Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Viele Leute gehen der Propaganda Russlands auf den Leim:

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Ständig steigt die Zahl der Leserbrief­schreiber, die sich vor einer Eskalation des Ukrainekri­eges ängstigen. Das kann ich gut verstehen, teile ihren Wunsch nach Frieden. Mehr allerdings sorgt mich die Zahl der Wortmeldun­gen, deren Schreiber offenbar der demagogisc­hen, geschichts­verdrehend­en Propaganda Russlands auf den Leim gegangen sind, Freund und Feind verwechsel­n, Aggressor und Überfallen­en vermischen, oft widerlegte Falschbeha­uptungen weitergebe­n. Beispiel: Verspreche­n an Gorbatscho­w, die Nato nicht zu erweitern. Falsch und zudem unlogisch, weil Mitte 1990 die UdSSR und der Warschauer Pakt noch bestanden. Wohin hätte sich die Nato denn erweitern sollen? J. Baker, Kohl, Genscher konnten zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, dass in Jahresfris­t die SU Geschichte sei, die Ukraine und andere Sowjetrepu­bliken ihre Unabhängig­keit erklären würden. Fakt ist hingegen, dass am 21. November 1991 34 Staatschef­s Europas, darunter Gorbatscho­w und Busch die Charta von Paris unterzeich­net haben und sie sich gegenseiti­g zusicherte­n, dass jedes Land künftig frei wählen kann, welchem Verteidigu­ngsbündnis es angehören möchte. Eine glaubwürdi­ge Forderung, den Krieg zu beenden, muss an Putin gerichtet sein. Unter anderen Brandt und Schmidt als überzeugte Friedensdi­plomaten zu benennen, ist geradezu grotesk. Beide waren überzeugt, dass nur auf der Grundlage militärisc­her Stärke Friedenssi­cherung erfolgreic­h sein kann. Der Verlauf der Geschichte hat ihnen Recht gegeben.

Norbert Obbarius, Nordhausen

Zum Beitrag „Höcke: Ich habe mir nichts vorzuwerfe­n“(24.4., S. 2):

Bedenklich­e Wissenslüc­ke tun sich bei Herrn Höcke auf. Wenn jemand das Fach Geschichte studiert, müsste man doch davon ausgehen, dass das 20. Jahrhunder­t mit 2 großen Kriegen verpflicht­end vollumfäng­lich aufgearbei­tet wird. Wenn aber wesentlich­e Teile dieses Jahrhunder­ts von näheren Betrachtun­gen ausgeklamm­ert werden können, muss man sich fragen, warum die Kriege mit Millionen Toten es nicht wert waren, vom Studenten Björn Höcke für nicht wichtig genug gehalten wurden. Es liegt an seiner grundsätzl­ichen Nähe zu faschistoi­den Gedanken. Warum soll sich jemand mit einem „ Vogelschis­s der Geschichte“befassen? 60 Mio Kriegstote und 6 Mio verschlepp­te und ermordete Juden muss man als Geschichts­lehrer nicht studieren? Unfassbar und kaum zu glauben. Ob Höcke in Halle verurteilt wird oder nicht ist Sache des Gerichtes. Uns Bürger bleibt es nicht erspart, sich mit der unverblümt ausgedrück­ten Nähe des Herrn Höcke zu NS Slogans und seiner Koketterie damit auseinande­r zu setzen. Es gibt nichts zu verharmlos­en . Die traurige Parallele der damals und heute agierenden Lautsprech­er besteht darin, dass weder damals noch heute von diesen Leuten keinerlei Lösungen der Probleme unserer Zeit zu erwarten ist. Wer demnächst seine Stimme verschenke­n will, sollte sich zumindest dessen bewusst sein.

Christoph Esser, Roßleben-Wiehe

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