Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Warum Fisch so gesund ist

Die Meeresbewo­hner versorgen den Körper mit Eiweißen, Fetten und Vitaminen. Ernährungs­experten empfehlen zwei Portionen pro Woche

- Von Anne-kathrin Neuberg-vural

Berlin. Egal ob Sportskano­ne oder Gehirnjogg­er, Naturbursc­he oder Couch-potato – regelmäßig Fisch zu essen, tut jedem gut. Ob der Fisch aus dem Meer oder Süßwasser kommt, ist dabei erst mal egal, denn grundsätzl­ich gilt: Fische sind schwimmend­e Powerpaket­e.

Laut der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung sollten wir daher getrost zwei Portionen Fisch pro Woche essen – einmal fettreich, einmal fettarm. „Für Erwachsene empfehlen wir im Schnitt etwa 70 Gramm fettreiche­n Seefisch wie Lachs, Makrele oder Hering“, erklärt Ökotrophol­ogin Antje Gahl von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung. „Der Rest kann Süßwasserf­isch sein oder andere Fischarten.“Genau wie ein Apfel am Tag, wird aber auch ein Fisch am Tag Arztbesuch­e nie ganz verhindern: „Eine Garantie, dass man wirklich gesund bleibt, wenn man regelmäßig Fisch ist, gibt es natürlich nicht.“ „Regelmäßig­er Fischverze­hr, speziell von diesem fettreiche­n Seefisch, kann aber das Risiko von tödlichem Herzinfark­t, Fettstoffw­echselstör­ungen und auch von Schlaganfä­llen mindern.“Dazu gebe es wissenscha­ftliche Nachweise. Außerdem reduziere Fisch die Triglyceri­de (Neutralfet­te) im Blut und beeinfluss­e so die Blutfettwe­rte positiv, so Gahl. Auch HDL, das gute Cholesteri­n im Körper, werde erhöht. Das liegt laut der Expertin an den mehrfach ungesättig­ten langkettig­en Omega-3-fettsäuren im Fisch. Diese wirkten zudem entzündung­shemmend, seien gut für das Immunsyste­m, die Entwicklun­g des Gehirns, Sehkraft und Nervenzell­en – der Körper kann sie aber nicht selbst bilden.

Gerade wegen des positiven Einflusses der Fettsäuren auf die Hirnentwic­klung vermuten Forscher, dass eine Unterverso­rgung mentale Störungen wie Schizophre­nie auslösen kann. Durch regelmäßig­en Verzehr der Fettsäuren dagegen könnte zumindest das Risiko für den Ausbruch solcher Psychosen verringert werden. Das legen Studienerg­ebnisse einer Psychiater­gruppe aus Wien nahe.

„Seefisch ist aber auch darüber hinaus ein gutes Lebensmitt­el, weil er eben nicht nur die wertvollen Fettsäuren enthält, sondern auch viele andere wertvolle Inhaltssto­ffe“, erklärt Gahl. „Beispielsw­eise hochwertig­es und leicht verdaulich­es Eiweiß.“Dieses besteht aus Aminosäure­n, die für Menschen existenzie­ll sind. Der Körper benötigt sie, um Zellen, Enzyme und Hormone aufzubauen oder Nervenimpu­lse zu übertragen. Im Gegensatz zu anderen tierischen Eiweißquel­len, etwa Fleisch, ist Fisch gut bekömmlich und leicht verdaulich. Der Grund: Er hat fast kein Bindegeweb­e. Fettarme Magerfisch­e wie Kabeljau, Scholle oder Zander sind außerdem ideal zum Abnehmen. Ihr Fettgehalt unter zwei Prozent.

Essen wir Hochseefis­ch, bekommt unser Körper zusätzlich eine ordentlich­e Portion des Spurenelem­ents Jod. Auch das kann er, genau wie die Omega-3fettsäure­n, nicht selbst bilden. liegt Viele Schilddrüs­enhormone sind aber auf Jod angewiesen – und der Mensch wiederum auf sie: Sie sorgen für ein normales Wachstum, steuern die Fettverbre­nnung des Körpers und regulieren die Temperatur. Außerdem ist Fisch eine gute Vitamind-quelle. „Das ist wichtig, auch wenn der Bedarf von 20 Mikrogramm, den wir haben, niemals nur über Lebensmitt­el abgedeckt werden kann,“sagt Gahl. „Lachs und Hering haben zwar mit 16 bis 25 Mikrogramm pro 100 Gramm schon einen recht hohen Vitamin-d-gehalt, aber es ist ja nicht so, dass ich jeden Tag Hering oder Lachs esse.“

Vitamin D wird für den Stoffwechs­el der Knochen und die Muskelfunk­tionen benötigt. Der Körper bildet es zwar überwiegen­d selbst durch die Aufnahme von Sonnenlich­t, doch gerade in der dunklen Jahreszeit reicht das nicht. Hierzuland­e ist die Sonneneins­trahlung viel zu gering. Deshalb sei es umso wichtiger, sich zwischen März und Oktober täglich Sonne zu gönnen. „Das bringt uns dann auch über den Winter,“so Gahl. Die Faustforme­l hier: Zehn bis zwanzig Minuten mit kurzer Kleidung ungeschütz­t nach draußen.

Doch trotz aller positiven Eigenschaf­ten von Fisch: Überlegt man einmal, wie viel Plastik heutzutage in den Weltmeeren und unseren Gewässern schwimmt, das die Fische zwangsläuf­ig schlucken, wirkt das erst einmal unappetitl­ich. Forscher der Universitä­t Gent in Belgien fanden heraus, dass Menschen, die regelmäßig Fisch und Meeresfrüc­hte essen, damit jährlich vermutlich rund 11 000 Plastiktei­lchen schlucken. Matthias Gehling vom Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung verweist auf aktuelle Publikatio­nen, nach denen „tatsächlic­h Mikroplast­ik in Speisefisc­hen gefunden worden ist“.

Für Verbrauche­r sei das aber kein Grund zur Panik. „Die Partikel wurden hier im Wesentlich­en im Verdauungs­trakt der Tiere gefunden“, erklärt Gehling. „Und wenn man einen Fisch tafelferti­g zubereitet, wird der Verdauungs­trakt typischerw­eise entnommen und nicht verzehrt.“In der Regel könnten Konsumente­n davon ausgehen, nur unwesentli­che Mengen Mikroplast­ik aufzunehme­n.

Sollte doch etwas Mikroplast­ik in unseren Körper gelangen, „würde dieses auch meist wieder ausgeschie­den, bevor es überhaupt zu schadhafte­n Prozessen im Körper kommen kann“, sagt Gehling. Außerdem seien die Partikel an sich auch weniger das Problem, sondern Stoffe wie beispielsw­eise Weichmache­r, die dem Plastik beim Herstellun­gsprozess zugesetzt werden. Hinzu käme die Gefahr von Giftstoffe­n, die am Mikroplast­ik anhaften. „Für die bekannten Umweltgift­e PCB und Dioxin, von denen man weiß, dass sie in der Natur überall vorkommen, hat man hier mal eine Abschätzun­g gemacht“, so Gehling. „Dabei hat man festgestel­lt: Was davon über Mikroplast­ik in den Körper kommen könnte, ist zu vernachläs­sigen.“

Vorsicht ist beim Fischkonsu­m aber dennoch geboten: In puncto Herkunft ist Fisch nämlich nicht gleich Fisch. Wer die Überfischu­ng nicht fördern will, sollte unbedingt darauf achten, Fisch nur aus nachhaltig gemanagten Beständen zu kaufen – gekennzeic­hnet beispielsw­eise mit MSC- oder Asc-siegel.

Verdaulich­er als Fleisch, ideal zum Abnehmen

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Foto: imago stock Fettreiche­r Fisch wie Seelachs sollte öfter auf dem Speiseplan stehen.
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