Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Abriss der alten Molkerei geht in diesem Jahr weiter

Der letzte Schritt sind Heizhaus und Schornstei­n. Doch dann müssen die Störche ein paar Meter weiter ziehen

- Von Birgit Schellbach

Berka/werra. Die Stadt hat Fördermitt­el erhalten, um die desolaten Gebäude der alten Molkerei weiter abreißen zu können. Es handelt sich um den mittlerwei­le dritten Abschnitt. In diesem Jahr sind das Verwaltung­sgebäude und die Kühl- und Versandhal­le an der Reihe.

Zuletzt stehen dann noch das Heizhaus und der Schornstei­n, die in einem vierten Abschnitt weichen sollen. Auf dem Schornstei­n befindet sich aber seit vielen Jahren ein Storchenne­st. Auch in diesem Jahr hat das dort ansässige Paar wieder Junge großgezoge­n.

„Wir sind seit Längerem mit der Unteren Naturschut­zbehörde wegen des Abrisses von Heizhaus und Schornstei­n im Gespräch“, sagt Bürgermeis­ter René Weisheit (parteilos). Ein Ersatz, ein Pfahl mit Horst, ist bereits in ein paar Metern Entfernung mit Unterstütz­ung des Unternehme­ns Thüringer Energienet­ze aufgestell­t worden. Doch bisher konnten sich die Adebare nicht für die Alternativ­e entscheide­n. Der Molkereisc­hornstein ist wesentlich höher: Vielleicht mögen die Störche die Aussicht? Obwohl sie ganz schön zu tun haben, nach der Nahrungssu­che in den Werraauen hoch oben auf dem Horst zu landen. Weisheit weiß, dass eine „Umsiedlung“gut vorbereite­t sein muss, setzt aber auf eine „pragmatisc­he Lösung“.

Wenn die Industrieb­rache am Ortsausgan­g in Richtung Auenheim-rienau und Horschlitt verschwund­en ist, wird die Stadt rund 8000 Quadratmet­er zur Verfügung haben. Der Bürgermeis­ter kann sich die Ansiedlung von Kleingewer­be ebenso vorstellen wie eine Wohnbebauu­ng. Stadträte und Ausschüsse sollen bei der Suche nach einer Nachnutzun­g einbezogen werden. Eines darf nach Ansicht von Weisheit aber nicht passieren: eine Wiese draus zu machen. Denn die Stadt wird am Ende trotz aller Fördermitt­el aus dem eigenen Haushalt rund eine halbe Million Euro investiert haben, um die Ruinen abzureißen. Weisheit fragt sich ohnehin, wie die Kommune in den Besitz der Molkerei gekommen ist. Nach der Wende war sie an einen Konzern verkauft und wurde auch noch betrieben. „Irgendwann standen wir aber im Grundbuch für eine Ruine“, kann er sich der derzeitige Bürgermeis­ter nur wundern.

Er ist seit 2012 im Amt. Übrigens haben in Berka/werra in diesem Jahr vier Storchenpa­are gebrütet: Neben dem Molkereisc­hornstein gibt es weitere Horste auf dem Schornstei­n der alten Brauerei, an einem Haus an der Suhl in der Nähe der Kläranlage und im Ortsteil Herda, im Bereich der Kaserne.

„Darauf sind wir stolz wie Bolle“, sagt Weisheit und schaut mit einem Augenzwink­ern auf die Nachbargem­einde Gerstungen. Dort ist der Storch das Wahrzeiche­n des Ortes und ziert das Gemeindewa­ppen. Auf dem Markt gibt es einen Storchenbr­unnen. Innerörtli­che Hinweissch­ilder sind ebenfalls in Form von Störchen gestaltet. Es brütet aber „nur“ein Paar auf dem Schloss – im Vergleich zu Berka/werra.

 ??  ?? An das Verwaltung­sgebäude schließt sich die alte Kühl- und Versandhal­le an. Alle Gebäude werden in diesem Jahr abgerissen. Foto: Birgit Schellbach
An das Verwaltung­sgebäude schließt sich die alte Kühl- und Versandhal­le an. Alle Gebäude werden in diesem Jahr abgerissen. Foto: Birgit Schellbach

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