Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Abriss der alten Molkerei geht in diesem Jahr weiter
Der letzte Schritt sind Heizhaus und Schornstein. Doch dann müssen die Störche ein paar Meter weiter ziehen
Berka/werra. Die Stadt hat Fördermittel erhalten, um die desolaten Gebäude der alten Molkerei weiter abreißen zu können. Es handelt sich um den mittlerweile dritten Abschnitt. In diesem Jahr sind das Verwaltungsgebäude und die Kühl- und Versandhalle an der Reihe.
Zuletzt stehen dann noch das Heizhaus und der Schornstein, die in einem vierten Abschnitt weichen sollen. Auf dem Schornstein befindet sich aber seit vielen Jahren ein Storchennest. Auch in diesem Jahr hat das dort ansässige Paar wieder Junge großgezogen.
„Wir sind seit Längerem mit der Unteren Naturschutzbehörde wegen des Abrisses von Heizhaus und Schornstein im Gespräch“, sagt Bürgermeister René Weisheit (parteilos). Ein Ersatz, ein Pfahl mit Horst, ist bereits in ein paar Metern Entfernung mit Unterstützung des Unternehmens Thüringer Energienetze aufgestellt worden. Doch bisher konnten sich die Adebare nicht für die Alternative entscheiden. Der Molkereischornstein ist wesentlich höher: Vielleicht mögen die Störche die Aussicht? Obwohl sie ganz schön zu tun haben, nach der Nahrungssuche in den Werraauen hoch oben auf dem Horst zu landen. Weisheit weiß, dass eine „Umsiedlung“gut vorbereitet sein muss, setzt aber auf eine „pragmatische Lösung“.
Wenn die Industriebrache am Ortsausgang in Richtung Auenheim-rienau und Horschlitt verschwunden ist, wird die Stadt rund 8000 Quadratmeter zur Verfügung haben. Der Bürgermeister kann sich die Ansiedlung von Kleingewerbe ebenso vorstellen wie eine Wohnbebauung. Stadträte und Ausschüsse sollen bei der Suche nach einer Nachnutzung einbezogen werden. Eines darf nach Ansicht von Weisheit aber nicht passieren: eine Wiese draus zu machen. Denn die Stadt wird am Ende trotz aller Fördermittel aus dem eigenen Haushalt rund eine halbe Million Euro investiert haben, um die Ruinen abzureißen. Weisheit fragt sich ohnehin, wie die Kommune in den Besitz der Molkerei gekommen ist. Nach der Wende war sie an einen Konzern verkauft und wurde auch noch betrieben. „Irgendwann standen wir aber im Grundbuch für eine Ruine“, kann er sich der derzeitige Bürgermeister nur wundern.
Er ist seit 2012 im Amt. Übrigens haben in Berka/werra in diesem Jahr vier Storchenpaare gebrütet: Neben dem Molkereischornstein gibt es weitere Horste auf dem Schornstein der alten Brauerei, an einem Haus an der Suhl in der Nähe der Kläranlage und im Ortsteil Herda, im Bereich der Kaserne.
„Darauf sind wir stolz wie Bolle“, sagt Weisheit und schaut mit einem Augenzwinkern auf die Nachbargemeinde Gerstungen. Dort ist der Storch das Wahrzeichen des Ortes und ziert das Gemeindewappen. Auf dem Markt gibt es einen Storchenbrunnen. Innerörtliche Hinweisschilder sind ebenfalls in Form von Störchen gestaltet. Es brütet aber „nur“ein Paar auf dem Schloss – im Vergleich zu Berka/werra.