Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Eine Frage der Gerechtigkeit oder doch nur eine Verzweiflungstat
Inoffiziell haben Hortnerinnen schon lange unterrichtet
Zu „Lehrermangel: Hortnerinnen mit Ddr-abschluss sollen unterrichten“vom 6. August: Welch eine Ironie der Geschichte. Minister Holter bezeichnet seine Erlaubnis, dass Erzieher mit Lehrbefähigung ab jetzt unterrichten dürfen, als „eine Frage der Gerechtigkeit“. Das ist es nicht, weil diese Ausbildung fast 30 Jahre ignoriert wurde. Es ist eine Verzweiflungstat des Ministeriums.
Die 100-Stunden-kurse der 90er Jahre, mit deren Absolvierung Ddr-erzieherinnen auch bundesdeutsche Erzieherinnen sein durften, hatten kaum pädagogischen und methodischen Inhalt und waren nur Zeitverschwendung.
Auch die vielen Hinweise durch einige Mitglieder des Landesschulbeirates im Thüringer Bildungsministerium, die Lehrbefähigung der Erzieherinnen für den Unterricht zu nutzen, wurden schon vom damaligen Kultusminister Althaus belächelt und ignoriert.
Inoffiziell vertraten die Horterzieherinnen schon immer Unterricht, wenn Kollegen fehlten. Das durfte aber nur als Betreuung bezeichnet werden.
Den Erzieherinnen, die sich für diese Aufgabe bereiterklären, geht und ging es um die Kontinuität im Unterricht für die Kinder, auch ohne höheres Gehalt. Natürlich reißt das an vielen Schulen wieder Löcher in der Hortbetreuung. Darüber müssen sich die Regierungsparteien gar nicht streiten, denn in jeder Regierung seit 1990 war die Bildung im Hort ein Stiefkind. Die CDU wollte die Horterzieherinnen an die Kommunen abgeben, die jetzige Regierung nahm sie mit knirschenden Zähnen wieder, da man Grundschule und Nachmittagsbetreuung nicht einfach trennen kann.
Garantiert doch den Kindern in der Grundschule Unterricht ohne Ausfall und die nachmittägliche Betreuung sowie die Absicherung der Ferien! Macht aus der Grundschule keine Versuchsanstalt. Dazu sind Kinder viel zu wertvoll.
Christine Milde, Frankenhain