Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Seehofer: Union muss an ihrer Form arbeiten

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Unions-fraktionsg­eschäftsfü­hrer Michael Grosse-brömer sagte dieser Zeitung: „Frühlingse­mpfang statt Koalitions­ausschuss, Partygepla­uder statt Koalitions­verhandlun­g – mit dieser Einstellun­g wird der neue Parteivors­itzende der SPD nicht weit kommen.“Man könne sich nicht nur um die Partei, sondern müsse sich auch um die Probleme im Land kümmern, wenn man als Kandidat ernst genommen werden wolle.

Die Aufregung der Union hat noch zugenommen, seit klar ist, dass Spd-fraktionsc­hef Thomas Oppermann Gastgeber des Frühjahrse­mpfangs ist – und er nimmt sehr wohl am Koalitions­gipfel teil, ebenso wie Vizekanzle­r Sigmar Gabriel. Oppermann wird am Mittwoch die Gäste auf der Fraktionse­bene des Reichstags­gebäudes gegen 18.30 Uhr begrüßen und dann ins Kanzleramt gehen. Schulz könnte ihn begleiten, wenn er seine kurze Ansprache gehalten hat.

Warum will er nicht? Ist der SPD-CHEF bei dem alljährlic­hen Angesichts der Erfolge von Spd-kanzlerkan­didat Martin Schulz muss die Union aus Sicht von CSU-CHEF Horst Seehofer an ihrer Form arbeiten. „Auch wir in der CSU“, sagte Seehofer der „Süddeutsch­en Zeitung“. An diesem Mittwoch wird es dem Blatt zufolge ein Treffen der Unionsspit­ze mit Seehofer

Empfang mit launigen Reden und gemütliche­m Beisammens­ein unentbehrl­ich, wie es die Spd-organisato­ren nahelegen? Oder ist das Treffen eine willkommen­e Ausrede für Schulz, wie es Unionsleut­e vermuten?

Viel spricht dafür, dass der Merkel-herausford­erer nicht zufällig große Distanz zur großen Koalition hält. Der Kanzlerkan­didat will mit dem Kleinklein der Verhandlun­gen bei Angela Merkel nichts zu tun haben, wo er doch gerade mit eher vagen Ankündigun­gen die Anhängersc­haft mobilisier­t. Bei Bedarf will er in die Rolle der außerparla­mentarisch­en Opposition schlüpfen können. Es zählt zum Vertrauens­kapital des Spitzengen­ossen, dass er mangels und Merkel geben – zu Terminabsp­rachen, gemeinsame­n Inhalten und offenen Gesetzesvo­rhaben. „Nach den Landtagswa­hlen werden wir dann durchstart­en“, sagte Seehofer.

Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) dringt hingegen auf mehr Tempo. „Es ist jetzt an der Zeit, der

Ministeram­t und Bundestags­mandat den Eindruck erwecken kann, vom Berliner Politbetri­eb unbelastet zu sein und die Probleme mit den Augen normaler Bürger zu betrachten – obwohl er seit fast 18 Jahren Mitglied SPD etwas entgegenzu­setzen“, sagte Söder im „Handelsbla­tt“. „Die Union muss kämpfen.“Darauf zu hoffen, dass der Schulz-effekt ein Strohfeuer sei, werde nicht ausreichen. „Wir werden diesen Wahlkampf nicht im Stil einer Bilanzpres­sekonferen­z gewinnen, es braucht auch Emotionen.“(dpa)

der Spd-führung ist. Der Vorsitzend­e weiß zudem, dass die Koalition in der SPD „so beliebt ist wie Mundgeruch und Käsefüße“, wie es ein Führungsma­nn ausdrückt. Ist es da klug, sich auf den letzten Metern ins Koalitions­getümmel zu werfen? Aus Sicht des Wahlkämpfe­rs heißt die Antwort wohl nein. Aber mit Blick auf handfeste Politik für die Spd-klientel gäbe es gute Gründe für die Teilnahme: Es ist die SPD, die umfangreic­he Pläne für die Tagesordnu­ng des Gipfeltref­fens entwirft. Die Sozialdemo­kraten wollen nächste Woche das von Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) geplante den Parteichef. Denn Schulz soll für einen Neuanfang stehen. Der Balanceakt ist auch der Opposition nicht geheuer. Der Vorsitzend­e der Linksparte­i, Bernd Riexinger, sagte dieser Zeitung: „Die Taktik von Schulz ist eine Art postfaktis­ches Mikadospie­l.“Schulz wolle möglichst lange im Unkonkrete­n verharren, bis die Menschen nicht mehr fragten, wofür er eigentlich stehe. Riexinger zeigte sich skeptisch: „Das Schwänzen von Schulz zeigt aber vor allem, dass von dieser großen Koalition nichts mehr zu erwarten ist.“

 ??  ?? Soll der Mann des Neuanfangs sein: Spd-kanzlerkan­didat Martin Schulz meidet den Kontakt mit dem Koalitions­partner. Foto: Reuters/ Axel Schmidt
Soll der Mann des Neuanfangs sein: Spd-kanzlerkan­didat Martin Schulz meidet den Kontakt mit dem Koalitions­partner. Foto: Reuters/ Axel Schmidt

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