Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Ein Teil des Herzens bleibt hier

Pilgergrup­pe aus Bremen nimmt Abschied. Eine perfekte Woche mit vielen Überraschu­ngen

- Silvana Tismer

Glückliche Gesichter. Das ist das, was Frank Kaufhold am Ende einer besonderen Woche sehen wollte und am Freitag am Witzenhäus­er Bahnhof auch zu sehen bekam. Eine Woche hat er eine Pilgergrup­pe aus Bremen begleitet, die erstmals den Eichsfelde­r Jakobusweg komplett gelaufen sind. Es seien beim Abschied fast Tränen geflossen.

„Für mich hat es jeden Tag ein echtes Highlight gegeben. Die Woche verlief nahezu perfekt“, sagt Frank Kaufhold, als er überlegt, welche Bilanz er zieht. Auch Siegfried Arand überlegt. Die beiden Uderaner sind die Initiatore­n des Pilgerwege­s, beide schon den Camino in Nordspanie­n gelaufen und begeistert­e Wallfahrer.

Spontane Besuche und Champagner aus Frankreich

Der erste Höhepunkt sei für ihn gleich am Anreisetag die Vorabendme­sse in Leinefelde mit Pilgersege­n gewesen, sagt Frank Kaufhold. „Ein wunderbare­r Auftakt.“Und für den nächsten Tag fällt ihm sofort die Enthüllung des Pilgerstei­nes in Wülfingero­de ein. Dort traten die Gäste aus Bremen mit ihren Eichsfelde­r Begleitern den Pilgerweg an. Noch bis zum Ende der Woche seien die Bremer von einem weiteren Höhepunkt begeistert gewesen, nämlich am Montag vom Frühstück hoch über Deuna. So etwas hätten sie noch nie erlebt, auch nicht, dass ein Bürgermeis­ter sie so herzlich empfängt, wie es in Deuna geschah.

Überraschu­ngen habe es mehrere unterwegs gegeben. Zum Beispiel hatte Evelyn Findeisen aus Birkungen in der Zeitung von dem Vorhaben der Pilger gelesen. Sie brachte den Pilgern spontan Bananen, Obst und schriftlic­he Grüße zur Birkunger Kapelle.

Höhepunkte habe es aber bei der Pilgerwoch­e nicht nur bei menschlich­en Begegnunge­n gegeben. Es seien viele weitere Eindrücke gewesen, zum Beispiel ein Picknick an der Kapelle Steinhagen zwischen dem Scharfenst­ein und Heiligenst­adt. „Es war später Vormittag, als wir das Körbchen auspackten. Allein die Landschaft zu überblicke­n, die stille Würde der Kapelle… das hat schon beeindruck­t“, sagt Kaufhold.

Siegfried Arand sorgte derweil für eine weitere Überraschu­ng. Nach der Übernachtu­ng in Uder – „Im zentralen Jakobuspil­gerort in Mitteldeut­schland“, wie er sagt – staunten

die Gäste nicht schlecht, als er in der Überschmie­de ein Champagner-Frühstück kredenzte. „Der Champagner stammt von einem Weingut in Frankreich. Frank und ich haben es einst bei einer Pilgerreis­e entdeckt. Wir sind schon mehrfach dort eingekehrt und bestellen auch ab und an.“

Das war natürlich mit der Geschichte eine große Freude. Arand führte die Gäste kurz durch Uder, ehe sie sich nach Bornhagen aufmachten. „In Uder haben sich uns zwei Pilgerinne­n aus Büttstedt und Dingelstäd­t für die Tagesetapp­e angeschlos­sen“, erzählt Kaufhold. „Sie hatten davon in der Zeitung gelesen.“Begeistert seien alle vom Hansteiner Friedhof gewesen.

Bevor es schließlic­h Richtung Hessen ging, sei ein weiteres unvergessl­iches

Erlebnis der Gang durch den „Zauberwald“bei der Teufelskan­zel gewesen.

Gäste wollen zukünftig Botschafte­r des Eichsfelde­s sein

„Es war neblig und dadurch unglaublic­h still und mystisch.“Doch der Blick auf die Werra sei möglich gewesen und damit auch auf die ehemalige Grenze. Die Bremer seien sehr interessie­rt gewesen, mehr über die deutsche Teilung und das Leben an der Grenze zu erfahren, als sie über alte Kolonnenwe­ge liefen und auch Teile des alten Zaunes sahen. Schon unterwegs habe das Thema ab und an eine Rolle gespielt, hätten die „Nordlichte­r“den Eichsfelde­r Begleitern gut zugehört.

„Wir kommen wieder“, hätten beim Abschied die Gäste gesagt.

„Und wir bringen noch Freunde mit.“Das Eichsfeld sei teils wie eine Offenbarun­g gewesen. „Kaum jemand im hohen Norden kennt unseren Landstrich“, sagt Kaufhold. Die Bremer wollen nun nicht nur Pilger, sondern auch Botschafte­r für das Eichsfeld sein.

Alles in allem, so Kaufhold, sei es eine wunderbare Woche gewesen mit vielen Eindrücken, Gesprächen und Erlebnisse­n in einer sehr harmonisch­en Gruppe. Die Etappen seien gut zu bewältigen gewesen, wenn nicht gar für manche Pilger sogar ein bisschen zu kurz. „Aber man kann viel abseits des Weges erleben und entdecken.“Und einige der Gäste hätten gesagt, sie hätten einen Teil ihres Herzens im Eichsfeld gelassen, wollten die Eindrücke noch lange nachhallen lassen.

 ?? ECKHARD JÜNGEL ?? Zu der Pilgergrup­pe aus Bremen, die eine Woche auf dem Eichsfelde­r Jakobusweg unterwegs war, gehörte auch Ronald Kloska. Die Gäste zeigten sich vom Eichsfeld begeistert.
ECKHARD JÜNGEL Zu der Pilgergrup­pe aus Bremen, die eine Woche auf dem Eichsfelde­r Jakobusweg unterwegs war, gehörte auch Ronald Kloska. Die Gäste zeigten sich vom Eichsfeld begeistert.

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