Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Warum es keinen Urwald gibt
Widerspruch zum Umweltexperiment auf dem Sondershäuser Possen
Zu „O du schöner Wald“vom 5. August:
Das Umweltministerium Thüringens hat eine weitere Chance vertan, mit den Forstleuten vom Possenwald in ein sachliches Gespräch zu kommen. Offenbar ist man lieber unter sich und haut sich hemmungslos die Taschen voll.
Ich war Lehrer für Mathematik und Physik und habe meine Examensarbeit über naturkundliche Bildung und Erziehung in Kinderferienlagern angefertigt. Der Zustand unsere Wälder und die Entwicklung eines Bewusstseins für die Schönheit und zerbrechliche Einzigartigkeit unserer Natur liegt mir seit dieser Zeit sehr am Herzen.
Aus diesem Grund möchte ich einige Denkanstöße gegen das Projekt Possen-urwald geben und Gründe nennen, warum eine planvolle Bewirtschaftung, wie sie im Moment von unseren Forstleuten in fachkundiger Weise betrieben wird, dem Umweltschutz und der Artenvielfalt dienlicher ist als oben genanntes Prestigeprojekt unsers Umweltministeriums.
1. Dort, wo ältere Eichen und Buchen gemeinsam vorkommen, gibt es fast nur Buchenkeimlinge, auch bei den Eichen. Das Schwarzwild nimmt lieber Eicheln auf, so dass es vermehrt zu Buchenwäldern kommt, was der Artenvielfalt nicht dienlich ist. Sollte eine einzelne Eiche ein paar Jahre überstehen, wird sie vom Wild verbissen oder verfegt und wächst dann zu einem abnormen Baummonster.
2. Birken verbreiten sich sehr schnell durch Anflug im Wald, ersticken alles andere und verdunsten viel Wasser, was anderen Pflanzen dann fehlt.
3.Auf älteren Rückwegen und angelegten Schneisen kann man eine Vielzahl von Kräutern, Beerensträuchern, Gräsern und Büschen sehen. In etwas tieferen Fahrspuren hält sich Regenwasser, Lebenselixier vieler Arten, das bei einer Monokultur des Waldes fehlt.
Ich behaupte deshalb, dass das Urwaldexperiment scheitert. Es kommt nicht zu einer prognostizierten Artenvielfalt.
Die Politik des Umweltministeriums ist an den Baum gefahren, mit Totalschaden. Manfred Weidling, Riethnordhausen