Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Gut Ei und Kikeriki!
Zauberin Caro lässt sich beim Urgestein der Sommergewinnler, bei Christiane Tomaske, direkt in der Gargasse in die Geheimnisse der Tradition einweihen
Es ist in aller Munde, auf jedem Plakat steht es – Radio und Zeitung berichten seit Monaten.
Sommergewinn ist das größte Frühlingsfest in Deutschland. Alle sind in Aufruhr. Nur ich habe das Gefühl, dass ich durch die Straßen ziehe und keine Ahnung habe, was los ist. Jedenfalls ging es mir bis gestern so.
Da ich nicht aus Eisenach bin, habe ich zwar schon vom spektakulären Sommergewinn gehört, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich das berühmte Gespräch zwischen Väterchen Frost und Madame Sunshine jemals verfolgt habe. Eins ist klar, die Stadt ist bunt, die Häuser geschmückt, die Kinder verkleidet.
Die Frage ist doch, wie lange dauern die Vorbereitungen und wer organisiert so ein Fest?
Ich hatte das Glück, die sympathische Christiane Tomaske zu treffen, um einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Wir trafen uns am Ort des Geschehens in der Gargasse. Ich konnte einen Blick auf die geschmückten bunten Wagen erhaschen, überall lagen Requisiten, fein sortiert. Wir saßen zwischen Hunderten von Blumen. Über 7000 Stunden werden die über 100 000 Blüten in feinster Handarbeit gedreht. Wow!
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Tomaske erzählt von ihrer Zeit beim Sommergewinn. „Damals war ich die Frau Sunna mit aufgeklebten Wimpern und blonder langer Perücke. Jetzt bin ich zur Tante Frieda aufgestiegen“. Sie erzählt, dass sie es liebt, im Rampenlicht zu stehen, sie ist seit ihrer Kindheit beim Verein. Am Samstag zum Festzug steht sie auf dem letzten Wagen, dessen Thema bis zum Ende immer geheim bleibt. Sie strotzt nur so vor Energie. „Vor dem Sommergewinn, ist nach dem Sommergewinn“, sagt sie. Im September treffen sich die Mitglieder, um das nächste Fest zu planen. Das Thema muss gefunden werden.
Meine Bewunderung gilt dem, der hier den Durchblick hat. Ab Oktober wird gebastelt, gebaut, geprobt, geschraubt, genäht und vorbereitet. Wenn man sich vorstellt, dass der Umzug nur Stunden geht, aber das ganze Jahr gearbeitet wird – Hut ab.
Ich erfuhr auch, was die drei Symbole bedeuten. Der Hahn steht für den Beginn des Tages. Das Ei ist das Symbol für die Fruchtbarkeit, die Brezel dient der Unendlichkeit im Wechsel der Jahreszeiten. Aber was ist den nun mit den zwei Streitenden auf dem Marktplatz – Sunna und Winter? Die Tradition zeigt, wie vergänglich der Winter ist und Platz macht für Frau Sunna. Na denn, gut Ei und Kikeriki!