Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Lewandowski trifft dreimal
Der neue Trainer Kovac gewinnt mit den Bayern im Supercup 5:0 gegen seinen früheren Klub aus Frankfurt
Frankfurt. Natürlich wusste Niko Kovac nur zu genau, dass gestern alle auf ihn achteten. Er, der im Mai mit Eintracht Frankfurt noch sensationell den Dfb-pokal gewann, stand nun als Trainer des FC Bayern an der Seitenlinie seiner alten Wirkungsstätte. Da verbietet es sich zu jubeln. Aus Anstand. Aus Respekt.
Und so nickte Kovac beim ersten Tor der Münchner nur kurz, während Hasan Salihamidzic ihn fast umrannte. Beim zweiten Treffer ging Kovac lieber störrisch nach links, damit ihn der Sportdirektor erst gar nicht liebkosen konnte. Es sollten noch weitere bayrische Tore fallen, doch mehr Emotionen zeigte der Trainer nicht, auch wenn er nun seinen ersten Pokal mit Deutschlands bester Mannschaft gewonnen hat.
Denn der FC Bayern hat Eintracht Frankfurt im Supercupfinale 4:0 (2:0) besiegt. Mann des Abends war Robert Lewandowski, er erzielte drei Treffer. Es ist der siebte Titel für die Münchner. Der Rekordmeister darf sich auch Rekord-supercup-sieger nennen, wenn er denn möchte. Denn natürlich wird dieser Pokal nicht dafür sorgen, dass in München heute auf dem Marienplatz gefeiert wird. „Es ist eine Standortbestimmung, wie gut wir in der Vorbereitung gearbeitet haben“, meinte Kovac vor der Partie. Das Fazit nach 90 Minuten: Die Bayern haben scheinbar ziemlich gut gearbeitet.
Diese Partie zwischen dem Pokalsieger und dem Deutschen Meister konnte ja nur stattfinden, weil die Frankfurter vor rund drei Monaten die Bayern in einem dramatischen Pokalfinale in Berlin mit 3:1 besiegten. Damals weinte Noch-frankfurttrainer Kovac Tränen des Abschieds. Einige Experten redeten in den folgenden Tagen sogar schon über das Ende der Bayern-dominanz, wenn sich der Kader des Rekordmeisters nicht erneuere.
Doch als wollte Kovac die Experten Lügen strafen (und weil Hoffnungsträger Serge Gnabry verletzt fehlte), schickte der Trainer gestern zunächst die etablierten Bayern-kräfte auf den Platz. Franck Ribéry und Arjen Robben durften in der Offensive mit Thomas Müller wirbeln. Im Sturm sollte Robert Lewandowski für Gefahr sorgen.
In der 21. Minute wurde eine Flanke von Joshua Kimmich länger und länger, was nur Lewandowski zu ahnen schien. Jedenfalls war der Pole der einzige, der am zweiten Pfosten in die Luft stieg und den Ball mit dem Kopf punktgenau in die rechte Ecke beförderte.
Und da sich Lewandowski so schön eingeköpft hatte, brauchte er nur fünf weitere Minuten für seinen nächsten Kopfballtreffer. Diesmal wurde eine Ecke von Robben länger und länger, auch diesmal schien wieder nur der Mittelstürmer das zu sehen, denn auch diesmal durfte er das Leder ohne wirkliche Gegenwehr ins gegnerische Netz köpfen. 2:0. Auch weil die Münchner im Laufe der Partie mehr und mehr Spielfreude entwickelten. Thomas Müller schlenzte sich den Wm-frust fast von der Seele (37.). In der zweiten Halbzeit entschied Lewandowski das Spiel in der 54. Minute endgültig. Der eingewechselte Kingsley Coman durfte auch noch treffen. Anschließend erinnerte das Geschehen auf dem Rasen schon wieder sehr an die Zeit der Über-überbayern. Was das nun für die kommende Bundesliga-saison bedeutet? Nicht viel. In den vergangenen sechs Spielzeiten hat der FC Bayern nur dreimal den Supercup gewonnen, aber am Ende immer über die Deutsche Meisterschaft gejubelt.