Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Lust und Last in Horschlitt
Zwei ehemalige Tongruben der Gerstunger Ziegelei und ihre unterschiedlichen Schicksale
Horschlitt. Der Kiessee in Obersuhl ist als Badeort bekannt, der Bergsee an der Ebertswiese ebenfalls, der versteckte See unweit der Gerstunger Kläranlage nicht weniger. Nur wenig bekannt ist der Badesee in Horschlitt. Dort wurde bis zur Wende vom Gerstunger Ziegeleiwerk Ton abgebaut. Auf dem Grund des etwa zwei Hektar großen Sees, der bis zu 30 Meter tief sein soll, sollen sogar noch Anlagenreste sein.
Der See ist ein abseits der Siedlung gelegenes Kleinod, allerdings erst, seitdem Frank Heidrich dort das Sagen hat. Der Schwimmmeister des Berkaer Freibades hat sich des Gewässers im Besitz der Firma Würfel in Gerstungen angenommen. Der See ist beliebt als Badeort. Dagegen sei nichts einzuwenden, sagt der Pächter. Lediglich das Angeln sei verboten. Dass das Umfeld mittlerweile einen tadellosen Eindruck macht, liegt vor allem an Frank Heidrich. Früher, berichtet er, wurde das Areal als Müllabladeplatz missbraucht. Auch wilde Camper habe man dort regelmäßig angetroffen. Heute würden die Dorfbewohner besser darauf achten, wer hier was anstellt.
Unweit davon gibt es einen zweiten Teich, der allerdings eingezäunt ist und den man tunlichst meiden sollte: die alte Tongrube. Dort hinein hatten die Automobilwerke Eisenach (AWE) giftige Abfälle aus der Galvanik entsorgt. „Die Leute, mit denen wir zu tun hatten, waren angenehm, der Müll nicht“, sagt die damalige Bürgermeisterin Liselotte Garber. Dass das zu Ddr-zeiten entstandene Dorfgemeinschaftshaus eine Gegenleistung des AWE für die Giftentsorgung im Dorf war, sei eine Legende. „Das Gebäude haben ausschließlich Leute aus dem Dorf gebaut, jeder Mann 100 Arbeitsstunden“, erinnert die damalige Bürgermeisterin.
Über die giftige Fracht, die das Automobilwerk in Horschlitt in die alte Tongrube entsorgt hat, gab es bis kurz nach der Wende Protokolle, erinnert sich Liselotte Garber. Das in Liquidation befindliche Automobilwerk habe nach der Wende versucht, weiterhin Sondermüll dort zu entsorgen, dagegen sei man dann allerdings eingeschritten.
Als Entschädigung für die Giftmüllentsorgung habe die Gemeinde Horschlitt insgesamt 27 000 Mark erhalten. Die Entsorgung würde heute wohl ein Zigfaches kosten.
Von der eingefriedeten Altlast gehe zumindest keine unmittelbare Gefahr aus, sagt Berkas Bürgermeister René Weisheit (parteilos). Es würden durch eine Betreuungsgesellschaft regelmäßig Proben entnommen. Eine Lösung für diese Altlast – den „Silbersee“– habe die Gemeinde aber derzeit nicht.
Galvanik-abfälle im „Silbersee“