Thüringer Allgemeine (Eisenach)
„Die Gegner der AFD sind intolerant“
Spitzenkandidat Alexander Gauland über Anfeindungen gegen seine Partei, rechte Parolen und seinen Blick auf Russland
Berlin. Im Potsdamer Landtag ist Sommerpause. Für einen Politiker gilt das nicht: Der dortige Afd-fraktionschef Alexander Gauland (76) will in den Bundestag. Das Interview gibt er im Landtagsbüro.
Herr Gauland, wie erleben Sie den Wahlkampf?
Alexander Gauland: Die Atmosphäre im Wahlkampf ist gut. Bei meinen beiden Auftritten in Sachsen waren jeweils 500 Leute.
In Offenbach bezeichneten Sie Gegendemonstranten als „Arschlöcher“. Wenig wertkonservativ.
Die ließen mich nicht zu Wort kommen. Die wollten die Kundgebung verhindern. Da habe ich sie als das bezeichnet. Ich lasse mich nicht niederschreien und sage „Meine sehr verehrten Damen und Herren“.
Wie erklären Sie sich den Hass vieler Menschen gegen die AFD?
Damit, dass die Gegner der AFD intolerant und leider auch töricht sind.
„Die Krim kommt nie wieder zur Ukraine zurück.“
Was verstehen die Gegner nicht?
Ich betreibe keine Motivsuche. Wir sind eine normale demokratische Partei. Wir wollen nicht das Grundgesetz umstürzen, sondern den Rechtsstaat wiederherstellen und schützen. Uns werden Dinge unterstellt, die nicht stimmen.
Die AFD hat kein Problem mit Rechtsextremen in Ihren Reihen?
Ich wüsste nicht wo. Es gibt eine klare Abgrenzung zu NPD und DVU. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung stellen wir nicht infrage.
Martin Hohmann, der 2003 wegen einer Rede gegen das Holocaust-mahnmal aus der CDU ausgeschlossen wurde, könnte für die AFD im Bundestag sitzen.
Ich habe keine Probleme mit Martin Hohmann.
Was würde sich verändern mit einer AFD im Bundestag?
Das hängt davon ab, wie die anderen mit uns umgehen. Wenn die anderen Parteien uns im Bundestag wie Feinde behandeln, werden wir sie vorführen. Unsere Feindschaft können sie gerne haben.
Würde die AFD einen Platz im Bundestagspräsidium beanspruchen? Normalerweise müssten wir einen Posten als Vizepräsident des Bundestags erhalten. Darauf zu verzichten, kommt nicht in Frage.
Sie und Alice Weidel sind Spitzenkandidaten. Es gibt zwei Vorsitzende, Frauke Petry und Jörg Meuthen. Wer gibt den Kurs in der Partei vor?
Bis zur Bundestagswahl sind Frau Weidel und ich inhaltliche Wortführer. Seit dem Kölner Parteitag im April ist Frau Petry nicht mehr im Bundesvorstand präsent gewesen, auch nicht in Telefonkonferenzen. Viele Entscheidungen haben wir ohne sie getroffen.
Ist das gut oder schlecht?
Das bewerte ich nicht. Wenn Petrys Stimme fehlt, dann fehlt sie halt. Ich habe dafür keine Erklärung. Sie wollte ursprünglich die alleinige Spitzenkandidatur. Das hat die Partei in einer Mitgliederbefragung abgelehnt. Sie hat dann selbst abgelehnt, die Spitzenkandidatur mit mir zusammen auszuüben.
Sollte Frau Petry erneut als Vorstandssprecherin kandidieren?
Das geht mich nichts an. Das muss sie entscheiden.
Die AFD will nur opponieren. Klar. Wir sind so lange Opposition, bis wir auf Augenhöhe mit den anderen sind. Wir wollen stark wie die Volksparteien Union und SPD sein. Erst dann kommt für uns Regierung infrage. Als kleine Partei in eine Koalition zu gehen, ist falsch. Wie wollen Sie auf Augenhöhe mit den Volksparteien kommen?
Das werden wir allein nicht schaffen. Das werden die Ereignisse schaffen. Einwanderung und Islamisierung werden den Druck verstärken. Dann werden uns mehr Leute wählen. Politische Ereignisse werden uns stärker machen.
Heißt das auch, dass islamistische Terroranschläge der AFD helfen?
Das ist eine zynische Bemerkung. Wir haben vorausgesagt, dass diese massive Flüchtlingseinwanderung zu Terroranschlägen führt. Wir werden durch solche Ereignisse bestätigt. Das heißt nicht, dass ich den Terror will. Ich kann aber nichts dafür, dass andere Parteien durch ziellose Einwanderung die Voraussetzungen für Terror schaffen.
Spielt der Anschlag von Barcelona eine Rolle im Afd-wahlkampf?
Er bestätigt nur, was wir schon immer sagten.
FDP-CHEF Lindner hat vorgeschlagen, die von Russland annektierte Krim als Provisorium anzuerkennen. Wie stehen Sie dazu?
Es ist richtig, die Krim als Teil Russlands anzuerkennen. Herr Lindner hat das jetzt auch verstanden. Die Krim kommt nie wieder zur Ukraine zurück. Die Sanktionen bringen nichts. Russland ist eine Macht in Europa, und wir müssen es in eine europäische Ordnung einbeziehen. Das Gegeneinander zur Nato muss aufhören.