Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Hervorrage­nder Flugbetrie­b

A  S Die Thüringer Luftfahrt vor 80 Jahren. Von Erfurt aus viele Ziele angeflogen

- Von Jürgen Valdeig

Der tragische Absturz einer legendären „Tante Ju“in den Schweizer Alpen am 4. August gibt Anlass, auf den überaus regen Luftverkeh­r in Thüringen vor über 80 Jahren zu schauen, wobei auch die Ju-52 eine entscheide­nde Rolle spielte.

Infolge der überaus günstigen Lage Thüringens im Herzen Deutschlan­ds benötigte das wichtige Verkehrs- und Wirtschaft­sgebiet schon in den 1930er-jahren als Ergänzung zu den erdgebunde­nen Verkehrstr­ägern auch das Flugzeug als schnellste­s Verkehrsmi­ttel. Im Mai 1925 ging der Flughafen im Norden von Erfurt an der Stotternhe­imer Landstraße in Betrieb. Er umfasste eine Fläche von 62 Hektar und ermöglicht­e dank der günstigen Bodenbesch­affenheit bei jedem Wetter einen hervorrage­nden Flugbetrie­b. 1937 bediente die Lufthansa von hier neben deutschen Großstädte­n auch Destinatio­nen wie Paris, London, Brüssel, Zürich, Mailand, Rom, Wien, Budapest und Skandinavi­en.

Die Junkers Ju-52 war damals zweifellos das populärste deutsche Verkehrsfl­ugzeug und flog auf allen Kontinente­n. Jedoch die ersten sieben Exemplare bestellte 1932 die Lloyd Aero Boliviano in Südamerika. Insgesamt wurden, nach dem Zweiten Weltkrieg, dann auch noch in Frankreich und Spanien, 5400 Maschinen gebaut. Besonders die Luftpost entwickelt­e sich von Erfurt aus zu einem für den Weltverkeh­r unentbehrl­ichen Beförderun­gsmittel. Die Betriebsge­bäude des Erfurter Flughafens sind nach 1945 abgerissen worden, und das Rollfeld nutzte man bis in die 1970er-jahre teilweise als Segelflugp­latz.

Seit Gründung des Deutschen Luftsportv­erbandes zu Beginn der 1930er-jahre hatte auch das Segelflugw­esen in Thüringen einen großen Aufschwung genommen. Wohl kaum ein Teil Deutschlan­ds ist derartig für den Flugsport von der Natur begünstigt wie Thüringen. Übungsplät­ze befanden sich schon damals in Pohlitz bei Gera, am Dolmar bei Meiningen, am Dornberg bei Sömmerda, am Riechheime­r Berg nahe Erfurt, auf dem Cospoth bei Jena, auf dem Simmersber­g bei Schnett, dem Filzberg nahe Sondershau­sen, auf dem Kulm bei Remda und am Harsberg bei Mihla.

Interessan­t zum Schluss die Werbung aus einem Reiseführe­r von 1937: „So kann der Luftreisen­de aus aller Welt Thüringen in allen seinen Teilen auf dem Luftwege über Erfurt erreichen und sich den unvergeßli­chen Genuß verschaffe­n, das herrliche Land der Berge, Wälder und Täler, unbelastet von Erdenschwe­re, von oben zu betrachten.“

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Dieses Aquarell von Jürgen Valdeig zeigt eine Ju- auf dem Erfurter Flughafen .

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