Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Bauarbeiter finden 1000 Jahre altes Schwert
Waffe mit rätselhafter Inschrift lag in Flussbett nordwestlich von Warschau. Sie könnte zu Wikingern gehören
Sensationeller Fund in Polen: Im Januar entdeckten Bauarbeiter ein 1000 Jahre altes Schwert im Flussbett der Vistula, die durch die Stadt Włocławek (deutsch: Leslau) nordwestlich von Warschau fließt, und übergaben es Archäologen. Das Schwert soll aus dem frühmittelalterlichen 10. Jahrhundert stammen, wie das zuständige Denkmalschutzamt von Toruń in einem Facebook-Post schreibt. Demnach komme es höchstwahrscheinlich aus Nordwesteuropa. So werden Skandinavien sowie das damalige Frankenreich und Deutschland als mögliche Ursprungsorte gehandelt. Das Schwert besitzt eine einfache lange Klinge und einen dicken, knotenartigen Knauf unterhalb des Griffs.
„Es ist eines der berühmtesten und – bezogen auf die Qualität der Klinge – besten frühmittelalterlichen Schwerter in Europa“, sagte der Archäologe Mateusz Sosnowski dem Magazin „Life Science“. Als sie das Schwert mit Röntgenstrahlen durchleuchteten, entzifferten die Forscher „U[V]LFBERHT“, das als „Ulfberht“gelesen wird, ein fränkischer Name. „CBS News“zufolge könne diese Inschrift auch auf 170 anderen mittelalterlichen Schwertern aus Nordeuropa gefunden werden. Das Schwert befinde sich auf technologisch unglaublich hohem Niveau, das auch noch heute schwer zu erreichen sei, sagte der Provinzkonservator Sambor Gawiński laut dem polnischen Medium „Nauka w Polsce“. Im Stahl gab es eine streng definierte Kohlenstoffmischung. „Sie gab dieser Waffe die richtige Kraft, Flexibilität, Haltbarkeit“, erklärte Gawiński. Die Wikinger benutzten solche Schwerter, stellten sie aber nicht her. Produziert wurden sie wahrscheinlich irgendwo in Westeuropa.
Auch Professor Wojciech Chudziak vom Institut für Archäologie der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń glaubt, dass das Schwert einem Wikinger gehörte. Der Fundort liege entlang einer Flussroute, die früher die Wikingergebiete an der Ostsee mit der Ukraine und Russland verband, sagte er. Außerdem wurde in der gleichen Gegend ein Friedhof entdeckt, in dem Archäologen viele Artefakte skandinavischen Ursprungs fanden.