Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Literaturnobelpreisträger V.S. Naipaul gestorben
Der Schriftsteller war nirgendwo ganz zu Hause: Auf Trinidad geboren, mit indischen Wurzeln und britischem Pass
London. Der Literaturnobelpreisträger V.S. Naipaul ist tot. Der Autor sei im Alter von 85 Jahren am Samstag friedlich gestorben, teilte seine Familie mit. „Er war ein Riese in allem, was er erreicht hat, und er starb im Kreis seiner geliebten Menschen, nachdem er ein Leben voll wunderbarer Kreativität und Streben gelebt hatte“, heißt es in einer Erklärung.
Geboren wurde Sir Vidiadhar Surajprasad Naipaul am 17. August 1932 auf der Karibikinsel Trinidad in eine Familie indischer Herkunft. Ein Stipendium ermöglichte dem 18-Jährigen ein Studium. Dort lernte er seine erste Frau kennen, mit der er bis zu ihrem Tode 1996 verheiratet war.
Indiens Premier Narendra Modi schrieb auf Twitter, Naipauls umfangreichen Arbeiten blieben immer in Erinnerung. Sein Tod sei ein großer Verlust für die Welt der Literatur.
Nach einigen Jahren als Journalist begann Naipaul Romane zu schreiben. Die ersten spielten noch auf Trinidad. In „Land der Finsternis“analysierte er kritisch die Verhältnisse in Indien, dem Land seiner Vorfahren. In „Eine Islamische Reise“wurde er zum Islamkritiker. Der Roman „An der Biegung des großen Flusses“beschrieb Chaos und Gewaltherrschaft in den unabhängig gewordenen Staaten Afrikas. Naipauls Stärken waren seine klare, schnörkellose Sprache, sein Recherchefleiß und auch seine Fähigkeit, genau zu beobachten. Im Jahr 2001 erhielt er den Literaturnobelpreis. (dpa)