Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Reise durch Rumänien
Es ist erstaunlich, welche Erinnerungen man behält. Vor über 40 Jahren bin ich mit meinem Vater Jost im Auto ans Schwarze Meer gefahren – also er ist natürlich gefahren, ich saß nur daneben. Die Reise führte durch Rumänien, und ich erinnere mich noch an den Speck, den wir unterwegs von einem Bauern, auf dessen Hof wir im Zelt übernachten durften, serviert bekamen. Den kräftigen, pfeffrigen Geschmack habe ich bis heute auf der Zunge.
Und heute weiß ich, wie er entsteht: Der Speck wird mit Salz, Pfeffer und Knoblauch kräftig eingerieben und in einer geschlossenen Dose drei Monate im Kühlschrank vergessen. Danach wird er mit kaltem Wasser abgespült, trocken getupft und über Nacht offen im Kühlschrank aufbewahrt. Wer mag, kann ihn dann in Paprikapulver wälzen, damit er eine schöne Farbe bekommt. Dann endlich wird er dünn aufgeschnitten und mit Toast oder frischem Brot und roten Zwiebeln und Gewürzgurken serviert.
Das Rezept verrät Irina Georgescu in ihrem tollen Kochbuch „Carpatia“. Sie erzählt von den Traditionen der Regionen – während man im Süden und Osten griechische und türkische Einflüsse schmeckt, sind es im Norden und Westen österreichische und ungarische Nuancen. So entstanden viele typische, einfache Gerichte. Oft deftig, aber immer lecker. Entenkeulen auf Paprika-Sauerkraut, Hähnchen mit karamellisierten Quitten, VeilchenKonfitüre oder gekochte Beinscheiben mit Gemüse, Dillöl und Meerrettichsauce. Auch das typische Maisbrot wird erwähnt: Maisgrieß und eine Prise Salz 20 Minuten unter Rühren köcheln, vom Herd nehmen, abkühlen lassen und stürzen. Mit feuchten Händen zu einem Brot formen, abkühlen lassen und mit einem Bindfaden in Scheiben schneiden. Auch daran kann ich mich erinnern. Puuh …