Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Die Kräuterfrau vom Mühlrain lädt wieder zu Wanderungen ins Grüne ein
Seit vielen Jahren beschäftigt sich Ilse Böttinger aus Ruhla intensiv mit Heilpflanzen, die auch im Thüringer Wald zu finden sind
Ruhla. Gleich an zwei Wochenenden hintereinander lud Ilse Böttinger, bekannt als Kräuterfrau vom Mühlrain, zur Wanderung ins Grüne ein. Und beide Male kamen recht viele Interessenten. Die einen kannten sich bei der Benennung der Pflanzen besonders gut aus, andere weniger. Dass man nicht weit laufen muss, um fündig zu werden, bewies Ilse Böttinger. Sie führte ihre Gruppe durch die Ruhlaer Ferienhaus-lichtung.
Seit 18 Jahren ist die Ruhlaer Seniorin als Kräuterfrau unterwegs. Die ersten Jahre sammelte sie für sich selber, seither gibt sie ihr Wissen an Interessierte weiter. 18 Mal besuchte sie außerdem das Kräuterseminar von Oberweißbach, etliche Fachbücher hat sie ebenfalls gelesen. Und viel selbst ausprobiert.
Gänseblümchen ist Heilpflanze 2017
In ihren täglichen Smoothie als kaltes Mixgetränk kommen natürlich Kräuter. „Früher war ich viele Male zur Behandlung im Krankenhaus, seit meiner Kräutersammelleidenschaft nie wieder“, erzählte Ilse Böttinger zu Beginn der Wanderung. So eine Erfahrung beeindruckt. Dass man sich beim Sammeln auch noch bewegt, ist ein erfreulicher Nebeneffekt. Ganz ohne Arzt kommt die Kräuterfrau aber nicht aus, gibt sie zu. Doch das halte sich in Grenzen bei ihren 80 Lebensjahren.
Dass Kräuter seit tausenden von Jahren den Menschen dienlich sind, macht Sinn. Denn dereinst gab es ja keine Ärzte oder Apotheken. Später wurden die Erkenntnisse glücklicherweise schriftlich festgehalten und weitergeben.
Kleine Tipps gab es ebenfalls zur Wanderung: Nicht an der Straße sammeln und möglichst die Kräuter wenig waschen. Wenn doch, dann nur ganz kurz. Auch im Handel erhältliches Obst und Gemüse sei nicht ohne Belastung, ist sich Ilse Böttinger sicher.
Ein erster Griff ins Wiesengrün bringt eine Brennnessel zutage, die beispielsweise bei Harnweginfekten hilfreich ist. Schon folgt der Löwenzahn, der bereits jetzt im Frühjahr in der Blüte steht und Verdauungsbeschwerden lindert. Man kann sogar Honig aus ihm gewinnen. Bei Ilse Böttinger gehört der Löwenzahn unbedingt in ihr Mixgetränk. Weniger bekannt ist der Kriechende Günsel, wirksam bei Husten und Heiserkeit. Und das Gänseblümchen ist sogar Heilpflanze des Jahres 2017. Seine Blüten helfen bei Schwächezuständen, bei Erkältungen und Durchfall.
Die Kräuterfrau ließ auch Pflanzen nicht unerwähnt, die man unbedingt meiden sollte wie den Wiesenbärenklau und den Riesenbärenklau. Der Wiesenbärenklau habe zwar etwas geringeren Anteil an Xanthoxin, sollte aber dennoch nicht in das Sammelgut integriert werden, erläutert die Kräuterfrau. Währenddem der Riesenbärenklau einen sehr hohen Anteil von diesem Xanthoxin besitzt, sollte man ihn unbedingt meiden und besonders Kinder davor schützen, da diese Pflanze bei Berührung Brandblasen und Pusteln verursacht.
Eine Information ganz anderer Art gab es auf einer Tafel am Wegesrand im Ferienpark: Die Wasserleitung der Wartburg führt in vier Meter Tiefe seit 1884 durch das Terrain.