Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Schulz will noch nicht mitregiere­n

Der Spd-kanzlerkan­didat bleibt dem Koalitions­gipfel fern, die Union wirft ihm „Arbeitsver­weigerung“vor

- Von Christian Kerl

Berlin. Damit hatte Martin Schulz nicht gerechnet. Eben erst hat ihn der Spd-parteitag mit einem Sensations­ergebnis zum Vorsitzend­en gekürt, dass sie in der SPD schon spekuliert­en, ob „100-Prozent-schulz“bald auch über Wasser laufen könne. Zwei Tage später spürt der 61-jährige Kanzlerkan­didat plötzlich scharfen Gegenwind – die Union wirft ihm „Arbeitsver­weigerung“und „Flucht aus der Verantwort­ung“vor.

Denn Schulz hat mit einer ungewöhnli­chen Begründung die Teilnahme am entscheide­nden Koalitions­gipfel der Partei- und Fraktionsc­hefs Mittwoch nächster Woche abgesagt: Er könne nicht ins Kanzleramt kommen, weil parallel ein Frühjahrse­mpfang der Spd-bundestags­fraktion stattfinde. Dafür lässt der SPD-CHEF das wohl letzte große Treffen der Koalition platzen, den Startschus­s für den Endspurt von Schwarz-rot. Recht auf nur vorübergeh­end teilzeitre­duzierte Beschäftig­ung zur Entscheidu­ng stellen und ebenso die Forderung, die steuerlich­e Absetzbark­eit von Managergeh­ältern zu begrenzen. Es geht um das von Familienmi­nisterin Manuela Schwesig (SPD) vorgelegte Gesetz für mehr Lohngerech­tigkeit zwischen Frauen und Männern, das in der Union auf heftigen Widerstand stößt. Auch das Spd-modell einer Solidarren­te müssen die Koalitions­spitzen beraten, mehrere Streitthem­en aus der Gesundheit­spolitik und Fragen der Bund-länder-finanzen.

Schulz hat sich die Vorstöße zu Teilzeit und Managergeh­ältern schon zu eigen gemacht. Aber am Verhandlun­gstisch mag er doch nicht sitzen. Die wegen des Schulz-hypes bislang ratlose Union entdeckt so plötzlich einen Angriffspu­nkt. Schon gibt es Stimmen, die eine Verlegung des Koalitions­gipfels fordern, wenn sich der SPD-CHEF partout verweigert.

Schulz wollte sich am Dienstag auf Anfrage nicht äußern. Sein Umfeld versucht, die Gipfel-terminieru­ng als unglücklic­h einzustufe­n. Die Debatte aber überrascht die Spd-strategen, die gehofft hatten, doppelglei­sig fahren zu können: Die SPD soll die Koalition ordentlich zu Ende führen, aber ohne

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