Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Wie wichtig ist Arbeit?
Carsten Schneider spricht beim Industrieclub Thüringen ein schwieriges Wirtschaftsthema an
Weimar. Es ist offensichtlich nicht nur die ganz junge Generation, die viel Wert auf die Balance von Arbeit und Freizeit legt. Auch bei den Arbeitnehmern, die mitten im Berufsleben stehen, wird die Freizeit offenbar immer wichtiger – und der Job steht nicht mehr so im Fokus, wie das früher der Fall war.
Dieser Eindruck jedenfalls ließ sich beim jüngsten Vortragsabend des Industrieclubs Thüringen gewinnen, bei dem Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, zu Gast war. Das Kernthema des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten lautete „Ostdeutschland – neue Perspektiven für die deutsche Wirtschaft“. Doch Schneider wollte nicht nur die aus seiner Sicht guten Aussichten hierzulande referieren, er hatte auch Fragen mitgebracht. Und dabei standen die Arbeits- und Fachkräfte im Mittelpunkt.
Häufig ist mit Blick auf die Arbeitsmarktsituation vom Mangel die Rede. Auch Schneider verwies darauf, wie wichtig es ist, hier weiterhin große Integrationsleistungen zu vollbringen, um mit Menschen aus dem europäischen und nichteuropäischen Raum für den hiesigen, von der Demografie gebeutelten Arbeitsmarkt rechnen zu können. Schneider machte aber zudem deutlich, dass offenbar bei Arbeitnehmern eine Veränderung eingeAbend
treten sei. Ihm fiel dies vor einigen Jahren bei einem Tarifabschluss auf, der den Arbeitnehmern die Wahl ließ: entweder mehr Geld oder mehr Freizeit. Ein großer Prozentsatz habe sich damals für weniger Arbeit entschieden…
Schneiders Beobachtung scheint kein Einzelfall zu sein. Aus den Reihen des Industrieclubs war zu hören, dass Home Office der Kreativität
in einer Arbeitsgruppe entgegenstehe und dass es wichtig sei, mehr Mitarbeiter an den eigentlichen Arbeitsplatz zurück zu holen, um die nötigen Ergebnisse zu erzielen.
Carsten Schneider betonte bei dieser Gelegenheit, dass niemand von ihm die politische Forderung nach einer Vier-Tage-Woche je gehört habe und auch nicht hören werde. Gewünscht wurde an dem
ein politischer Diskurs zur Zukunftsfähigkeit und zum Erhalt des Wohlstands. Staatsminister Schneider stellte in Aussicht, dass „noch vor der Sommerpause“auf Bundesebene ein „substanzieller Bürokratieabbau“beschlossen werde. Auch ein „Modernisierungspaket“sei gerade in der Abstimmung, weswegen er dazu noch keine Details preisgeben könne, sagte er.