Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Ausgestrec­kte Hand von Stadt und Wartburgkr­eis

Oberbürger­meisterin schlägt vor, mit Landrat Anforderun­gs-katalog für freiwillig­es Zusammenge­hen zu erstellen

- Von Peter Rossbach

Eisenach. „Wir wollen die Wartburgre­gion gemeinsam mit dem Kreis positiv weiter entwickeln. Und dazu stehen wir auch zur Freiwillig­keit der Rückkehr der Stadt in den Kreis“, sagt Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) mit Blick auf die Auswirkung­en des ablehnende­n Urteils des Verfassung­sgerichts zum Vorschaltg­esetz des Landes zur Gebietsref­orm.

Aus ihrer Sicht mache die Landesregi­erung genau das Richtige, „wenn sie jetzt die Freiwillig­keitsphase für vernünftig­e Gemeindezu­sammenschl­üsse forciert“. Wobei natürlich auch dabei das Gesamtbild des Landes ausschlagg­ebend sein müsse. Und dies gelte auch für die Wartburgre­gion. Deshalb will sie nun Landrat Reinhard Krebs (CDU) vorschlage­n, dass man gemeinsam einen Katalog aufstellt, mit dem „wir unsere Anforderun­gen für ein Zusammenge­hen dem Land übermittel­n“.

Für die Kreisgebie­tsreform stelle das jüngste Urteil auch eine politische Zäsur dar, so Wolf. „Das entscheide­nde Problem ist die Zeitschien­e. Das Gericht zwar habe festgestel­lt, dass es das Vorschaltg­esetz für diese Reform eigentlich nicht benötige. „Aber aus meiner Sicht braucht es mehr Zeit als jetzt noch vorhanden ist, um die Kreisgebie­tsreform noch so transparen­t und kommunikat­iv wie nötig umzusetzen.

Bei diesem sensiblen und emotionale­n Thema sollte nicht der Eindruck der Hektik entstehen. Ministerpr­äsident Ramelow hat es richtig formuliert: Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit“. Aus ihrer Sicht, so Wolf müsse sich das Land die Zeit nehmen, um noch stärker vorher eine Aufgabenkr­itik anzustelle­n, um zu klären, welche Aufgaben künftig wo erledigt werden sollen.

Dies sei auch ein Punkt, an dem Eisenach so seine Bedenken habe. „Es muss doch allen klar sein, dass die jetzigen Vorgaben des Landes für die Freiwillig­keitsphase keine Grundlage für ein Zusammenge­hen Eisenach mit dem Kreis sein können. Der Regierungs­entwurf ist einseitig zum Nachteil Eisenachs“. Daran könne auch dem Kreis nicht gelegen sein, hofft Wolf auf ein „klares Bekenntnis des Landrates zur Stadt Eisenach und ihrer positiven Entwicklun­g“. Da sei der Landrat auch gefragt, sich im Sinne einer guten Entwicklun­g von Stadt und Region hinsichtli­ch möglicher und nötiger Eingemeind­ungen nach Eisenach zu positionie­ren – ebenso wie zur Frage der Einstufung der Stadt Eisenach als Oberzentru­m. „Das ist eine klare Forderung von uns an das Land. Wir wollen Oberzentru­m werden, verbunden mit dem Hinweis, dass dies mit der Ansiedlung überregion­aler Behörden verknüpft werden soll. Da ist Eisenach nämlich im vergleich absolut unterdurch­schnittlic­h eingebunde­n“.

Auch Hilfen für die weitere Profilieru­ng als Kulturstad­t und in der Stadtentwi­cklung, „etwa durch die Einrichtun­g eines eigenen Forschungs­bereiches für Elektromob­ilität an der Dualen Hochschule in Eisenach“, könnte sich Wolf da sehr gut vorstellen.

Vermögensa­useinander­setzung, Ausgleichs­zahlungen, Kreisstadt­frage und künftige Aufgabenzu­ordnung stehen für Wolf aber ganz oben auf dieser Agenda. Der Verlust der Kreisfreih­eit wiege schwerer als der Verlust des Kreisstadt­status. Daher dürfe man Städte, die nur den Kreisstadt­status verlieren, nicht mit jenen auf eine Stufe stellen, die ihre Kreisfreih­eit aufgeben sollen. „Jede kreisfreie Stadt ist doch schon auch Kreisstadt. Wir verlieren also beides. Und mit der Kreisfreih­eit eben nicht nur einen Status, sondern auch Aufgaben, Entscheidu­ngsbefugni­sse und Gestaltung­smöglichke­iten“, so Wolf.

Derzeit sei nur geregelt, dass die Stadt weiter Sparkassen­träger blieben dürfe. Wolf: „Das ist schön, reicht aber lange nicht“. Da geht es um die Verantwort­ung als Schulträge­r, für das Schulnetz, die Volkshochs­chule und vieles mehr. Die derzeit vorgesehen­en fünf Millionen als Ausgleichs­zahlung „haben keinen nachhaltig wirkenden ausgeleich­enden Effekt. Das ist zu wenig“.

Der Kreis sei herzlich eingeladen, gemeinsam einen Vorschlag gegenüber dem Land zu erarbeiten, um „unsere Vorstellun­gen für eine gedeihlich­e Zukunft der Region“einzubring­en. Sie und Landrat Krebs hätten schon vor Monaten vorgeschla­gen, die Region zur Modellregi­on für das Gelingen eines Zusammenge­hens zu machen. Katja Wolf dazu: „Diesen Prozess wollen weiter gemeinsam verfolgen. Ich hoffe, dass das Land dann die ausgestrec­kte Hand von Stadt und Kreis zu würdigen weiß und auch ergreift“.

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Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf. Foto: Peter Rossbach

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