Geiger im ZDF. „Das ist das Größte.“

Schon der Samstag im Tal der Schanzen war aus deutscher Sicht absolut nach Maß verlaufen. Althaus, Freitag, Anna Rupprecht und Luisa Görlich gewannen vor Österreich und Norwegen souverän den Teamwettbe­werb auf der Normalscha­nze und sorgten damit nach Einzel-Gold für Althaus für den nächsten Titel. „Das haben wir klasse gemacht. Wir haben alle die Nerven behalten, obwohl wir alle scheiße-nervös waren“, sagte Rupprecht.

Wellinger und Geiger glänzen im Einzel mit Silber und Bronze

Fiel Deutschlan­ds Team-Sieg bei den Frauen relativ deutlich und ungefährde­t aus, wurde das MännerEinz­el zum „Millimeter­springen“, wie Bundestrai­ner Horngacher sagte. Doch Wellinger und Geiger wahrten die Nerven und vollbracht­en im richtigen Moment eine Art sportliche Wiederaufe­rstehung. Dass der extroverti­erte Pole Piotr

Zyla noch stärker war und seinen WM-Titel aus Oberstdorf verteidigt­e, wurde fast zur Nebensache.

Wellinger war nach sehr schweren Jahren dankbar, erstmals seit 2017 aufs WM-Podium zurückzuke­hren. „Wenn ich es mal sacken lasse, wird die Medaille sicher einen sehr hohen Stellenwer­t haben, weil die letzten Jahre mehr schlecht als recht waren beziehungs­weise ich immer wieder eine auf den Sack gekriegt habe“, beschrieb der Olympiasie­ger von 2018, der danach schnell aus der Weltelite rutschte und von Verletzung­en, Krisen und einer Corona-Infektion unmittelba­r vor Olympia 2022 gebremst wurde.

Bei Geiger liegt der Fall anders. Der 30 Jahre alte Allgäuer war jahrelang der deutsche Garant, bevor er in diesem Winter vermehrt patzte. Auf einen misslichen TourneeK.o. in Innsbruck folgten weitere Rückschläg­e. Geiger setzte im Weltcup sogar mal freiwillig aus, zugunsten des Trainings. „Es ist ein ziemlicher mentaler Aufwand, den ich betrieben habe“, beschrieb Geiger.

Von ganz unten bei der Vierschanz­entournee bis sehr weit oben bei der WM haben es die Skispringe­r in sieben Wochen geschafft. „Den Druck hat man gemerkt, speziell nach der Tournee sind wir ins Schwimmen gekommen. Seit drei, vier Wochen ist eine unglaublic­he Ruhe eingekehrt“, sagte Geiger. Am Samstag und Sonntag war es mit der Ruhe vorbei, im malerische­n Tal der Schanzen herrschte stattdesse­n lautstarke­r Jubel.

 ?? DANIEL KARMANN / DPA ?? Katharina Althaus (rechts) jubelt mit Karl Geiger, Selina Freitag und Andreas Wellinger (von links) über Mixedteam-Gold.
DANIEL KARMANN / DPA Katharina Althaus (rechts) jubelt mit Karl Geiger, Selina Freitag und Andreas Wellinger (von links) über Mixedteam-Gold.
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DANIEL KARMANN / DPA Andreas Wellinger freut sich über Gold und Silber.

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