Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Erinnern an Opfer der Grenze
Noch immer sind nicht alle Toten identifiziert
Wartha-göringen. Zum Gedenken an die Opfer von Mauer und deutscher Teilung hatten die Eisenacher CDU und SPD am Montag zum „Blauen Wunder“bei Wartha-göringen eingeladen. Was heute eine blau angestrichene Brücke für Fußgänger und Radfahrer ist, war einst eine Grenzsperranlage, die verhindern sollte, dass Ddr-bürger durch die Werra in den Westen schwimmen konnten.
„327 Menschen haben ihr Leben bei der Flucht gelassen, sind erschossen, von Minen getötet worden oder ertrunken“, sagte Raymond Walk, Vorsitzender der Eisenacher CDU. Auch Suizide hat es gegeben, darunter von Grenzsoldaten, die nicht auf andere schießen wollten oder geschossen haben und das Erlebte nicht verarbeiten konnten. Die Dunkelziffer der Menschen, die an der innerdeutschen Grenze starben, liegt laut Walk bei 1500. Über einen dieser namenlosen Toten berichtete Helmut Schmidt, der Ortschronist von Herleshausen.
Der Vorfall hat sich 1964 ereignet. Beschäftigte der damaligen LPG haben beim Bau eines Silos im Grenzgebiet bei Wartha gesehen, wie ein Mann in Badehose und Unterhemd erschossen worden ist. Doch vom Kommandeur der Grenztruppen in Neuenhof war als Erklärung nur zu hören, dass es sich um eine Übung gehandelt hätte. Bis 1990 schwiegen die Zeitzeugen, denen Repressalien angedroht worden sind. Helmut Schmidt befragte sie, konnte aber bisher die Identität des Mannes im Alter von 20 bis 25 Jahren nicht klären. „Wir erinnern, gedenken, mahnen und trauern“, so Walk. Unter den Teilnehmern des Gedenkens war auch Eisenachs Sozialdezernent Ingo Wachtmeister (SPD).