Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Chefärztin wechselt von Friedrichroda ans Klinikum Eisenach
Anja Regel übernimmt die Leitung der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St.-georg-klinikum
Eisenach. Die Chirurgie ist eine der letzten Disziplinen, in der beinahe ausnahmslos die Männerhand regiert. Das Eisenacher St.-georg-klinikum verfügt seit einigen Tagen über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal – in den Reihen der Belegschaft ist nun Thüringens einzige Chefärztin im Bereich der Chirurgie zu finden. Die 47-jährige Anja Regel übernimmt die Leitung der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum von Chefarzt Dr. Klaus Bickel, der seinen Ruhestand antritt. Mit einem kleinen Festakt im Hotel „Thüringer Hof“verabschieden die Mitarbeiter am Mittwochabend den Pensionär, der vor acht Jahren von der Gothaer Helios-klinik an das Eisenacher Klinikum gewechselt war, und begrüßen gleichzeitig Bickels Nachfolgerin.
„Er hat mir ein sehr gutes Team übergeben, von dem ich herzlich aufgenommen wurde – ich fühle mich hier richtig wohl“, schwärmt Anja Regel. Der Empfang mit offenen Armen habe ihr den Start in Eisenach enorm erleichtert.
Sie wechselt vom Krankenhaus Friedrichroda, an dem sie seit 2003 arbeitete, nach Eisenach. „Ich bin immer offen für Neues“, freut sie sich auf ihre neue Aufgabe in Eisenach. Ihre Leistungen und ihr ungebremster Wissensdurst honorierte die Klinikleitung in Friedrichroda – sie wurde Oberärztin. Während dieser Zeit erwarb Anja Regel ihren zweiten Facharzt-abschluss zur Viszeralchirurgin mit Hospitationen bei Professor Utz Settmacher am Uni-klinikum Jena sowie am Park-krankenhaus Leipzig und dem Herzzentrum Leipzig. Sie vertiefte sich in die „Spezielle Viszeralchirurgie“, zu der die Behandlung der Speiseröhre, des Magens oder auch der Bauchspeicheldrüse sowie die Transplantationsmedizin gehören. Seit elf Jahren darf die neue Chefärztin die Zusatzbezeichnung „Proktologie“führen. Sie spezialisierte sich auf Probleme des Beckenbodens, der Stuhlinkontinenz sowie Entleerungsstörungen.
Durch ihren reichen Fortbildungsund Erfahrungsschatz werden nun am St.-georg-klinikum Operationen möglich, für die es in Thüringen bisher kaum Angebote gibt. So werden in Eisenach minimalinvasive Hämorrhoiden-operationen möglich. Zur Behandlung der Stuhlinkontinenz setzt Regel das Sakralnervenschrittmacher-, das Gatekeeper-verfahren oder Fenix-magnetband ein. Auch bei den laparoskopischen Op-verfahren („Schlüssellochmethode“) und in der Akutchirurgie bei entzündeten oder geplatzten Därmen ist die neue Chefärztin eine Koryphäe.
Für Anja Regel ist das St.-georg-klinikum nicht ganz unbekannt. „Ich lebe seit 15 Jahren in Eisenach – mein Mann ist Eisenacher“, erzählt die Ärztin. Sie freut sich, dass ihr täglicher Arbeitsweg jetzt deutlich weniger Freizeit raubt. Die zusätzliche Zeit mit der Mutter genießt ihr fünfjähriger Sohn natürlich in vollen Zügen. „In der freien Zeit bin ich immer in Bewegung – Klettern, Snowboarden, Skiund Radfahren oder Wandern in der Natur“, erzählt die neue Chefärztin.
Nach der Schulausbildung waren die Arbeiter-und-bauernfakultät Halle, die Karlsuniversität Prag in Pilsen und die Martin-luther-universität Halle die ersten Stationen ihrer medizinischen Ausbildung. Am Hallenser Krankenhaus „St. Elisabeth und St. Barbara“erlangte sie die Approbation. Sie beteiligte sich dort am Aufbau einer kurzzeitchirurgischen Station und leitete diese, bis zu ihrem Wechsel 2003 nach Friedrichroda.
Anja Regel wird man nicht nur im weißen Kittel auf den Klinik-fluren begegnen, sondern auch in greller Einsatzbekleidung auf der Straße. „Seit 2003 besitze ich die Fachkunde Arzt im Rettungsdienst und seit 2004 auch als Leitender Notarzt“, erzählt die Notfallmedizinerin. Sie gehört dem Bund Deutscher Chirurgen, der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, dem Mitteldeutschen Arbeitskreis für Koloproktologie, dem Berufsverband der Coloproktologen und der Kontinenz-gesellschaft an.