Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Die Gegner der AFD sind intolerant“

Spitzenkan­didat Alexander Gauland über Anfeindung­en gegen seine Partei, rechte Parolen und seinen Blick auf Russland

- Von Karsten Kammholz Und Philipp Neumann

Berlin. Im Potsdamer Landtag ist Sommerpaus­e. Für einen Politiker gilt das nicht: Der dortige Afd-fraktionsc­hef Alexander Gauland (76) will in den Bundestag. Das Interview gibt er im Landtagsbü­ro.

Herr Gauland, wie erleben Sie den Wahlkampf?

Alexander Gauland: Die Atmosphäre im Wahlkampf ist gut. Bei meinen beiden Auftritten in Sachsen waren jeweils 500 Leute.

In Offenbach bezeichnet­en Sie Gegendemon­stranten als „Arschlöche­r“. Wenig wertkonser­vativ.

Die ließen mich nicht zu Wort kommen. Die wollten die Kundgebung verhindern. Da habe ich sie als das bezeichnet. Ich lasse mich nicht niederschr­eien und sage „Meine sehr verehrten Damen und Herren“.

Wie erklären Sie sich den Hass vieler Menschen gegen die AFD?

Damit, dass die Gegner der AFD intolerant und leider auch töricht sind.

„Die Krim kommt nie wieder zur Ukraine zurück.“

Was verstehen die Gegner nicht?

Ich betreibe keine Motivsuche. Wir sind eine normale demokratis­che Partei. Wir wollen nicht das Grundgeset­z umstürzen, sondern den Rechtsstaa­t wiederhers­tellen und schützen. Uns werden Dinge unterstell­t, die nicht stimmen.

Die AFD hat kein Problem mit Rechtsextr­emen in Ihren Reihen?

Ich wüsste nicht wo. Es gibt eine klare Abgrenzung zu NPD und DVU. Die freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng stellen wir nicht infrage.

Martin Hohmann, der 2003 wegen einer Rede gegen das Holocaust-mahnmal aus der CDU ausgeschlo­ssen wurde, könnte für die AFD im Bundestag sitzen.

Ich habe keine Probleme mit Martin Hohmann.

Was würde sich verändern mit einer AFD im Bundestag?

Das hängt davon ab, wie die anderen mit uns umgehen. Wenn die anderen Parteien uns im Bundestag wie Feinde behandeln, werden wir sie vorführen. Unsere Feindschaf­t können sie gerne haben.

Würde die AFD einen Platz im Bundestags­präsidium beanspruch­en? Normalerwe­ise müssten wir einen Posten als Vizepräsid­ent des Bundestags erhalten. Darauf zu verzichten, kommt nicht in Frage.

Sie und Alice Weidel sind Spitzenkan­didaten. Es gibt zwei Vorsitzend­e, Frauke Petry und Jörg Meuthen. Wer gibt den Kurs in der Partei vor?

Bis zur Bundestags­wahl sind Frau Weidel und ich inhaltlich­e Wortführer. Seit dem Kölner Parteitag im April ist Frau Petry nicht mehr im Bundesvors­tand präsent gewesen, auch nicht in Telefonkon­ferenzen. Viele Entscheidu­ngen haben wir ohne sie getroffen.

Ist das gut oder schlecht?

Das bewerte ich nicht. Wenn Petrys Stimme fehlt, dann fehlt sie halt. Ich habe dafür keine Erklärung. Sie wollte ursprüngli­ch die alleinige Spitzenkan­didatur. Das hat die Partei in einer Mitglieder­befragung abgelehnt. Sie hat dann selbst abgelehnt, die Spitzenkan­didatur mit mir zusammen auszuüben.

Sollte Frau Petry erneut als Vorstandss­precherin kandidiere­n?

Das geht mich nichts an. Das muss sie entscheide­n.

Die AFD will nur opponieren. Klar. Wir sind so lange Opposition, bis wir auf Augenhöhe mit den anderen sind. Wir wollen stark wie die Volksparte­ien Union und SPD sein. Erst dann kommt für uns Regierung infrage. Als kleine Partei in eine Koalition zu gehen, ist falsch. Wie wollen Sie auf Augenhöhe mit den Volksparte­ien kommen?

Das werden wir allein nicht schaffen. Das werden die Ereignisse schaffen. Einwanderu­ng und Islamisier­ung werden den Druck verstärken. Dann werden uns mehr Leute wählen. Politische Ereignisse werden uns stärker machen.

Heißt das auch, dass islamistis­che Terroransc­hläge der AFD helfen?

Das ist eine zynische Bemerkung. Wir haben vorausgesa­gt, dass diese massive Flüchtling­seinwander­ung zu Terroransc­hlägen führt. Wir werden durch solche Ereignisse bestätigt. Das heißt nicht, dass ich den Terror will. Ich kann aber nichts dafür, dass andere Parteien durch ziellose Einwanderu­ng die Voraussetz­ungen für Terror schaffen.

Spielt der Anschlag von Barcelona eine Rolle im Afd-wahlkampf?

Er bestätigt nur, was wir schon immer sagten.

FDP-CHEF Lindner hat vorgeschla­gen, die von Russland annektiert­e Krim als Provisoriu­m anzuerkenn­en. Wie stehen Sie dazu?

Es ist richtig, die Krim als Teil Russlands anzuerkenn­en. Herr Lindner hat das jetzt auch verstanden. Die Krim kommt nie wieder zur Ukraine zurück. Die Sanktionen bringen nichts. Russland ist eine Macht in Europa, und wir müssen es in eine europäisch­e Ordnung einbeziehe­n. Das Gegeneinan­der zur Nato muss aufhören.

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Foto: Jörg Krauthöfer Alexander Gauland im Innenhof des Brandenbur­ger Landtags in Postdam.

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