Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Fraunhofer-gesellschaft richtet Projektzentrum in Erfurt ein
Vertrag im Thüringer Wirtschaftsministerium unterzeichnet. Forschung unter anderem im Bereich der Biomedizin geplant
Erfurt. Im Bereich der Biomedizin entsteht in Thüringen eine neue Forschungseinrichtung.
Die Fraunhofer-gesellschaft richtet in Erfurt ein Projektzentrum ein, welches die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Mikroelektronik und Optik im Interesse der Biomedizin bündeln wird. Man nutze dafür vorhandenes Know how aus drei Fraunhofer-instituten in Leipzig, Dresden und Jena kündigte der Projektverantwortliche, Professor Hubert Lakner, gestern in Erfurt an.
Zum Start, der am Beginn des kommenden Jahres geplant ist, greife man zunächst auf Mitarbeiter der drei Institute zurück, die nach Erfurt kommen, kündigte Lakner an. Im weiteren Verlauf werde man Mitarbeiter für das Projektzentrum einstellen. Rund 15 Millionen Euro sind für Bau- und Investitionsmaßnahmen vorgesehen, weitere 20 Millionen Euro fließen in die Projektarbeit. An der Finanzierung beteiligt sich das Land anteilig. Die Beschäftigtenzahl der Forschungseinrichtung – die im Jahr 2023 den Regelbetrieb aufnehmen soll – steigt demnach kontinuierlich auf 55 bis 60 an.
Man starte zunächst in angemieteten Räumlichkeiten, später sei ein Neubau vorgesehen, kündigte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) an. Noch sei man in Erfurt auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Tiefensee sprach von einer sehr erfreulichen Entwicklung für Thüringen.
Mit der Entscheidung für den Standort Thüringen werde ein bestehendes Defizit verkleinert. Während in den alten Bundesländern etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Forschung und Entwicklung investiert werden, sind es in den neuen Bundesländern nur drei Prozent. In Thüringen liegt die Quote der Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit lediglich zwei Prozent des BIP sogar noch darunter.
Für Erfurt als Standort der neuen Forschungseinrichtung habe die Nähe zu den Universitäten in Ilmenau, Jena und Erfurt beigetragen, sagte der Präsident der Fraunhofer-gesellschaft, Reimund Neugebauer. Zudem habe das Land das Vorhaben sofort und ohne zögern unterstützt. „Wir haben drei derartige Projektzentren geplant, in Erfurt war man am schnellsten“, sagte Neugebauer.
Mit dem Institut in Erfurt werde eine Lücke geschlossen, zeigte sich der Spd-bundestagsabgeordnete Carsten Schneider zufrieden. Für die Thüringer Landeshauptstadt habe sich auch die Tatsache gesprochen, das hier mit der Firma X-fab ein Unternehmen der Mikroelektronikbranche seinen Stammsitz hat, sagte Schneider. „Hier ist Substanz vorhanden und hier spielen wir künftig in der Champions League“, so Schneider.
„Als Halbleiterhersteller besteht unser Geschäftsmodell darin, die analoge Welt mit der digitalen Welt zu verknüpfen“, erklärte Jens Kosch vom Vorstand der X-fab. Die räumliche Nähe zum künftigen Fraunhoferzentrum schaffe Synergien, die man nutzen wolle, kündigte Kosch an. Die biomedizinische Elektronik sei eine Zukunftstechnologie. Dazu sei ein enger Dialog zwischen Mikroelektronikern, Biologen und Medizinern notwendig, den das Zentrum unterstützen soll.
Er hätte sich die Ansiedlung des Projektzentrums natürlich auch in Ilmenau vorstellen können, sagte der Cdu-bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski. Letztlich freue er sich aber über die Standortentscheidung zugunsten Thüringens, versicherte Schipanski.