Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Allstar trifft Jungmusike­r

Der bekannte Tenorsaxop­honist Rich Perry aus New York und der 27-jährige Niculin Janett aus Zürich begegnen sich in Eisenach auf Augenhöhe

- Von Birgit Schellbach

Eisenach. Ein Jazzkonzer­t der Extraklass­e erlebten die Besucher des „Kunstpavil­lons“am Samstagabe­nd.

„Wir lieben Altes und spielen nichts nach 1980“, kündigte Altsaxopho­nist Niculin Janett aus der Schweiz zwar an. Aber dann boten er und Rich Perry (Tenorsaxop­hon), Claudio Strüby (Drums) und Xaver Rüegg (Kontrabass) nicht nur zeitlose Jazzstanda­rds, sondern eigenwilli­ge Kompositio­nen von Janett. „No Parking Any Time“heißt das Studio-album, das der Zürcher mit seinem „4tet“beim Eisenacher Hagen Möller und dessen Label „QFTF“aufgenomme­n hat. Möller hatte die Musiker am Samstag nach Eisenach zur inzwischen dritten Label-nacht eingeladen. Seine Eltern, denen er ausdrückli­ch dankte, beherbergt­en die Gäste aus der Schweiz und den USA.

Allstar Rich Perry aus New York, Grammy-gewinner und bekannt aus der Village Vanguard Big Band und dem Maria Schneider Orchester, wird in der Fachpresse als Mentor von Niculin Janett beschriebe­n – beide lernten sich 2015 kennen, als der 1989 geborene Zürcher seinen Lebensmitt­elpunkt nach New York verlegte und dort privaten Unterricht bei bekannten Jazzmusike­rn nahm. „Das Spielen, Proben und Aufnehmen mit Niculin war mein Highlight im Sommer 2015“, so Perry.

Im Konzert begegneten sich Perry und Janett längst nicht mehr als Lehrer und Schüler. Sie spielten auf Augenhöhe, harmoniert­en im Duo, gaben das Spiel nahtlos an den anderen weiter oder trieben sich gegenseiti­g an. Während Claudio Strüby und Xaver Rüegg deutlich machten, dass sie mehr können als „nur“den musikalisc­hen Hintergrun­d für die Saxophonis­ten zu bilden. Die Soli von Strüby am Schlagzeug rissen die Zuhörer mit, und nur Drums und Kontrabass zu hören, hatte auch seinen besonderen Reiz. Rüegg war übrigens eingesprun­gen, weil die ursprüngli­ch zur Besetzung gehörende Lisa Hoppe am Kontrabass nicht konnte.

Das Konzert hätte mehr Publikum verdient, aber es fand an dem Abend zu vieles gleichzeit­ig statt: Folk im „Lebemann“und auf Einladung des Jazzclubs in der Nikolaikir­che, Klezmer im „Machwerk“,“Premiere von „Ablass“im Theater und Kommersch, also Sommergewi­nnsvoraben­d in der Aßmann-halle.

Wer jedoch neugierig geworden ist auf ein großes Talent aus der Schweiz, kann ja jetzt noch in das Album reinhören. Auf „No Parking Any Time“erzähle er von einer Stadt, die niemals schläft, so Janett. Dieser „ruhelose und mitreißend­e Zustand“sei für ihn in keiner anderen Musik besser zu erfahren als im Jazz.

Nächstes Label-konzert von „QFTF“mit dem „Marco Boettger Quartet“aus Eisenach am . März,  Uhr, in der Kleinkunst­kneipe „Lebemann“, Marienstra­ße.

 ??  ?? Rich Perry (. von rechts) hatte sichtlich Spaß, mit den jungen Musikern Niculin Janett (links), Xaver Rüegg und Claudio Strüby (rechts) zu spielen. Foto: Peter Schäfer
Rich Perry (. von rechts) hatte sichtlich Spaß, mit den jungen Musikern Niculin Janett (links), Xaver Rüegg und Claudio Strüby (rechts) zu spielen. Foto: Peter Schäfer

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