Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Drei Schubkarren litten unter steiniger Last
Für die Terrasse ihres prächtigen Hanggartens an der Eisenacher Wartburgauffahrt haben Iris Bleckmann und Wolfgang Rudolf 30 Tonnen an Naturstein verbaut
Eisenach. Ein Schmetterlingspaar turtelt vergnügt miteinander. Beim neckischen Spiel flattern die Verliebten über den Teich hinweg, nehmen einen Bogen um die prächtig blühende Hortensie, verschnaufen kurz an der Akelei, überwinden eine weitere Natursteinmauer und gewinnen stetig an Flughöhe, bevor das Falter-paar über den saftig-grünen Kräutergarten und die sich anschließende Hecke hinweg dem Auge des Voyeurs entschwindet.
Dieser neugierige Geselle lümmelt genüsslich herum und schickt dem Falterpärchen ein langes Gähnen hinterdrein. „Unser Garfield — er isst zwar keine Lasagne, ist aber genauso verfressen“, stellt Iris Bleckmann ihre Samtpfote vor, während diese ihre Streicheleinheiten in vollen Zügen genießt.
Jetzt im Sommer steht der Haus-garten an der Wartburgauffahrt prächtig in der Blüte. Der Blick hangelt sich über die terrassenförmigen Natursteinmauern von einem bunten Tupfen zum anderen. Nur die Rosen beteiligen sich nicht an dieser farbenfrohen Blütenpracht. „Die Rehe fressen die ganzen Rosenblüten ab“, entschuldigt sich Iris Bleckmann. Zumindest nimmt Familie Wildschwein seit einigen Jahren von Besuchen Abstand. „Die laufen zum Glück vorbei“, sagt Wolfgang Rudolf.
„Anfangs war es ein normaler Hang – wir haben 30 Tonnen Naturstein aus dem Steinbruch geholt und den Hang terrassiert“, erzählt Iris Bleckmann. Jeder einzelne Stein sei vom Holen, Transportieren, Abladen und Setzen gut vier, fünfmal angefasst worden. „Drei Schubkarren haben wir dabei verschlissen“, fährt sie fort. Auf der obersten Empore kämpfen abseits des verblühten Rhododendronstrauchs Rucola, Mangold, Kohlrabi und Meerrettich miteinander um jeden Zentimeter der Anbaufläche. Zwei Etagen tiefer nimmt eine einzige Salbei-pflanze gut einen Quadratmeter Gartenland für sich in Anspruch.
An den Trockenmauern finden unterschiedlichste Steingartengewächse Halt. Kegelförmig geschnittene Buchsbäume, prächtig gedeihende Lavendelpflanzen, aber auch leuchtender Sonnenhut und ausladende Waldreben (Clematis) buhlen um bewundernde Blicke.
Aus jeder Etage des Hauses gelangt man in den Terrassengarten, der einen Höhenunterschied von elf Metern aufweist. Im Zickzack, auf schmalen, liebevoll von eigener Hand gepflasterten Natursteinwegen müssen die Gießkannen geschleppt werden. Teiche auf drei Ebenen und eine Zisterne sind in niederschlagsarmen Zeiten Reservoir.
Die oberste, umlaufende Galerie versprüht das Flair des Baumkronenpfades. Zweige von Ahorn, Buchen und Eichen sind zum Greifen nahe. Während die Sonne die Höhen des Südhang-gartens verwöhnen darf, sorgt das Blattwerk der Bäume im unteren Bereich während der Sommermonate neben reizenden Lichtspielen natürlich für kühlende Frische.
Das Blätterdach schafft nicht nur ein wohltemperiertes Klima, es lässt die Geräusche der unterliegenden Bundesstraße gedämpft nach oben steigen. „Im Winter genießen wir dafür einen prächtigen Ausblick über den Prinzenteich und in das Mariental“, verrät Iris Bleckmann. Der baumgesäumte Teil des Gartens bescherte der Familie eine reiche Ernte. „Ich brauche nicht in den Wald – es gibt viele Pilze bei uns“, erzählt Wolfgang Rudolf.