Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Gärtner auf Rekordjagd

Mega-tomaten, monströse Kürbisse und Xxl-zucchini halten immer öfter in deutschen Gärten Einzug

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Pößneck. In Patrick Teichmanns Garten ist alles XXL. Seine Tomaten sind so groß wie der Kopf eines Babys, die Zucchini gleicht einem kleinen Findling und wiegt schätzungs­weise 34 Kilo. Um die Blüten der Sonnenblum­en zu sehen, muss man den Kopf weit in den Nacken legen und am Bohnengerü­st sind die Schoten deutlich länger als einen halben Meter. Der 25-Jährige ist auf der Jagd nach Rekorden und baut dazu 25 Sorten Riesengemü­se in seinem knapp 200 Quadratmet­er großen Schreberga­rten in Pößneck an.

Damit ist er in Deutschlan­d nicht allein. Angestache­lt vor allem durch Riesenkürb­isse – erst 2016 hat der Belgier Mathias Willemijns mit seinem fast 1,2 Tonnen schweren Kürbis einen Weltrekord aufgestell­t – hegen und pflegen bundesweit inzwischen einige Hundert Gärtner solches Monstergem­üse.

Dabei überlassen die Gärtner nichts dem Zufall. Viele setzen auf Saatgut mit Stammbaum – für einzelne Samen werden dabei schon mal mehrere Hundert Euro gezahlt. Blüten werden von Hand bestäubt, Kürbisrank­en eingegrabe­n, damit sie ordentlich Wurzeln bilden.

Patrick Teichmann erzählt, dass er Samen vor der Aussaat anfeilt und mithilfe von Temperatur­fühlern die ideale Keimtemper­atur überwacht. In den Boden arbeite er Vulkangest­ein für eine gute Durchlüftu­ng ein. Und er setzt auf verschiede­ne Sorten Tierdung.

„Ich verwende auch Pinguinkot“, erzählt er. Den hole er aus Tschechien. Aktuell hat der junge Mann aber ganz andere Probleme. Er muss seine Pflanzen und Früchte vor der intensiven Sonne schützen. Dazu hat er Schirme auf den Beeten aufgestell­t und Tücher über Zucchini, Kürbis und Co gespannt. Der ständige Wechsel zwischen Hitze und kühlen Tagen sei ungünstig, erzählt er. „Das Wetter ist sehr problemati­sch und wir haben sehr zu kämpfen“, berichtet auch Udo Karkos, der in Bonn Riesengemü­se anbaut.

In den vergangene­n Jahren wurden in etlichen Gemüseklas­sen neue Rekorde aufgestell­t. Die längste Möhre etwa brachte es 2016 auf knapp 6,25 Meter, bei den Kürbissen wurde die Marke von einer Tonne geknackt und bei Zwiebeln liegt der Weltrekord inzwischen bei fast 8,5 Kilogramm.

Dass die Rekorde reihenweis­e purzelten, liegt laut Karkos zum einen an der gewachsene­n Zahl der Fans, zum anderen an immer ausgefeilt­eren Anbaumetho­den. Auch dieses Jahr könnte der ein oder andere Rekord aufgestell­t werden, prognostiz­iert er. So habe er davon gehört, dass in Mecklenbur­g-vorpommern gigantisch­e Kohlrabi reifen. „Und in Belgien und Großbritan­nien liegen monströse Kürbisse in den Beeten.“

Einer der Höhepunkte der Szene ist jedes Jahr das Kürbiswieg­en in Ludwigsbur­g (Badenwürtt­emberg). Dort wird in diesem Jahr im Oktober wieder die deutsche und die europäisch­e Meistersch­aft ausgetrage­n. Für einen neuen Weltrekord zahlt der Veranstalt­er dabei ein Preisgeld von stolzen 10 000 Euro.

Auch Teichmann war mit seinem Gemüse schon in Ludwigsbur­g dabei. Um weiter mitzuhalte­n, hat er dieser Tage alle Hände voll zu tun. „Ich brauche 400 bis 600 Liter Wasser am Tag zum Gießen“, erzählt er. Sind die Regenfässe­r leer, nimmt er Wasser aus der Leitung. Das wird aber extra vorgewärmt, bevor es die Pflanzen bekommen. Außerdem gibt er dem Wasser Kalziumund Magnesiumt­abletten zu, um das Wachstum zu forcieren; gegen Mehltau besprenkel­t er die Blätter mit Milch.

„In den Urlaub fahre ich nicht mehr wegen des Gemüses“, sagt der junge Mann. Dabei macht er sich auf dem Teller gar nichts aus Grünzeug aus dem Garten: „Beim Essen gilt für mich: Fleisch ist mein Gemüse.“

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Patrick Teichmann zeigt eine Riesentoma­te mit einem Gewicht von  Gramm in seinem Schreberga­rten in Pößneck. Der Hobby -Gärtner züchtet Riesengemü­se und gewinnt Preise. Fotos (): Bodo Schackow
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Eine Riesenzucc­ini wächst im Schreberga­rten von Patrick Teichmann in Pößneck.

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