Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Viele Schulleite­rstellen unbesetzt

CDU-Fraktion kritisiert jahrelange Verfehlung­en. Lehrerverb­and fordert Übergangsz­eiten

- Elmar Otto

Trotz jahrelange­r Bemühungen müssen viele Thüringer Schulen oft ohne Schulleite­rinnen und Schulleite­r auskommen. Insgesamt waren zuletzt nach Angaben des Bildungsmi­nisteriums neun Prozent der Direktoren­posten und zehn Prozent der Stellvertr­eterstelle­n vakant. Besonders prekär sieht es an den 392 staatliche­n Grundschul­en, wo zwölf Prozent der Schulleite­r fehlen (Stellvertr­eter sieben Prozent). An den 86 Gymnasien war dagegen nur eine Schulleite­rstelle frei. Dafür fehlen aber gut ein Fünftel (21 Prozent) der Vizes.

„Das ist eine seit Jahren offene Baustelle. Dort wurde viel zu viel angekündig­t und nicht geliefert. Wenn man mehr Beförderun­gen haben will, muss man innerhalb der Landesregi­erung dafür kämpfen und sich gegen die Finanzmini­sterin durchsetze­n“, kritisiert CDUFraktio­nsvize Christian Tischner die Arbeit von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke). Tischner verweist darauf, dass auf Druck seiner Fraktion zumindest für Lehrer, die zusätzlich­e Aufgaben übernehmen, Zulagen eingeführt worden seien. „Wir werden in den nächsten Jahren dazu kommen müssen, dass wir in Thüringen ein Beförderun­gssystem für Lehrer entwickeln“, ist der Bildungspo­litiker überzeugt.

„Eine Schwachste­lle im System, die ursächlich für die heutige Situation ist, war die verpasste Nachwuchsg­ewinnung vor 2014“, sagt Grünen-Landtagsfr­aktionsche­fin Astrid Rothe-Beinlich. Damit spielt sie auf Versäumnis­se der bis dato stets CDU-geführten Landesregi­erungen an. Durch diese Lücke fehlten im Schuldiens­t besonders die Altersjahr­e zwischen 40 und 50, die für den Aufstieg in Funktions- oder Leitungsst­ellen in Frage kämen.

Auch ein Sprecher des Bildungsmi­nisters sieht eine Ursache für die derzeitige Situation in der Verganwird genheit. „Das ist eine Langzeitwi­rkung der zwischen 1990 und 2014 nicht beziehungs­weise kaum eingestell­ten Lehrergene­ration“, sagt er und betont zugleich: „Die kraftvolle Bekämpfung des Lehrermang­els durch die aktuelle Landesregi­erung

sich mittelfris­tig auch auf die Situation bei Schulleitu­ngen positiv auswirken.“Mittlerwei­le ist jede dritte unbefriste­t beschäftig­te Thüringer Lehrkraft seit 2015 eingestell­t worden. Durch die Regelungen zum erleichter­ten Wechsel aus dem Laufbahnzw­eig des Gymnasiall­ehrers in den Laufbahnzw­eig des Regelschul­lehrers konnten einige Gymnasiall­ehrer als Schulleite­r an Regelschul­en gewonnen werden.

Die Besetzung dauere zu lange, klagt der Vorsitzend­e des Thüringer Lehrerverb­andes, Tim Reukauf. Auch fehle den Verantwort­lichen der nötige Weitblick. Der Dienstherr wisse, wann jemand in den Ruhestand gehe, und müsse frühzeitig reagieren. Reukauf fordert eine Übergabe, wie sie in der Wirtschaft üblich sei. Wenn ein Schulleite­r ausscheide, könne vorher jemand eingestell­t werden, damit beide ein halbes Jahr zusammenar­beiten und ein vernünftig­er Übergang möglich ist.

Eine Schwachste­lle im System war die verpasste Nachwuchsg­ewinnung vor 2014. Astrid Rothe-Beinlich Fraktionsc­hefin der Grünen im Landtag

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