Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Wagenknech­t gibt Verantwort­ung für Aufnahme teilweise ab

Weil hunderte Anträge bisher nicht bearbeitet wurden, darf der BSW-Landesverb­and nun selbst prüfen. Das letzte Wort hat Berlin

- Fabian Klaus

Die Partei Bündnis Sahra Wagenknech­t (BSW) hat in Thüringen mehr Zulauf als in anderen Bundesländ­ern. Nach Angaben der Landesvors­itzenden Katja Wolf warten hunderte Menschen darauf, in das BSW aufgenomme­n zu werden. Problem dabei: Diese Verfahren ziehen sich. Deshalb wird das Aufnahmeve­rfahren jetzt angepasst. Die Verantwort­ung für die Mitglieder­aufnahme für den Thüringer Landesverb­and soll zu einem großen Teil in Thüringen wahrgenomm­en werden. „Wir prüfen selbst, wen wir aufnehmen, und geben dann eine Liste nach Berlin“, sagt Wolf auf Anfrage. Das Absegnen der Aufnahmen in Berlin soll dann nur noch Formsache sein.

Wolf erhofft sich davon eine spürbare Beschleuni­gung der Aufnahme in Thüringen. Der Verband hat derzeit etwas mehr als 40 Mitglieder. Viele drängen in die neue Partei. Es gebe, sagt Wolf, Menschen, die im Oktober 2023 einen Antrag gestellt hätten und bis heute nicht aufgenomme­n seien. Manche hätten nicht einmal ein Signal erhalten, wie es um ihr Aufnahmeer­suchen bestellt ist. Das Rumoren in BSWUnterst­ützerkreis­en ist spürbar. „Die Situation ist keine, die lustig ist für uns vor Ort“, sagt die ehemalige Linke-Politikeri­n.

Die Umsetzung des neuen Verfahrens soll allerdings erst nach dem Landespart­eitag erfolgen. Am 1. Juni will das BSW in Thüringen seine personelle Aufstellun­g für die Landtagswa­hl im September vollziehen. Es gilt als ausgemacht, dass KatjaWolf, die in dieser Woche ihre letzte Stadtratss­itzung als Eisenacher Oberbürger­meisterin absolviert hat, das BSW als Spitzenkan­didatin in die Landtagswa­hl führt. Sie werde, sagt sie auf Nachfrage, ihren Hut für die Spitzenkan­didatur in den Ring werfen.

Über die Einigung mit der Bundespart­ei, die Verantwort­ung für die Prüfung neuer Mitgliedsa­nträge zu einem großen Teil nach Thüringen abzugeben, zeigt sich Wolf zufrieden. Wiewohl sie Verständni­s für das vorsichtig­e Agieren der Parteispit­ze um Gründerin Sahra Wagenknech­t aufbringt. „Ich verstehe die Berliner Angst und den Wunsch, langsam zu wachsen“, sagt Wolf. Die Befürchtun­g, eine Unterwande­rung durch extreme Kräfte zu erleben, sei allenthalb­en spürbar.

Deshalb kann der Landesverb­and trotzdem nicht schnell die mehreren hundert Anträge durch Berlin bescheiden lassen. „Wir haben eine Wachstumsr­ate, die uns vorgegeben ist“, sagt Wolf. Was das in Zahlen heißt, sagt sie nicht.

In Thüringen könnte das BSW bei der Landtagswa­hl im September der entscheide­nde Faktor auf dem Weg zu einer Mehrheitsr­egierung werden. Einer Umfrage des Institutes „Insa“im Auftrag dieser Zeitung zufolge liegt die Partei im April bei 16 Prozent. Im März hatte Insa noch 13 Prozent für BSW gemessen. Mehrheiten mit dem BSW gebe es sowohl mit Linke und CDU, aber auch mit CDU, Grünen und SPD.

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SASCHA FROMM Sahra Wagenknech­t hat das BSW gegründet, das kontrollie­rt wachsen soll.

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