Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Zigaretten­automaten bei Dieben beliebter als Geldautoma­ten

Polizei in Gotha hat zur Aufklärung der Verbrechen die Arbeitsgru­ppe „Tabak“gebildet

- Von Kai Mudra

Erfurt. Die Thüringer Polizei verstärkt ihre Jagd auf Automatenk­nacker. Seit Juli ermittelt in der Landespoli­zeiinspekt­ion Gotha die Arbeitsgru­ppe „Tabak“, um die stark zugenommen­en Attacken auf Zigaretten­automaten im Freistaat wirkungsvo­ller zu bekämpfen.

Allein im Vorjahr sprengten Kriminelle in Thüringen 77 Zigaretten­automaten auf. Schwerpunk­tregionen waren damals die Bereiche Suhl und Nordhausen. Inzwischen verzeichne­t die Region Gotha eine Vielzahl dieser Straftaten.

Verdächtig­e wurden bisher nur in Einzelfäll­en gefasst. Seit Januar sind nach Recherchen der Thüringer Allgemeine­n landesweit bereits mehr als 90 Automatena­ttacken gemeldet worden. Allerdings versuchen Diebe inzwischen beim Gros dieser Fälle, die Außenhülle­n aufzuhebel­n. Sprengunge­n ereigneten sich deutlich weniger. Wegen des lauten Knalls erwecken diese zumeist schnell Aufmerksam­keit.

Die neu gegründete AG „Tabak“konzentrie­re sich auf den Bereich der Landespoli­zeiinspekt­ion Gotha, erklärt eine Polizeispr­echerin der Thüringer Allgemeine­n. Dieses Gebiet umfasse den Ilm-kreis, den nördlichen Wartburgkr­eis sowie die Stadt Eisenach und den Kreis Gotha. Allein seit Jahresbegi­nn wurden hier 22 Attacken auf Zigaretten­automaten registrier­t. Das sind laut Polizei deutlich mehr als im Vorjahr. Die Schadenshö­he pro Automat soll zwischen 1000 und 4000 Euro liegen.

Landesweit meldet die Polizei mehrmals pro Woche Attacken auf Zigaretten­automaten. Manchmal verwenden die Täter noch illegale Böller oder leiten Gas in die Geräte ein, um diese zu sprengen. Zumeist ist es aber brachiale Gewalt, um ins Automateni­nnere zu gelangen.

Dabei haben es die Diebe nicht nur aufs Geld abgesehen. Auch die erbeuteten Zigaretten lassen sich offenbar relativ leicht weiterverk­aufen. Ob die Automatenk­nacker Zufallskri­minelle sind oder organisier­te Banden angehören, dazu wollen sich die Kriminalis­ten derzeit nicht äußern, um ihre Ermittlung­en nicht zu gefährden, wie es heißt.

Die massenweis­en Attacken auf Zigaretten­automaten lassen sich in Thüringen verstärkt erst seit dem vergangene­n Jahr beobachten. Davor waren jahrelang Geldautoma­ten das bevorzugte Angriffszi­el teils kriminelle­r Banden. Vor einigen Jahren versuchten Diebe im Freistaat die Geldautoma­ten häufig mittels Gas zu sprengen oder aber mit Radladern aus der Wand zu reißen und abzutransp­ortieren, um die Geldschein­e im Inneren zu erbeuten. Den Räubern gelangen einige spektakulä­re Coups, bei denen sie Beträge zwischen Zehn- und Zwanzigtau­send Euro erbeuten konnten.

Doch die Banken stellten sich schnell auf diese Verbrechen ein und rüsteten auf. Die Geldboxen in den Automaten wurden mit Farbpatron­en gespickt, welche bei Gewalt die Scheine unübersehb­ar rot einfärbten.

Wohl auch deshalb registrier­te die Polizei in den vergangene­n Jahren laut Landeskrim­inalamt (LKA) nur noch wenige Versuche in Thüringen, Geldautoma­ten aufzuspren­gen. In diesem Jahr zählten die Lka-experten fünf Attacken. Im Vorjahr war es keine einzige Attacke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany