Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Damit die Wärmepumpe länger hält

Experten geben Nutzern Tipps zum Umgang mit der neuen Heizung

- Dominik Bath

Berlin. Immer mehr Deutsche freunden sich mit der Wärmepumpe als Heizungste­chnologie an. Doch ähnlich wie Gas- und Ölheizunge­n muss auch die vergleichs­weise junge Technik regelmäßig gewartet werden. Was man dabei nicht versäumen darf und wie Nutzer selbst die Lebensdaue­r einer Wärmepumpe erhöhen können.

Welche Mythen bestehen in Bezug auf die Wartung von Wärmepumpe­n?

Thermondo-Servicetec­hniker Jan Reichel kennt so einige. Zum Beispiel gebe es da die Legende, dass Wärmepumpe­n überhaupt nicht so wartungsin­tensiv seien wie etwa Gas- oder Ölheizunge­n. Schließlic­h heize man ja ohne fossile Brenneleme­nte. „Das ist ein Trugschlus­s. Denn auch die Wärmepumpe arbeitet ja täglich und liefert Energie“, erklärt Reichel. Er verweist zum Beispiel auf Lüfter und Verdampfer. Komme es an diesen Komponente­n zu Verschmutz­ungen, könne die Effizienz der Technik „schon ziemlich sinken“, so der Fachmann.

Auch die Erzählung, dass die Wartung nicht so aufwendig sei, stimme nicht. „Man braucht Zeit, schließlic­h muss das Gerät zum Teil auseinande­rgebaut werden“, sagt Reichel. Dafür und für die Überprüfun­g aller relevanten Teile sowie der Heizkompon­enten im Haus könnten schon bis zu zwei Stunden vergehen. Und die Wartung sollte ein ausgebilde­ter Fachmann vornehmen.

Wie oft sollten Fachkräfte die Wärmepumpe warten?

Der Bundesverb­and Wärmepumpe (BWP) empfiehlt, nach einem Jahr eine Überprüfun­g des Systems vorzunehme­n. „Bei Luft-Wasser-Wärmepumpe­n sollte dann weiterhin eine jährliche Überprüfun­g stattfinde­n. Die Reinigung des Verdampfer­s und des Kondensata­blaufs können aber auch nach entspreche­nder Einweisung vom Betreiber selbst durchgefüh­rt werden“, so der Verband. Bei Sole-Wärmepumpe­n sollte den Experten zufolge die SoleKonzen­tration von Zeit zu Zeit überprüft werden. Mitunter hilft bei einigen Anlagen digitale Technik, um den Status im Blick zu behalten: Bei modernen Geräten werden mögliche Unregelmäß­igkeiten häufig bereits per Fernwartun­g ausgelesen und bearbeitet.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?

Das ist unterschie­dlich, weil die Kosten je nach Anbieter und Servicebet­rieb variieren können. Nutzer sollten mit Wartungsau­sgaben von 100 bis 530 Euro im Jahr rechnen. Ausgaben für Wartungs- oder Reparaturm­aterial können noch hinzukomme­n, ebenso für die Anfahrt des Technikers.

Was sind die gängigsten Verschleiß­teile?

„Wesentlich­es Verschleiß­teil ist der Kompressor, dessen Lebensdaue­r extrem von den Betriebsbe­dingungen abhängig ist. Bei guter Auslegung und langen Laufzeiten sollte er aber 15 bis 20 Jahre einwandfre­i laufen“, heißt es vom Branchenve­rband. Der Anbieter Bosch teilt mit: „Unsere Wärmepumpe­n haben keine Verschleiß­teile, die regelmäßig ausgetausc­ht werden müssen, wie zum Beispiel Reifen oder Scheibenwi­scher beim Auto.“Je nach Systeminst­allation und örtlicher Wasserbesc­haffenheit könne aber eine Filterrein­igung notwendig sein. Auch Viessmann Climate Solutions betont, dass Komponente­n der firmeneige­nen Wärmepumpe­n „über die gesamte Lebensdaue­r der Geräte weitgehend verschleiß­frei“arbeiten.

Welche Fehler sollte man beim Umgang mit einer Wärmepumpe vermeiden?

Wer eine Wärmepumpe nutzt, sollte sein Heizverhal­ten grundsätzl­ich verändern, sagt Thermondo-Servicelei­ter Jan Reichel. Anders als bei einer Gas- oder Ölheizung hält die Wärmepumpe eine konstante Temperatur des Heizwasser­s aufrecht, anstatt es immer wieder neu aufzuheize­n. So wird ein effiziente­r Heizbetrie­b gewährleis­tet, erklärt Reichel. „Dementspre­chend ist es für Wärmepumpe­n-Nutzer wichtig, das Thermostat auf einer kontinuier­lichen Stufe zu halten und das Gebäude nicht ganz auskühlen lassen, um hohe Stromverbr­äuche zu vermeiden“, sagt der Experte. Thermondo selbst empfiehlt, einfach den Automatikm­odus des Geräts zu nutzen.

Ein weiterer denkbarer Fehler ist, die Wärmepumpe im Winter abzuschalt­en oder vom Strom zu trennen. Viele Geräte haben einen Sommerbetr­iebsoder Urlaubsmod­us mit einem Enteisungs­programm, den Nutzer einstellen können. „In diesem Zeitraum ist die Heizung deaktivier­t – und nur das Warmwasser wird von der Wärmepumpe erhitzt“, so der Fachmann. Achtung: Wer in den Wintermona­ten verreist, sollte das jedoch lieber nicht machen. Ansonsten drohen Schäden an der Gebäudehül­le oder dem Gerät selbst. Vorsichtig sollte man zudem bei einem längeren Stromausfa­ll und gleichzeit­igen Außentempe­raturen unter fünf Grad Celsius sein. Dann drohen sogar Erfrierung­en an der Technik. In einem solchen Fall sollte man zuerst den Techniker kontaktier­en.

Vermeiden sollte man generell ebenfalls, die Wärmepumpe zuzustelle­n. „Die Außeneinhe­it sollte immer frei bleiben“, erklärt Reichel. Im Herbst sollte das Gerät von Laub, im Winter von Schnee befreit werden. Ansonsten drohen Effizienze­inbußen beim Verdampfer, der ja die Wärmeenerg­ie aus der Umgebung aufnimmt.

An welchen Verbesseru­ngen arbeiten Wärmepumpe­n-Hersteller derzeit?

„Die Geräte werden kontinuier­lich weiterentw­ickelt. Das sollte sich bei sachgerech­tem Betrieb auch auf die Lebensdaue­r der Anlagen positiv auswirken“, heißt es vom Bundesverb­and Wärmepumpe. Mit Blick auf die Wartung haben viele Anbieter zudem Lösungen für das Monitoring und die sogenannte Fernwartun­g entwickelt. Bosch zum Beispiel will dieses Angebot weiter ausweiten. „Damit wollen wir das Handwerk entlasten und zeitaufwen­dige Hausbesuch­e reduzieren“, sagt eine Sprecherin des Unternehme­ns.

Ist eine wartungsfr­eie Wärmepumpe generell denkbar?

Eher nicht. Um eine Wartung wird man nach Ansicht der Experten auch künftig wohl nicht herumkomme­n. Der Hersteller Viessmann Climate Solutions bemüht den Vergleich zwischen einer Heizung und einem Kühlschran­k. Weil eine Heizung aus mehreren Systemkomp­onenten wie einem Wärmeerzeu­ger, Rohrleitun­gen, Pumpen und Heizkörper­n oder einer Fußbodenhe­izung bestehe, sei eine gewisse Wartung „nach heutigem Stand der Technik unumgängli­ch“, teilt das Unternehme­n mit. Ein Kühlschran­k hingegen sei eine mehr oder weniger geschlosse­ne Einheit, komme aber auch nicht ohne regelmäßig­e Instandhal­tung aus. „Die kann allerdings von den Nutzern selbst vorgenomme­n werden: Reinigung des Innenraums und Abtauen des Gefrierfac­hs“, so Viessmann Climate Solutions.

 ?? AFP/GETTY IMAGES ?? Letzter Check vor der Auslieferu­ng: Immer öfter werden Wärmepumpe­n in Wohnhäuser­n verbaut. Sie müssen regelmäßig gewartet werden, damit sie reibungslo­s laufen.
AFP/GETTY IMAGES Letzter Check vor der Auslieferu­ng: Immer öfter werden Wärmepumpe­n in Wohnhäuser­n verbaut. Sie müssen regelmäßig gewartet werden, damit sie reibungslo­s laufen.

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