Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Das Wunder von Creuzburg ruht in ganz vielen Händen
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie stellt neues Arbeitsheft zu Sanierung und Baugeschichte der Liboriuskapelle vor
Creuzburg. Wie sich eine schier aussichtslos erscheinende Restaurierung in eine Erfolgsgeschichte verwandelt, davon erzählt die am gestrigen Vormittag in einer kleinen Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellten Broschüre „Die Liboriuskapelle zu Creuzburg – Die Geschichte und Restaurierung der Brückenkapelle und ihrer spätmittelalterlichen Wandmalereien“. Das neue, 127-seitige Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie veranschaulicht, welche enormen Kräfte für die Sanierung der Kapelle als auch ihrer bedeutenden Wandbemalung das Landesamt, der Förderverein, die Kirchgemeinde, die Stadt Creuzburg sowie die zahlreichen Freunde der Liboriuskapelle mobilisierten. „Es zeigt ganz kompakt, was geleistet wurde“, freut sich Pastorin Susanne-maria Breustedt über die Veröffentlichung.
Landeskonservator Holger Reinhard räumt ein, dass die Sanierung ohne die wiederkehrenden Impulse aus der interessierten Bevölkerung nie und nimmer so gelungen wäre. Der fachgerechte Erhalt der Bildzyklen über das Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen sowie dem Leben Christi stellte eine besondere Herausforderung für die beteiligten Restauratoren dar. Die im Zuge der Reformation übermalten Wandbilder, die in den 1930er Jahren Restauratoren wiederentdeckten und freilegten, verblassten in den Folgejahren zusehends. Die Ostern 1945 gesprengte Werrabrücke nahm der Kapelle das Dach. An das Dach dachte in den Nachkriegsjahren keiner. Eindringende Feuchte und die damit ungehinderte Zerstörung wird erst 1953 mit einem neuen Dach gestoppt. Um die Jahrtausendwende kann der Besucher der Liboriuskapelle die Darstellungen fast nur noch erahnen. „Aus der Öffentlichkeit wurden Befürchtungen laut, die bemerkenswerten Wandmalereien und damit eines der schönsten Zeugnisse spätmittelalterlicher Elisabethverehrung könnten endgültig verloren gehen“, so Autorin Dina Sperl vom Landesamt. Der kunsthistorische Wert der Wandbemalung wird im Landesamt erkannt und ein wissenschaftliches Projekt initiiert, um methodische, technologische als auch ästhetische Fragen für die nötige Restaurierung zu klären. Schließlich begannen 2010 die mehrjährigen Konservierungsund Restaurierungsmaßnahmen. „An der Gewölbedecke fanden wir ein kräftiges Ultramarinblau vor, aber um nicht von den blassen Wandbildern abzulenken, wurde ein schlichteres Graublau für die Bemalung gewählt“, erklärt Restaurator Veit Gröschner den gut 50 Gästen der Buchvorstellung. Trotz des anfangs schier aussichtslos erscheinenden Sanierungsprojektes sind alle Beteiligten mit dem Ergebnis überaus zufrieden. „Die Lesbarkeit der szenischen Darstellungen ist deutlich gesteigert; die spätmittelalterlichen Bilder sind nun in ihrer Brillanz und Schönheit wieder erlebbar und geben beredtes Zeugnis der mittelalterlichen Frömmigkeit und insbesondere der Popularität der Heiligen Elisabeth in Thüringen“, so Autorin Dina Sperl.
Neben der detaillierten Beschreibung der erfolgten Sanierung besticht das Arbeitsheft nicht nur durch zahlreiche, bisher unveröffentlichte historische Fotographien, sondern auch durch eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse zur Baugeschichte, beispielsweise zum Baumeister. Für ihren ausführlichen Aufsatz durchforstete Antje Coburger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Herderinstitut, zahlreiche Archive.
Die Kapellensanierung und der Erhalt des Bilderzyklus zum Leben der schillernden Frauengestalt ist maßgeblich auch einer Frauengestalt des heutigen Lebens zu verdanken. „Generalbundesanwältin Monika Harms schloss die Liboriuskapelle schnell in ihr Herz und war sich nicht zu schade, für die Sanierung bei vielen Menschen um Geld zu bitten“, würdigt Fördervereinsvorsitzender Andreas Creuzburg ihr Engagement. Er freut sich, das Engagement des Fördervereins im Arbeitsheft vorstellen zu dürfen.
Elisabethzyklus in neuer Brillanz und Schönheit
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„Die Liboriuskapelle zu Creuzburg. Zur Geschichte und Restaurierung der Brückenkapelle und ihrer spätmittelalterlichen Wandmalereien“, Seiten, ISBN ----, Preis: Euro