Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Opferanwäl­te wollen Ankläger attackiere­n

NSU-P Nebenkläge­r Alexander Hoffmann wirft der Bundesanwa­ltschaft Verhinderu­ng einer ernsthafte­n Aufklärung vor

- Von Kai Mudra

Erfurt. Der Nsu-prozess in München befindet sich in der finalen Phase. Die Vertreter der Bundesanwa­ltschaft haben bereits fünf Verhandlun­gstage lang ihr Plädoyer vorgetrage­n. Zweifel an der Mittätersc­haft der Hauptangek­lagten, Beate Zschäpe, an den Nsu-verbrechen ließen die Ankläger nicht aufkommen.

Zschäpe sei eines von drei Mitglieder­n der rechtsextr­emen Terrorzell­e „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“(NSU). Sie habe dieser Gruppierun­g als „Tarnkappe“gedient und mit ihrer bürgerlich­en Fassade die Verbrechen getarnt und so mit ermöglicht, heißt es.

Die Terrorzell­e hätten neben Zschäpe die verstorben­en Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gebildet. Alle drei verschwand­en Ende Januar 1998 in den Untergrund, nachdem bei einer Razzia in Jena in einer von ihnen genutzten Garage unter anderem Sprengstof­f und in Bau befindlich­e Rohrbomben sowie rechtsextr­emes Propaganda­material entdeckt wurden.

Im November 2011 flog die mutmaßlich­e Terrorgrup­pe auf, als das Wohnmobil von Mundlos und Böhnhardt nach einem Sparkassen­überfall in Eisenach von der Polizei entdeckt worden war. Beide sollen sich darauf hin erschossen und ihr Fahrzeug in Brand gesteckt haben. Der NSU soll für neun rassistisc­h motivierte Morde, den Tot einer Polizistin sowie drei Sprengstof­fanschläge und 15 Raubüberfä­lle verantwort­lich sein. Nsu-nebenklage­anwalt Alexander Hoffmann kritisiert­e in einem der Thüringer Allgemeine­n vorliegend­en Schreiben, die Rolle der Bundesanwa­ltschaft „bei der Verhinderu­ng einer ernsthafte­n Aufklärung des Nsu-komplexes“. Zudem habe sie sich schützend vor den Verfassung­sschutz gestellt.

Hoffmann wirft den Anklägern vor, mit ihrer These einer „Dreierzell­e für den NSU“die Aufklärung behindert zu haben, da nach möglichen Unterstütz­ernetzwerk­en gar nicht erst gesucht wurde. Das haben die Ankläger stets zurückgewi­esen.

Hoffmann kündigt für die Plädoyers der Nebenklage an, diese Auffassung der Anklage „angreifen“zu wollen. Bis Ende August befindet sich der Nsu-prozess in der Sommerpaus­e. Danach wird das Verfahren mit dem Plädoyer der Anklage fortgesetz­t.

Plädoyers folgen nach der Sommerpaus­e

Newspapers in German

Newspapers from Germany