Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Verkaufsoffene Sonntage wollen argumentiert sein
Gewerbeverein macht sich Gedanken für Anträge 2018. Zum Sommergewinn öffnen die Läden
Eisenach. Veranstaltungen in Einkaufsmärkten und das „Kaufinteresse möglicher Kunden“sind kein ausreichender Anlass, um einen verkaufsoffenen Sonntag zu begründen und zu genehmigen. So hatte das Oberverwaltungsgericht im September vergangenen Jahres im Fall von Erfurt entschieden und somit generell die Weichen im Freistaat neu gestellt. Auch der Obi-markt in Stregda muss dieser Tatsache in diesem Jahr Tribut zollen. Die vier bisher geöffneten Sonntage sind gestrichen. Nun muss sich das Handelsunternehmen mit kleinen Schritten begnügen. Am Sommergewinns-samstag öffnet Obi zwei Stunden länger als üblich, also bis 20 Uhr.
Der verkaufsoffene Sonntag in der Eisenacher Innenstadt ist am Sommergewinns-wochenende dagegen wie immer gesetzt, 13 bis 18 Uhr. Es ist einer von fünf in diesem Jahr vom Gewerbeverein beantragten. Einer davon, der am 3. Oktober, wurde ad acta gelegt. Es fehlte an einem schlüssigen Konzept. Unter anderem hatten sich das Möbelhaus Cranz & Schäfer und auch das Kaufhaus Schwager gegen eine Ladenöffnung am 1. beziehungsweise 3. Oktober ausgesprochen. Kaufhaus-inhaber Ralf Schwager hatte in diesem Zusammenhang sogar eine Mitarbeiterbefragung angestrengt. 35 Beschäftigte, so Kaufhausleiterin Heike Schneider, hatten sich gegen eine Sonderöffnung ausgesprochen. „Zu diesem Zeitpunkt war Schwager vom Gewerbeverein allerdings schon mitgeteilt worden, dass dieser verkaufsoffene Sonntag nicht mehr geplant ist“, sagt Vorsitzender Jo West.
An jährlich höchstens vier Sonn- und Feiertagen dürfen Verkaufsstellen aus besonderem Anlass für die Dauer von bis zu sechs zusammenhängenden Stunden in der Zeit von 11 bis 20 Uhr geöffnet sein. Kreisfreie Städte können in Einzelfällen befristete Ausnahmen von den Bestimmungen bewilligen, wenn diese im öffentlichen Interesse notwendig sind. Dazu ist allerdings eine schlüssige Begründung der Gewerbetreibenden Voraussetzung.
Neben dem jetzigen werden der Sonntag am Wochenende von „Eisenach mobil“, der am Wochenende des Deutschen Wandertages und ein Sonntag im Advent in Eisenach verkaufsoffenen sein. Für das nächste Jahr, wenn es keinen Wandertag gibt, wolle sich laut Jo West der Gewerbeverein Gedanken um die Basis für einen vierten verkaufsoffenen Sonntag machen. Noch seien die Überlegungen allerdings nicht spruchreif.
Wenngleich das Sommergewinns-wochenende wettertechnisch und damit auch aus Sicht des Umsatzes eine große Wundertüte ist, gesteht der Gewerbevereins-chef, liege die nötige Begründung für einen verkaufsoffenen Sonntag zu diesem Ereignis ja quasi auf dem Tablett. Nicht der Öffnungswille der Händler ist nämlich das Maß der Dinge, sondern die Qualität des Drumherums, das Rahmenprogramm. Da ist es mit zwei, drei Ständen nicht getan.
Kaufhausleiterin Heike Schneider macht sich neben der Notwendigkeit und dem Erfolg verkaufsoffener Sonntage auch weiterhin Gedanken um Eisenach als Einkaufsstadt selbst. Die Stadt habe so viel Potenzial, laboriere aber vor allem an den fehlenden kostenlosen Parkplätzen im Zentrum. Dieses Problem hält Gewerbevereins-vorsitzender Jo West für gar nicht so relevant, denn die belebtestes Straße in Eisenach sei die, die man nicht mit dem Auto erreichen kann: die Karlstraße. Also sei das Parkplatzthema nicht so schwerwiegend.
Mindestens so intensiv wie über Umsätze und verkaufsoffene Sonntage diskutiert die Händlerschaft der Innenstadt derweil über die Frage, ob das Projekt „Tor zur Stadt“tatsächlich realisiert wird oder nicht. Geschäftsleute, Verkäuferinnen und Kunden schließen zu dieser Frage schon Wetten ab. Für eine langjährige Verkäuferin der Viba-filiale an der Karlstraße ist das Thema jedenfalls nicht mehr akzeptabel, geschweige denn „lustig“, sagt sie. Sie sei im Fall des Scheiterns gespannt, wer dafür die Zeche zahlt.