Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Ermittlung­en gegen sechs Polizisten wegen Geheimnisv­errats

Thüringer Polizei macht negative Schlagzeil­en im Zusammenha­ng mit Verbindung­en zu Rechtsextr­emisten. Eisenachs Oberbürger­meisterin ist nicht überrascht

- Fabian Klaus

Der Verdacht, dass die rechtsextr­eme Schlägerba­nde „Knockout 51“Unterstütz­ung aus Polizeikre­isen gehabt haben könnte, steht schon Monate im Raum. Spätestens mit Anklageban­kerhebung durch den Generalbun­desanwalt gegen vier Köpfe der Gruppe war klar, dass es sich dabei um mehr als nur einen Verdacht handeln könnte. Denn der Ankläger hat in der Anklagesch­rift nach Informatio­nen dieser Zeitung sehr deutlich gemacht, dass Mitglieder von „KO51“Informatio­nen aus Polizeikre­isen gehabt haben könnten. Einer der aktuell vier Angeklagte­n vor dem Oberlandes­gericht Jena soll beispielsw­eise in einem abgehörten Telefonat davon berichtet haben, aus Polizeikre­isen erfahren zu haben, dass seine Festnahme veranlasst werden soll.

Vergangene Woche gab es in dem Zusammenha­ng eine Durchsuchu­ng bei einem Polizisten. Insgesamt sechs Ermittlung­sverfahren führt die Staatsanwa­ltschaft Gera gegen Polizisten, die in Verdacht stehen, Geheimniss­e an die rechtsextr­emistische­n Schläger verraten zu haben, berichtet der MDR. „Es ist eine bittere Erkenntnis: Aber mich überrascht das nicht“, sagt die Eisenacher Oberbürger­meisterin Katja Wolf (BSW) auf Anfrage dieser Zeitung. Ihre eigenen Lebenserfa­hrungen mit der Polizei seien immer von Enttäuschu­ngen geprägt gewesen, schildert die Politikeri­n, die in der Vergangenh­eit schon Strafanzei­gen erstattete, weil an ihrem Fahrzeug die Radmuttern gelockert waren oder offensicht­lich am Anlasser des Pkw manipulier­t wurde. Wolf erinnert auch eine Zeugenvern­ehmung, nachdem sie in Eisenach vor einiger Zeit ein Schlag getroffen hat, als sie auf der Theatertre­ppe gerade telefonier­te. Die Täter, sagt sie, habe sie im Dunkeln nicht erkennen können. Bei ihrer Vernehmung als Zeugin seien ihr aber nicht einmal Fotos von Mitglieder­n von „Knockout 51“gezeigt worden, obwohl bekannt gewesen sei, „dass man eine solche Truppe in der Stadt hat“. Dass jetzt immer mehr Details über die Hintergrün­de der Gruppe und ihre möglichen Unterstütz­er bekannt werden, zeigt aus Sicht von Wolf einmal mehr auf, warum der Generalbun­desanwalt keine Thüringer Polizisten an seinen Ermittlung­en beteiligt hat gegen die Gruppe, die von den Anklägern zunächst als terroristi­sche Vereinigun­g eingestuft wurde.

Mögliche Informatio­nen aus der Polizei heraus an rechtsextr­eme Schläger sind bereits 2023 erstmals im Landtag thematisie­rt worden. Im September wollte die Abgeordnet­e Katharina König-Preuss (Linke) von der Landesregi­erung wissen, welche Erkenntnis­se dazu vorliegen. Die Antwort von Innenstaat­ssekretäri­n Katharina Schenk (SPD) war seinerzeit nichtssage­nd. KönigPreus­s kritisiert­e danach Innenminis­ter Georg Maier (SPD) dafür, dass er die Antworten nicht selbst gegeben habe. Der wiederum echauffier­te sich darüber, dass man in der Regierung so nicht miteinande­r umgehen könne und es immer die Möglichkei­t gebe, vertieft in nicht öffentlich­er Sitzung im Innenaussc­huss in die Themen einzusteig­en. Zu dem Verdacht gegen die Polizei schwieg Maier seinerzeit.

Der innenpolit­ische Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, Raymond Walk, sagt: „Ich erwarte von der Landesregi­erung, dass diese offenen Fragen beantworte­t werden und die Regierung ein schlüssige­s Konzept vorlegt, wie künftig diesen Vorfällen entgegenzu­treten ist.“Er verweist auf insgesamt 32 Verfahren, das wurde im November 2023 bekannt, gegen Polizisten wegen Verrats von Dienstgehe­imnissen.

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SASCHA FROMM Katja Wolf (BSW), Oberbürger­meisterin in Eisenach

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