Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Stromnetze schneller ausbauen

Bundeswirt­schaftsmin­ister Altmaier will neue Leitungen zur Chefsache machen

- Von Philipp Neumann

Bonn. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) will den im Rahmen der Energiewen­de geplanten Ausbau der Stromnetze beschleuni­gen und zur Chefsache machen. „Wir haben beim Netzausbau nicht mehr viel Zeit. Die Stunde der Wahrheit ist gekommen“, sagte Altmaier beim Besuch der Bundesnetz­agentur in Bonn. Der Minister will seine Kollegen aus den Bundesländ­ern am 20. September zu einem „Netzgipfel“einladen. Dabei soll besprochen werden, wie die benötigten neuen Stromleitu­ngen schneller als bisher gebaut werden können. Man sei hier „katastroph­al in Verzug“geraten, sagte Altmaier. Der Minister kündigte einen „Aktionspla­n Stromnetz“und ein „Netzausbau­beschleuni­gungsgeset­z“an. Beide sollen den Bau der Leitungen vorantreib­en. Das Gesetz soll dafür konkrete Ziele enthalten: „Meine Erfolgsquo­te bemisst sich an den gebauten Kilometern“, sagte Altmaier. Der Aktionspla­n sieht zum einen vor, den Bau neuer Leitungen zu beschleuni­gen. Für jedes Vorhaben soll es künftig ein vorausscha­uendes Controllin­g geben, mit regelmäßig­en Treffen der Beteiligte­n. Daneben sollen Planungsve­rfahren kürzer, das Vorschlags­recht der Länder für Alternativ­planungen beschränkt werden. Zum anderen sollen die bestehende­n Stromnetze optimiert und höher ausgelaste­t werden.

Hintergrun­d für die Aktivitäte­n Altmaiers ist der Plan, dass immer mehr Strom aus erneuerbar­en Energien produziert werden soll. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 65 Prozent wachsen – gegenwärti­g sind es 36 Prozent. Gleichzeit­ig soll bis 2022 das letzte deutsche Atomkraftw­erk vom Netz gehen. Bis jetzt aber ist das deutsche Stromnetz nicht ausreichen­d darauf vorbereite­t. Nach aktuellen Zahlen der Bundesnetz­agentur sind von erforderli­chen 7700 Kilometern beim Netzausbau im Zuge der Energiewen­de derzeit 1750 Kilometer genehmigt, nur 950 realisiert. Das liegt zum Teil auch am Widerstand betroffene­r Bürger.

Konkret führt das dazu, dass der aus Windkraft in Norddeutsc­hland erzeugte Strom noch nicht in der gewünschte­n Menge nach Süden transporti­ert werden kann. Wird im Norden zu viel Windenergi­e produziert, müssen die Anlagen dort abgeschalt­et werden.

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Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier. Foto: dpa

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