Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Betonwand stürzt auf mehreren Metern ein

Ein Unglück am Wasserkraf­twerk Mihla verursacht einen immensen Sachschade­n und Ausfälle in der Stromprodu­ktion. Kurze Werra-flutwelle

- Von Norman Meißner

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Montag, . August 

Mihla. Nach einem lauten Knall sowie einer Fontäne, die am Freitagabe­nd am Wasserkraf­twerk Mihla in die Höhe schoss, leerte sich die dort zurückgest­aute Werra binnen kürzester Zeit. Aus noch ungeklärte­r Ursache stürzte neben dem Turbinenha­us eine starke Betonmauer auf einer Gesamtläng­e von etwa sieben Metern ein.

„Ich habe mich gerade mit meiner ganzen Angelausrü­stung auf einer Sandbank flussabwär­ts eingericht­et, als wir kurz nach 19 Uhr einen lauten Knall hörten – es war ein fürchterli­ches Krachen“, erzählt ein Angler aus Mihla, der am Freitagabe­nd seinem entspannen­den Hobby nachgehen wollte. Seine neunjährig­e Tochter glaubte, einen Donner gehört zu haben. Sie wollte schnell weg und vor dem Gewitter wieder zuhause sein.

„Ich hatte meine Tochter gerade so beruhigen können, als überall am Ufer urplötzlic­h die Wasservöge­l verschreck­t aufstiegen“, fährt das Vorstandsm­itglied des örtlichen Anglervere­ins fort. Geistesgeg­enwärtig bringt er seinen kleinen Schatz ans sichere Ufer, kehrt zur Sandbank zurück, die an diesem Abend rund 30 Zentimeter aus dem Wasser schaut, um seine Angelausrü­stung zu holen. Binnen Sekunden steht das Wasser bis zu seinen Knöcheln, wenige Sekunden später noch einen halben Meter höher bis zu den Hüften. In letzter Sekunde entkommt der Angelfreun­d dem sicheren Untergang. „Erst kurz bevor die Welle kam, habe ich die Gefahr realisiert – panisch konnte ich mich und meine Ausrüstung noch retten“, erzählt der Zeuge.

In der momentanen „hitzigen“Trockenzei­t ähnelt die Werra fast einem Rinnsal, aber mit dieser Welle verwandelt­e sich der hessisch-thüringisc­he Grenzfluss für einige Zeit in einen reißenden Strom. „Sofort kam der ganze Unrat angeschwom­men, der sonst am Wehr hängen bleibt“, fährt er in seinem Bericht fort. Das Unglück am Wasserkraf­twerk sorgte am Wochenende für wahre Pilgerströ­me in Mihla, lockte Neugierige und Spaziergän­ger an. Viele, der Schaulusti­gen vermuten, dass der angeschwem­mte Baum immer wieder im Wasser schaukelte und gegen die Betonwand stieß, bis diese nachgegebe­n hat. „Es werden viel zu wenig Kontrollen am Wasserkraf­twerk durchgefüh­rt“, meint der Zeuge.

So schnell, wie die Flutwelle kam, so schnell war sie auch wieder verschwund­en. „Der Wasserstan­d ist bis nach Ebenau hoch kräftig gefallen – bei den Wasserspor­tfreunden Mihla hängt der Kutter völlig in der Luft“, schildert Mihlas Gemeindera­tsmitglied Oliver Rindschwen­tner seine Beobachtun­gen. Er schätzt, dass der Wasserstan­d mit dem Unglück etwa drei bis vier Meter gesunken ist.

Wasserwand­erer konnten mit ihren Kanus nirgends mehr anlegen, mussten ihre Boote umständlic­h durch Schlamm bugsieren. Viele Fische verendeten auf Sandbänken.

Das Wasserkraf­twerk, das jährlich zwischen drei und vier Millionen Kilowattst­unden Strom erzeugt, wurde im Sommer 2006 in Betrieb genommen. Es wurde am Platz der alten Anlage errichtet, die bis 1970 in Betrieb war. Zwei Turbinen sorgen heute für die Stromprodu­ktion.

 ??  ?? Urplötzlic­h brach am Freitagabe­nd kurz nach  Uhr eine starke Betonwand am Wasserkraf­twerk Mihla mit lautem Krachen und einer Fontäne ein. Die Stromprodu­ktion wird wohl für Wochen unterbroch­en sein. Foto: Norman Meißner
Urplötzlic­h brach am Freitagabe­nd kurz nach  Uhr eine starke Betonwand am Wasserkraf­twerk Mihla mit lautem Krachen und einer Fontäne ein. Die Stromprodu­ktion wird wohl für Wochen unterbroch­en sein. Foto: Norman Meißner

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