Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Torte, Worte und Musik zum Geburtstag des Weltgenies
Gestern vor 332 Jahren wurde Johann Sebastian Bach geboren. Ein Geschenk: Neuer Bereich in der Dauerausstellung
Eisenach. „Er ist ein Mittler zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen“, findet Roderich Kreile, Dresdner Kreuzkantor und Vize-vorsitzender der Bachgesellschaft, und meint natürlich Johann Sebastian Bach. Da hätte der große Meister allerdings dann auch mal seine Kontakte nach oben spielen lassen und für besseres Wetter zu seinem gestrigen Geburtstag sorgen können. So war die Schar der Geburtstagsgäste zur alljährlichen Feier vor und im Bachhaus etwas kleiner als sonst und die Regenschirme waren Pflicht.
Und es gab ja sogar drei Dinge zu feiern. Der 332. Geburtstag von Johann Sebastian Bach, die Entscheidung der Bachgesellschaft, ein Museum in Eisenach zu eröffnen vor 110 Jahren, und die Neueröffnung des Museums samt Neubau vor zehn Jahren.
Natürlich strahle Bach selbst in die ganze Welt aus. Aber das Bachhaus lehne sich angesichts der Zugkraft des großen Namens nicht „selbstgefällig zurück“, sondern erfinde sich immer wieder neu, schaffe mit den immer interessanten und manchmal auch wundersamen Sonderausstellungen neue Akzente. „Die Stadt ist auch stolz auf dieses Haus“, so Wolf. Sie erlebe es immer wieder, dass „es eigentlich niemanden gibt, der in dieses Haus geht, der nicht mit einem Leuchten in den Augen wieder herauskommt“. Das liege natürlich an der wunderbaren Musik, daran, dass es dem Bachhaus gelinge, gleichzeitig Mensch, Genialität und Werk Bachs darzustellen. Wolf: „Dabei aber verharrt das Bachhaus nicht in der Vergangenheit, sondern wagt auch immer wieder den Schritt in die Moderne“. Thomas Seidel, Thüringer Reformationsbeauftragter, würdigte Bachs Musik als eine Übersetzung des Freiheits-gedankens Luthers: „Diese innere Freiheit, die Bach und Luther, über die äußere Freiheit des Menschen stellen, ist nötig, auch um Widerstand zu leisten und Protest zu formulieren. So wie Luther schreibt, komponiert Bach“.
Superintendent Ralf-peter Fuchs machte „Bachs reformatorischen Geist“in seinen Passionen und dem überschaubaren österlichen Werk fest. Bach sei ein „Theologe des Kreuzes“ gewesen. Wie Luther auch steige er in seiner Musik tief hinab in das Dunkel der Passionen, um dort den Himmel zu entdecken.
Für Kreuzkantor Kreile ist Bach schlicht „ein Weltgenie für alle, unabhängig vom Glauben“. Die Kraft seines Werkes wirke auf der ganzen Welt. Aber natürlich sei er besonders vom Glauben in seinem Werk beseelt. Und so fänden sich überall Idealisten, Freunde von Bach, die einer Idee folgten, die Bach und sein Werk verkörpere, und so ein Stück Identität schaffe.
Bachhaus-chef Jörg Hansen begrüßte zur Feier auch Bachnachfahren aus Wechmar. Er erinnerte zudem daran, dass sich in den vergangenen zehn Jahren auch im Neubau weiter viel bewegt habe, von der neuen Hörstation über das begehbare Musikinstrument bis hin zu vielen neuen Exponaten und seit dem Neubau jährlichen Sonderausstellungen. Mittlerweile gebe es zudem seit fünf Jahren jeweils eine Frühjahrsausstellung im Berliner Dom und seit zwei Jahren jedes Jahr eine Sonderschau in Jerusalem. Gemeinsam mit Wolf und Seidel schnitt er dann die Geburtstagstorte an. Daran schloss sich die Eröffnung des neuen Bereichs „Bachs innere Welt“im Museum an.
Luther schreibt, Bach komponiert