Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Biden droht Israel mit Waffenstop­p

US-Präsident warnt vor einer geplanten Großoffens­ive im Süden des Gazastreif­ens

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Washington. US-Präsident Joe Biden hat Israel im Falle einer Großoffens­ive in Rafah im Süden des Gazastreif­ens mit Waffenstop­ps gedroht. Zu den Waffen, die dann möglicherw­eise nicht mehr geliefert würden, gehörten Artillerie­granaten, sagte Biden in einem Interview mit dem US-Sender CNN. Israels UN-Botschafte­r Gilad Erdan bezeichnet­e Bidens Äußerungen am Donnerstag als „sehr enttäusche­nd“.

Sollte Israel nach Rafah vordringen, „liefere ich nicht die Waffen“, die im Vorgehen gegen andere Städte eingesetzt worden seien, sagte Biden. „Wir werden die Waffen und Artillerie­granaten, die eingesetzt wurden, nicht liefern.“Die USA haben bereits eine Lieferung von Bomben an Israel wegen Bedenken angesichts Israels geplanter Rafah-Offensive ausgesetzt.

Israel hält ungeachtet internatio­naler Kritik an seinen Plänen für eine Bodenoffen­sive in Rafah fest. Aktuell haben in der Grenzstadt zu Ägypten mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Israel bezeichnet die Stadt im Süden des Gazastreif­ens als letzte verblieben­e Hochburg der islamistis­chen Palästinen­serorganis­ation Hamas und vermutet dort zudem weitere Geiseln.

Am Dienstag hatte die israelisch­e Armee Panzer nach Rafah geschickt und auf der palästinen­sischen Seite die Kontrolle über den für Hilfsliefe­rungen wichtigen Grenzüberg­ang zu Ägypten übernommen. Bei CNN sagte US-Präsident Biden, Israel sei nicht in die Bevölkerun­gszentren vorgedrung­en. Er versichert­e, dass die USA weiterhin für die Sicherheit Israels sorgen würden – etwa in Bezug auf das Raketenabw­ehrsystem Iron Dome. Washington werde „nicht von Israels Sicherheit abrücken“, betonte Biden. Er habe Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu und dem Kriegskabi­nett jedoch klargemach­t, „dass sie nicht unsere Unterstütz­ung erhalten werden“, sollten sie in die Bevölkerun­gszentren von Rafah vorrücken.

Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu erklärte, dass sein Land notfalls „allein“gegen die Hamas im Gazastreif­en kämpfen werde. „Wenn wir allein bestehen müssen, dann werden wir allein bestehen“, hieß es in einer am Donnerstag­abend verbreitet­en Erklärung. „Ich habe es bereits gesagt, dass wir notfalls mit bloßen Händen kämpfen werden.“

Israels UN-Botschafte­r Gilad Erdan zeigte sich über Bidens Äußerungen „sehr enttäuscht“. „Dies ist eine schwierige und sehr enttäusche­nde Äußerung von einem Präsidente­n, dem wir seit Beginn des Krieges dankbar sind“, sagte Erdan dem israelisch­en Sender Kan.

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