Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Integration ganz praktisch und mit Effekt
Kennenlerntag bei Niederorscheler Jugendfeuerwehr. Ukrainische Kinder fühlen sich willkommen
Ein paar Wochen lang hat Andreas Kunze auf diesen Tag hingearbeitet. Er hat organisiert, Gespräche geführt und eingeladen. Am Samstag steht er auf der Wiese hinter dem Feuerwehrgerätehaus und strahlt. Denn gekommen sind nicht nur die Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr, sondern auch zwölf Kinder aus der Ukraine. Einige haben ihre Eltern mitgebracht. Auch Olga, die mit ihren beiden Kindern aus Cherson vor dem Krieg geflüchtet ist, ist mit ihrem Sohn da. Der Tag sei eine Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, meint sie.
Sprachbarrieren sind bei den Kindern nicht groß
Derweil erklärt Jugendwart Andreas Kunze dicht umringt von den jungen Leuten die Funktion von Feuerlöschern. Alle hören genau zu, denn gleich darf der Nachwuchs selbst Hand anlegen und löschen. Währenddessen rücken die Niederorscheler Floriansjünger aus. Auf der Ortsdurchfahrt gibt es eine Ölspur, die beseitigt werden muss.
Ein buntes Stimmengewirr herrscht auf der Wiese. Bei den Kindern sind die Sprachbarrieren nicht groß. Irgendwie weiß immer jemand, welches Wort gebraucht
wird. Andreas Kunze möchte etwas für die Integration tun, und das auf ganz praktische Art. Die Anregung bekam er von Dina Gebhardt, die sich für Flüchtlinge engagiert. Und von ukrainischen Eltern – einige wollen mit ihren Familien bleiben – hörte der Jugendwart, dass die Bedeutung
der Feuerwehren vielen erst in Kriegszeiten so richtig bewusst wurde. Nun möchten die Mütter und Väter ihre Erkenntnisse weitergeben.
Dass aber so viele kleine Flüchtlinge kommen, damit hat Andreas Kunze nicht gerechnet. „Wenn alle
zur Jugendwehr kommen, wäre das super. Ich fände es aber auch toll, wenn es fünf wären“, sagt er. Über Nachwuchs würden sich Andreas Kunze und seine Mitstreiter jedenfalls riesig freuen. 20 Mitglieder zählt die Niederorscheler Jugendwehr derzeit. Hier sind neue Mitglieder ebenso willkommen, wie bei der Einsatzabteilung. 24 Einsatzkräfte sind bei 3000 Einwohnern nicht gerade viele. Da wird es bei Einsätzen wochentags schon ziemlich eng. Mindestens 40 würden gebraucht, schätzt der Jugendwart.
Aber vielleicht ist Andreas Kunze ja auf einem guten Weg. „Wir könnten die Neuen sofort einkleiden“, erzählt er und verweist auf die Hilfe der Gemeinde. Zeigen will der Niederorscheler am Samstag, wie wichtig die Arbeit der Wehr ist und dass es in der Gemeinschaft jede Menge Spaß macht. An letzterem scheint es nicht zu fehlen. Die Kinder finden schnell zueinander.
Gemeinsam zu üben, das verbindet. „Und es geht bei uns auch ganz schnell, dass aus Kameradschaft Freundschaft wird“, meint Andreas Kunze. Sein Plan hat an diesem Samstag jedenfalls funktioniert.
Doch nur beim Üben allein bleibt es bei der Jugendwehr nicht. Da geht es auch um Wissensvermittlung beispielsweise in Erster Hilfe. Und dann sind da die Wettkämpfe, bei denen die Niederorscheler schon oft auf dem Siegertreppchen standen, sei es als Kreismeister, Vizeoder Landesmeister. Vertieft werden soll jetzt die Zusammenarbeit mit der Breitenworbiser Jugendwehr. Auch davon verspricht sich Andreas Kunze einiges.